Herr Kavka, Sie haben in vielen Interviews, unter anderem bei uns, den Wunsch geäußert, einmal das „Aktuelle Sportstudio“ zu moderieren. Wieso eigentlich?

Das „Sportstudio“ wollte ich moderieren, weil ich mich mit Fußball mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser als mit Musik auskenne. Da dachte ich mir: Ich bin der richtige Mann. (lacht)

Woher kommt Ihre Begeisterung für Fußball?

Meine Samstage laufen schon seit meiner Kindheit stets gleich ab: Zunächst höre ich die Bundesliga-Konferenz im Radio, dann sehe ich die „Sportschau“ und schließlich das „Aktuelle Sportstudio“ - aber nur, wenn Bayern München nicht verloren hat. Wenn die ein Spiel verlieren, habe ich alle weiteren Fußballsendungen für den Fernsehabend gestrichen. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Tatsächlich hat man Sie im Fernsehen mit Sport bislang nur selten in Verbindung gebracht. Waren Sie letztlich so fokussiert auf die Musik, dass es gar nicht möglich war, eine Abzweigung in Richtung Sport zu nehmen?

Ich war fünf Jahre bei Viva und zehn Jahre bei MTV. Alle Leute, die mich jemals im Fernsehen wahrgenommen haben, haben das also immer im Zusammenhang mit Musik gemacht. Allerdings gab es auch da kleine Sachen, die ich mir gegönnt habe. Ich erinnere mich an das WM- und EM-Camp bei MTV, das wir zu den Turnieren täglich gesendet haben. Dahinter stand gewissermaßen der Versuch, Popkultur mit Fußball zu verbinden, was mir schon immer ein großes Anliegen war. Später bin ich hin und wieder bei Sky, Sport1 oder im ZDF als Fußball-Experte herumgeturnt, aber erst jetzt geht dank RTL Nitro ein kleiner Traum für mich in Erfüllung, weil ich mit den EM-Qualifikationsspielen endlich mal eine reine Fußballsendung als Moderator bestreiten darf.

Tatsächlich hat es jetzt mit einiger Verspätung geklappt – wenn es auch erst mal nicht das „Sportstudio“ geworden ist. Wie kam es zu dem Job?

Die Idee ist bei RTL Nitro entstanden, ich war zunächst völlig überrascht. Der Satz war noch nicht mal zur Hälfte zu Ende gesprochen, als mir klar war: Mach ich! Mich interessiert der Rest der EM-Qualifikation nämlich genauso wie mich eigentlich alles interessiert, was mit Fußball zu tun hat. Diese Chance zu bekommen, ist wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag an einem Tag.

In einer berühmten Fußball-Sendung gibt es das Phrasenschwein. Was werden Sie tun, um als Moderator der Quali-Übertragungen möglichst wenig Geld einzahlen zu müssen?

Dadurch, dass ich schon so lange Fußball-Übertragungen schaue, habe ich eine sehr konkrete Vorstellung davon, was ich nicht machen möchte. Es gibt ja diese arrivierte Berichterstattung, die sehr seriös daherkommt und fachlich äußerst korrekt, ja fast schon nerdig über Fußball spricht. Mir ist sehr daran gelegen, mich nicht durch überbordendes Wissen in nerdigen Expertengesprächen zu verlieren. Es geht mir vor allem darum, die Zuschauer mitzunehmen und Fußball greifbar zu machen. Für mich ist es ein Sport, der eine unglaubliche Leidenschaft und Emotion bei mir freisetzt. Nun wollen wir da keine Popkultur-Geschichte machen, weil der Fußball dafür viel zu ernst ist. Aber es ist mein erklärtes Ziel, einen Ansatz zu verfolgen, der die klassischen Strukturen der Fußball-Berichterstattung zumindest ein Stück weit aufbricht.

Helfen da die vielen, oft unkonventionellen Gespräche, die Sie im Laufe der Zeit im Musik-Bereich geführt haben?

Ich werde so moderieren, wie ich das auch bei MTV gemacht habe – nur dass das Thema jetzt eben Fußball ist. Meine eigene Art, wie ich Sendungen bestreite, soll auch bei RTL Nitro erkennbar sein.

"Die Latte liegt extrem hoch."
Markus Kavka

Und doch gibt es sicherlich das eine oder andere Vorbild, wenn man so viele Fußballspiele gesehen hat wie Sie.

Unvergessen ist für mich die Kombination Netzer/Delling, die ich über die Jahre hinweg stets sehr gerne gesehen habe. Das war unterhaltsam und gleichzeitig kompetent. Aber auch die Kombination aus Marcel Reif und Günther Jauch hat mir gefallen. Ich finde allerdings, dass Oliver Welke und Oliver Kahn sowie Matthias Opdenhövel und Mehmet Scholl ebenfalls einen tollen Job machen. Da liegt die Latte extrem hoch, aber wir werden versuchen, eine eigene Note reinzukriegen.

Mit wem werden Sie sich denn die Bälle zuwerfen?

In der ersten Sendung werde ich Steffen Freund an meiner Seite haben. Der hat eine Menge zu erzählen, gerade im Hinblick auf das Spiel zwischen Slowenien und England. Steffen hat lange in England gespielt, er war Co-Trainer in Tottenham und ist aus meiner Sicht ein extrem kompetenter Experte, der eine sehr gute Art hat, sein Wissen zu vermitteln.

Und er hat Erfahrung, weil er eine Zeit lang für Sky als Experte tätig war.

Für mich ist er insbesondere für unser Auftakt-Spiel der ideale Mann. Ganz davon abgesehen, dass er sich auch noch mit dem Europameister-Titel schmücken kann.

Sie sind gebürtigen Ingolstädter. Gerade ist der FC Ingolstadt in die Bundesliga aufgestiegen. Drücken Sie dem Verein die Daumen – auch wenn Ihr Herz ja bekanntermaßen für die Bayern schlägt?

Ja, ganz klar! Meine Sympathien sind beim FC Ingolstadt. Wenn es allerdings zum Aufeinandertreffen von Ingolstadt und Bayern kommt, dürfen die Punkte gerne beim Meister bleiben. Gegen alle anderen Mannschaften darf Ingolstadt gerne gewinnen.

Lassen Sie uns zum Schluss den Fußball-Platz verlassen. Als wir das letzte Mal sprachen, sind Sie gerade mit Ihrer Sendung „Number One“ von kabel eins zu ZDFkultur gewechselt. Wenig später wurde das Aus des Senders bekannt. Wie haben Sie persönlich diese Phase wahrgenommen?

Es war wahnsinnig schade, weil „Number One“ für mich eine echte Herzensangelegenheit gewesen ist. Die vier Staffeln, die wir gemacht haben, waren – neben einigen Highlights bei MTV – die aufregendsten Jahre meiner Laufbahn als Musikjournalist. Es war unglaublich, welche Größen wir alles in der Sendung hatten. Meinetwegen hätten wir die Show noch 100 Jahre machen können. Musik ist im Fernsehen aber leider generell nicht mehr so präsent wie das noch vor ein paar Jahren der Fall war. Aber vielleicht ergibt sich in naher Zukunft in dieser Richtung ja noch etwas anderes.

Musik war für RTL Nitro ja immer schon immer ein Thema.

Wo ich schon mal da bin... (lacht)

Herr Kavka, herzlichen Dank für das Gespräch.

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