Servus TV gibt seinen Zuschauern viele Rätsel auf. Was genau der Sender sein möchte, lässt sich noch immer nicht so recht sagen - schließlich bewegt sich die programmliche Bandbreite irgendwo zwischen Heimatgefühlen, anspruchsvollen Dokus und einer Menge Spielfläche für Red Bull, dem steinreichen Getränkehersteller, der schon längst mehr ist als nur das. Ein regelrechtes Universum hat Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz über all die Jahre hinweg aufgebaut und ein - wenn auch nach wie vor kleiner - Pfeiler dieses System ist eben Servus TV. Wie viel Potenzial in dem Sender steckt, wurde deutlich, als Felix Baumgartner vor wenigen Jahren vom Himmel fiel und dem roten Bullen weltweit ungeahnte Aufmerksamkeit brachte.

Tolle Quoten gab es aber auch 2013, als Servus TV das erstmals ausgetragene Winter Game der DEL übertrug. Rund 250.000 Zuschauer schalteten in der Spitze ein, als sich die Eishockey-Teams aus Nürnberg und Berlin gegenüberstanden. Ein schöner Erfolg, der sich in dieser Größenordnung freilich nicht allzu oft wiederholen lässt. Entsprechend groß sind die Hoffnungen von Servus TV mit Blick auf das zweite Winter Game, das an diesem Samstag stattfinden wird - diesmal in Düsseldorf, wo die DEG in einem pikanten Duell auf die Kölner Haie treffen wird. "Eiskalt und gigantisch" soll es zugehen, verspricht der Sender. Und wer das Aufeinandertreffen beider Mannschaften kurz vor Weihnachten sah, der wird das gerne glauben.

An diesem Wochenende wird alles aber noch einmal eine Nummer größer sein, was nicht nur daran liegt, dass zum zweiten Mal ein reguläres Ligaspiel unter freiem Himmel stattfindet. Servus TV hat sich vorgenommen, knapp fünf Stunden live zu berichten - mit einer elf Mann starken On-Air-Crew. Insgesamt sind sogar 100 Personen an der Übertragung beteiligt und damit doppelt so viele wie bei einem gewöhnlichen DEL-Spiel. "Nicht umsonst sprechen wir von Europas größter Eishockey-Produktion", sagt Philip Wolfarth, Bereichsleiter Sport bei Servus TV im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de, nicht ohne Stolz. "Die größte Herausforderung besteht darin, dem Zuseher nicht nur das Spiel sondern auch das Spektakel drum herum nach Hause zu liefern." Ziel sei es, "eine Symbiose aus Event und Sport zu schaffen".

Philip Wolfarth© Servus TV

Philip Wolfarth, Bereichsleiter Sport bei Servus TV

Der technische Aufwand ist jedenfalls immens. Zu den sogenannten Cable Guys, also den mit Mikrofonen verkabelten Spielern, die Servus TV vor zwei Jahren in der DEL eingeführt hat, kommen 25 Kameras, darunter einige, die nach Angaben des Sportchefs sonst allenfalls bei Großereignissen wie der Fußball-Weltmeisterschaft oder den Olympischen Spielen zum Einsatz kommen. So verspricht Wolfarth etwa eine Spider Cam und eine Highspeed-Kamera, von der man sich "spektakuläre Zeitlupenaufnahmen" erhofft. "Wir werden das Gerüst der Live-Produktion aus dem Jahr 2013 nehmen und es in gewissen Punkten verfeinern", betont er und will bei den Eishockey-Fans etwa mit neuen Rubriken punkten. So wird Experte Tino Boos direkt zwischen die beiden Spielerbänke geschickt, um den Zuschauern näher zu bringen, was während des Spiels neben dem Eis geschieht.

Viel Aufwand also, für den es einen langen Vorlauf brauchte. Die Unterschiede zu den regulären Übertragungen seien "durchaus erheblich", betont Philip Wolfarth gegenüber DWDL.de. Das zeigt alleine schon die lange Vorbereitungsphase, die schon im vorigen Frühjahr begann. "Für den Aufbau des Settings benötigen wir knapp zwei Tage - bei einem normalen DEL-Spiel geht das in fünf bis sechs Stunden über die Bühne", erklärt der Sportchef von Servus TV. Das erklärt wohl auch, wieso das Winter Game vorerst nur alle zwei Jahre stattfindet - und nicht etwa jährlich, wie sich das so mancher Eishockey-Fan wünschen würde. "Bei unserer Vision, dem Eishockey in Deutschland langfristig und nachhaltig mehr mediale Aufmerksamkeit zu verschaffen, hat das DEL Winter Game eine zentrale Bedeutung", sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke, will den Zweijahres-Rhythmus aber beibehalten, "damit dieser Event etwas Einzigartiges bleibt".

Bleibt die Frage, ob der große Aufwand, den Servus TV auch sonst bei DEL-Spielen betreibt, in einem Verhältnis zum Interesse der Zuschauer steht. "Uns geht es vorrangig um die Qualität unserer Live-Übertragung, die wir mit Neuerungen, Innovationen und hohem Aufwand wie beispielsweise jetzt auch beim Winter Game betreiben", sagt Philip Wolfarth und ergänzt: "Uns zwingt nichts zur Quote, aber alles zur Qualität." Wohl dem, der das von sich behaupten kann.