Es war Thomas Gottschalks 150. "Wetten, dass..?"-Sendung, die er am Samstagabend moderierte - dass sie von Hape Kerkeling in dessen Paraderolle als Horst Schlämmer eröffnet wurde, wäre eigentlich nur dann zu rechtfertigen gewesen, hätte sich Kerkeling dazu entschlossen, die Nachfolge Gottschalks anzutreten. So wurde die immense Erwartungshaltung des Publikums noch höher geschraubt, um dann - irgendwann nach 22 Uhr - ein für alle Mal zunichte gemacht zu werden.

"Nein, ich möchte nicht", sagte Kerkeling und erzählte dann irgendetwas über andere Projekte, die er noch machen möchte (DWDL.de berichtete). Dokumentationen und das "Traumschiff" - "Dinge, die ich dann nicht mehr tun könnte". Da bleibt dann eben keine Zeit mehr für "Wetten, dass..?". Man muss diese Entscheidung ohne Zweifel respektieren, zufriedenstellend ist sie jedoch nicht, schließlich findet Kerkeling all seiner übrigen Verpflichtungen zum Trotz auch jetzt schon die Zeit für die Moderation von Goldener Kamera und Jahresrückblick im ZDF.

Ehrlicher wäre womöglich eine andere Antwort gewesen: "Ich möchte mir das nicht antun." Das hätte jeder verstanden, schließlich ist es durchaus so, wie Thomas Gottschalk wenig später zu erklären versuchte. "Ich sehe es ein, dass du damit natürlich ab morgen der 'Wetten, dass..?'-Moderator wärst und für diese vielen kleinen Späße nicht mehr diese Freiheiten hättest", sagte Gottschalk und sprach damit wohl das aus, was eigentlich Kerkeling hätte sagen sollen. "Wetten, dass..?"-Moderator auf ewig? Das muss man von ganzem Herzen wollen.

Dabei ist es keine Frage, dass Hape Kerkeling der Show gutgetan hätte. Ihm wäre das Kunststück zuzutrauen, "Wetten, dass..?" aus jenen engen Fesseln zu befreien, in denen die Sendung seit Jahren steckt. "Wetten, dass..?" ist somit der Verlierer von Kerkelings Absage. Doch auch Kerkeling selbst ist ein Verlierer. Freilich hat ihn die Presse in den vergangenen Monaten zum großen Favoriten hochgejubelt - dass der Hype bis zu diesem Samstag derartige Ausmaße annahm, ist aber eben auch darauf zurückzuführen, dass Kerkeling seit Wochen mit der Moderation von "Wetten, dass..?" öffentlich kokettierte.

Mit Harald Schmidt scherzte Kerkeling bereits im September; im Oktober gab er der "Süddeutschen Zeitung" noch dazu ein reichlich doppeldeutiges Interview. Er moderiere "gern Shows, die in starre Form gegossen sind, dann ist es umso einfacher, die Form aufzubrechen", sagte Kerkeling und fügte zur Nachfolge-Debatte hinzu: "Ich äußere mich dazu so lange nicht, wie Thomas Gottschalk seine letzte Sendung nicht gedreht hat." Und weiter: "Egal, was ich sage, ich heize weitere Spekulationen an." Das stimmt natürlich nicht, denn ein klares Nein hätte wohl jeder verstanden.

So aber wurden die Erwartungen und Hoffnungen vieler Zuschauer ins Unermessliche gesteigert - dass er lieber auf dem "Traumschiff" schippern möchte, dürfte Kerkeling jedoch bereits zu diesem Zeitpunkt klar gewesen sein. Die undankbarste Aufgabe hat nun allerdings der künftige ZDF-Intendant Thomas Bellut, der derzeit noch als Programmdirektor tätig ist. Ihm muss es jetzt gelingen, nicht nur einen adäquaten Ersatz für Thomas Gottschalk zu finden, sondern auch für Hape Kerkeling. Dieser Samstagabend war gewiss kein guter Abend für die Beteiligten. Und schon gar nicht für "Wetten, dass..?".