Fernsehen ist ein People Business - und das auf jedem Level. Von der Kreativität derer, die wunderbare Geschichten erschaffen, die später ein Millionenpublikum faszinieren sollen bis hin zu den Verhandlungskünsten derer, die diese Sendungen erst einmal einkaufen und programmieren müssen: Den Sendern. So selbstverständlich also mancher Vertrag und manche Zusammenarbeit klingen mag, so bedeutend sind kleinste Änderungen für die Beteiligten. Das trifft sicher auch auf die neue Zusammenarbeit von Super RTL und Lucasfilm zu. Der deutsche Marktführer im Kinderfernsehen hat sich die vierte Staffel der Serie „Star Wars: The Clone Wars“ sowie die Option auf Staffel 5 gesichert.

Schon jetzt zeigt der Sender die Serie - man hatte sie ProSiebenSat.1 abgekauft. Ab der im Herbst startenden vierten Staffel der Animationsserie aus dem „Star Wars“-Universum gibt es jedoch erstmals eine direkte Zusammenarbeit. Was der kleine aber feine Unterschied ist, erfährt man gut 30 Kilometer nördlich von San Francisco - im Lucas Valley, einem in jedem Wortsinn unheimlich idyllischen Tal, in dem sich George Lucas schon vor Jahrzehnten sein Headquarter der ganz eigenen Art geschaffen hat: Fern ab von der Hektik Hollywoods und selbst des Silicon Valley sollen die Kreativen seiner Firma hier von nichts abgelenkt werden. Und das gelingt wohl: Hierhin verirrt sich niemand unabsichtlich. Kaum ein Auto begegnet einem auf dem Weg in das ohnehin noch einmal gut gesicherte Heiligtum des „Star Wars“-Erfinders.

Es nennt sich Big Rock Ranch, wo an der TV-Serie „Star Wars: The Clone Wars“ gearbeitet wird. Doch die Pavillons in einer dezent an japanische Teehäuser erinnernden Architektur passen so gar nicht zu dem deftig amerikanisch klingenden Namen. Die allgegenwärtige Ruhe nach dem Aussteigen lässt auch zunächst zweifeln: Wird hier wirklich gearbeitet? Man hört nur vereinzeltes Vogelgezwitscher und sonst nichts. Selbst wenn man einmal drin ist, will man es noch bezweifeln: Breite Gänge, edle Ausstattung und überall Filmposter aus den frühen Zeiten des Kinos - aus der Sammlung von George Lucas. Doch eins sieht man kaum: Menschen. Hin und wieder kreuzt jemand mit einem Kaffee in der Hand die breiten, recht bieder in hell beige und braun gehaltenen Gänge. Dass dies der Ort sein soll, an dem „Star Wars: The Clone Wars“ entsteht, will man noch nicht recht glauben.

Vorbei an unzähligen Fenstern mit Blick auf den künstlich angelegten See trennt plötzlich eine Glastür die vornehme Stille von der Betriebsamkeit der Kreativen dahinter. Durch die Scheibe mit der Gravur „Lucasfilm Animation“ sieht man erstmals, in wessen Haus man hier zu Gast ist: Darth Vader und andere „Star Wars“-Charaktere begrüßen jene Besucher, die bis hier hin vordringen dürfen. Sie entdecken dann, zumindest in diesem Winkel des Anwesens, dass doch so manches Vorurteil stimmt: Wer an „Star Wars“ arbeitet, muss „Star Wars“-Fan sein. Unzählige Figuren, Poster, Fotos und Spielzeug füllen nicht nur die Arbeitsplätze sondern auch die Flure, an denen hier keine alten Filmposter mehr hängen. Dafür die Storyboards für die nächste „Clone Wars“-Staffel.

Wenn Super RTL-Geschäftsführer Claude Schmit bei dieser Gelegenheit sagt, dass man sich freue, dass „mit Lucasfilm eines der weltweit erfolgreichsten Studios langfristig mit uns kooperiert“, dann erahnt man in diesem Moment, dass die Kooperation keine Einbahnstraße ist. Denn auch wenn es für den Zuschauer keinen Unterschied macht, auf welchem Wege Super RTL die Rechte an der Serie erwirbt, so will Lucasfilm Animation mit der direkten Zusammenarbeit besonders eins: Die Marketing- und Merchandising-Erfahrung des Kölner Familiensenders, der zur Hälfte der Mediengruppe RTL Deutschland, zur Hälfte Disney gehört. Die Schreibtische auf der Big Rock Ranch sind ein Beleg dafür, wie wichtig und lukrativ Merchandising für Lucasfilm sind.