Herr Klimek, Sie zeichnen für die Kampagne von RTLplus verantwortlich. Macht es einen Unterschied, eine Kampagne für einen neuen Sender zu machen im Vergleich zu einem Sender wie RTL, den jeder kennt? 

Das ist eine der schönsten Herausforderungen im Job, weil man komplett bei Null anfangen muss und den Sender neu erfinden kann. Man benötigt ein völlig neues Design, muss einen Claim aussuchen, ein Logo entwickeln, einen Sprecher suchen. Es gilt, das gesamte Erscheinungsbild eines Senders, das sich bei Sendern wie RTL über die Jahre entwickelt und verändert hat, aus dem Stand heraus einzuführen, um damit die inhaltliche Positionierung zu unterstreichen.

Worauf haben Sie bei RTLplus geachtet, um den Sender ins rechte Licht zu setzen?

Es ist sehr wichtig, dass die Nähe zu RTL klar ist, weil das Programm ja aus der Tradition von RTL heraus kommt. Das wird etwa beim Piano-Sechsklang deutlich, den wir zum Start einführen. Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass der Sender ein Eigenleben hat und unabhängig von RTL verstanden werden kann. Er soll ja nicht wie ein Abklatsch von RTL aussehen, sondern ein uniquer Sender sein. Das ist eine echte Gratwanderung, an der wir lange intensiv gearbeitet haben.


Und zunächst sitzt man vor einem leeren Blatt?

Ja, man sitzt wirklich erstmal vor einem leeren Blatt und denkt viel nach. Seither ist aber einiges passiert. Nach der Launchkampagne arbeiten wir gerade an dem ersten Promopaket, das ab dem 4. Juni mit 30 Trailern zusammen mit dem Sender an den Start gehen wird.

Erste Eindrücke kann man sich inzwischen schon in Teasern verschaffen, doch wie genau wollen Sie RTLplus künftig in Szene setzen?

Wir haben RTLplus als Sender aufgesetzt, mit dem die Zuschauer noch einmal die schönsten Momente der Vergangenheit Revue passieren lassen können – mit all dem, was sie in den 90er Jahren und später geliebt haben, allen voran natürlich "Dr. Stefan Frank" als Signature-Format, aber auch "Hinter Gittern", "Doppelter Einsatz", "Nikola" und "Ritas Welt". Es ist im besten Sinne ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Diese Rückbesinnung, verbunden mit einem zeitgemäßen Schlager von Mitch Keller, steht daher logischerweise auch im Fokus des neuen Spots, den wir im Vorfeld des Sendestarts ausstrahlen werden. Wir visualisieren die Zielgruppe, Frauen in den verschiedenen Lebensaltern. Da ist die etwas ältere Frau, die ihrem Enkelkind einen alten Teddy aus ihrer Kindheit schenkt, aber auch die junge Frau, die ein historisches Möbelstück restauriert. Man sieht zwei Schulfreundinnen, die sich auf dem Sofa Bilder aus ihrer Schulzeit anschauen und eine Oma, die gerade einen Kuchen backt, während ihre Enkelkinder dafür sogar die Playstation links liegen lassen. Wir wollen Menschen zeigen, die Traditionen und Erinnerungen schätzen und wissen, was in der Vergangenheit mal wichtig gewesen ist.


Der Sendername hat ja auch eine gewisse Tradition – wie vor 30 Jahren sieht das Design aber nicht aus...

(lacht) Da wollten wir auf jeden Fall moderner werden. Wir haben für die Kampagne den Claim "Gutes bleibt und kommt jetzt wieder" genommen, der den Grundgedanken auf den Punkt bringt. Der Senderclaim ist "Für dich" und beschreibt damit das Entspannen und Zurückfallenlassen, die Wiederkehr schöner Erinnerungen. Wir wollen also den Retro-Gedanken auf einem modernen Weg transportieren. Auch die Neuproduktion bekannter Formate sorgt letztlich dafür, dass der Sender nicht zu retro sein wird.

Mit Joachim Llambi und Inka Bause tauchen auch zwei Ihrer Moderatoren in den Spots auf.

Es ist natürlich ein Traum, wenn man direkt mit Sendergesichtern rausgehen kann. Damals bei RTL Nitro haben wir das nicht gehabt. Joachim Llambi und Inka Bause haben in der Zielgruppe des Senders ja auch ein gewisses Gewicht. Das hilft, um einen neuen Sender schnell mit Leben zu füllen.

Wie groß wird die Mediengruppe RTL die Kampagne zum Senderstart fahren?

Die ersten beiden Teaser laufen bereits seit dem vergangenen Wochenende auf allen Sendern der Mediengruppe. Die Print-Kampagne in den großen Publikumstiteln wird breit angelegt sein, zudem haben wir eine Facebook-Seite und werden eine eigenständige RTLplus-Homepage einführen.

Sie haben eben schon den Vergleich mit RTL Nitro angesprochen. Wo war es im Vorfeld kniffliger, eine Idee zu finden, um den Sender vorzustellen?

Bei RTL Nitro war es schon eine große Herausforderung, den Sender auf unseren Kanälen zu promoten, denn viele unserer Sender werden vor allem von Frauen gesehen. Bei RTL Nitro hat man sich ja ganz klar auf Männer konzentriert. Das war rein kommunikativ durchaus etwas kniffliger. Bei RTLplus haben wir es da einfacher, weil wir Frauen im besten Lebensalter ansprechen. Schwieriger wird hier aber die Abgrenzung zu RTL, so dass wir uns bei der Kommunikation zunächst vor allem auf die Serien aus den 90er Jahren fokussieren, um keine Verwirrung zu schaffen, wenn ein Format auf beiden Sendern zu sehen ist – auch wenn wir uns bei RTLplus etwa im Falle von "Let's dance" auf die früheren Staffeln konzentrieren.

Herr Klimek, vielen Dank für das Gespräch.

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