Irgendwas müssen sie ja richtig machen, die Redakteure, Kameramänner und Cutter der "RTL II News". Im laufenden Jahr erreicht die Nachrichtensendung im Schnitt 11,5 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 29-Jährigen und hängt damit sogar die "Tagesschau" im Ersten ab, die Nachrichten in Sat.1 erreichen in dieser Altersklasse regelmäßig nur halb so viele Zuschauer. RTL II hat seine News konsequent auf junge Zuschauer ausgerichtet - da kann es dann schon einmal passieren, dass es Sarah und Pietro oder irgendwelche Youtube-Stars in die Sendung schaffen.

Diese Ausrichtung gefällt freilich nicht jedem, doch RTL II-Chefredakteur Matthias Walter verweist dann immer darauf, dass man sich eben konsequent danach richte, was die jungen Zuschauer interessiere. Und dass man mit leichten Themen eben auch Jugendliche zum Einschalten bringe, die sich dann auch den Rest der Sendung ansehen. Diese hat sich mittlerweile aber auch optisch spürbar verändert: Seit dem 1. Dezember des vergangenen Jahres senden die "RTL II News" nun schon aus ihrem realen Studio, die "grüne Hölle" haben sie damals verlassen. Man wolle näher an den Zuschauern sein und mehr Transparenz schaffen, erklärte Walter damals gegenüber DWDL.de.


Heute zieht er ein positives Fazit: Es habe kaum Probleme mit dem neuen Studio gegeben. Eine Klimaanlage, die der Tontechniker anfangs noch für zu laut befand, war schon das größte Wehwehchen. Ansonsten hätten sich mittlerweile alle gut eingefunden. "Es ist eine unglaubliche Nähe zwischen der Sendung und der Redaktion entstanden, es sitzen alle mittendrin", sagt Walter im Gespräch mit DWDL.de. Das Besondere: Am Anfang der Sendung fährt die Kamera einmal durch die Redaktion ins Studio. Zunächst hätten sich die Redakteure noch Gedanken gemacht, wie sie sich da wohl verhalten müssten, inzwischen sei man aber eingespielt.

Auch die Kommunikation sei durch das offene Studio viel besser als vorher, sagt Walter. So könnten die Redakteure den Moderatoren heute schnell noch etwas zurufen und über aktuelle Geschehnisse informieren. Die Atmosphäre sei eine ganz andere. Daran mussten sich freilich auch erst einmal die Moderatoren gewöhnen: Wenn es in der Redaktion während der Sendung mal etwas lauter zugeht oder ein Redakteur zum Beispiel etwas fallen lässt, dürfen sie sich nicht ablenken lassen.

Auch in Sachen Social Media probiert die Redaktion immer wieder Neues. Seit diesem Sommer geht man etwa regelmäßig bei Facebook Live on Air, jeden Mittwoch begrüßt der jeweilige Moderator der Sendung die Zuschauer vor und nach der Sendung und beantwortet Zuschauerfragen. Auch die Sendung selbst kann dann via Facebook gesehen werden. Man wolle die jungen Zuschauer hier auf Augenhöhe ansprechen, sagt Walter. Zudem testet man seit Kurzem auch die Möglichkeiten von Snapchat, wo man aktuelle Meldungen postet und auch von den Moderatoren kommentieren lässt. Der Kanal wurde bislang nicht groß beworben, lediglich auf der Webseite befindet sich ein kleiner Hinweis. Im Laufe des Dezembers will man on Air auch erstmals auf den neuen Kanal hinweisen. 2017 will man noch intensiver mit Snapchat arbeiten.

"Unsere Redakteure arbeiten nicht nur für die TV-Sendung, sondern auch für unsere digitalen Kanäle", betont Matthias Walter, dem es besonders wichtig ist, dass alle Redakteure und Moderatoren auch auf Fragen oder Kritik in den sozialen Netzwerken antworten - am besten persönlich. Die Ausrede Zeitmangel lässt Walter nicht gelten: "Das ist eine wichtige Aufgabe, die immer anfällt und uns auch sehr am Herzen liegt. Wenn man das ernst nimmt, findet man die Zeit." Auch Walter erlebt die Verrohung im Netz und die teils rüde Diskussionskultur. Doch er sagt auch, dass er schlimmere Sachen erwartet hätte. "Klar sehen wir das auch und lesen unschöne Dinge, aber wir führen auch viele konstruktive Diskussionen, das macht mir Mut." Viele User seien schon überrascht, wenn sie überhaupt eine individuelle Antwort bekommen und keine Standard-Floskeln.

"Wir haben bewusst eine Weile gewartet, damit sich die Zuschauer nach dem Wechsel in das neue Studio erst einmal eingewöhnen konnten. Wir haben damals ja alles auf den Kopf gestellt."

RTL II-Chefredakteur Matthias Walter über die bevorstehenden Neuerungen

Im kommenden Jahr will Walter mit seiner Redaktion für die Zuschauer noch etwas authentischer werden. Gelingen soll das auch mit einem neuen Studioteil, den man derzeit entwickle. "Dann wird es uns auch möglich sein, Experten in die Sendung zu holen", kündigt er im Gespräch mit DWDL.de an. In dem neuen Studio ist neben dem Moderator dann auch die Redaktion bei der Arbeit im Hintergrund zu sehen. Damit wolle man transparenter werden, es gehe ihm nicht darum, optisch wie ein Nachrichtensender zu wirken, so Matthias. "Wir haben bewusst eine Weile gewartet, damit sich die Zuschauer nach dem Wechsel in das neue Studio erst einmal eingewöhnen konnten. Wir haben damals ja alles auf den Kopf gestellt", erklärt der RTL-II-Chefredakteur die Änderungen nach dem ersten Jahr im neuen Studio.

Dann soll nach Möglichkeit auch wieder der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen gesteigert werden. Der sank in diesem Jahr nämlich auf knapp 5,8 Prozent, wobei die Reichweite in dieser Altersklasse sogar gestiegen ist. Walter führt das auf die Fußball-EM und die Olympischen Spiele zurück. Bei sportlichen Großereignissen sei die gesamte Reichweite immer etwas höher. Neben der Quote seien für ihn aber auch andere Dinge wichtig, etwa Nachrichtenfaktoren, angemessene Berichterstattung und ethische Maßstäbe. "Die sind entscheidender als die Frage, ob Quoten mal ein paar Zehntel rauf- oder runtergehen." Und bei den ganz jungen Zuschauern liegt man ja ohnehin an der Spitze.

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