Pünktlich zur Verleihung des Deutschen Filmpreises am Freitag in Berlin sorgt ein Zusammenschluss zahlreicher Filmschaffender für Wirbel. Sie fordern: "ARD und ZDF müssen sich zum Kinofilm bekennen! Er ist Teil ihres Kulturauftrags." So lautet der Titel einer gemeinsamen Resolution von 13 Filmverbänden- und institutionen, die erst am Freitagvormittag in Berlin offiziell vorgestellt werden soll, aber schon am Donnerstag bekannt geworden ist. Im Kern geht es um zwei Forderungen: Deutsches Kino darf im Programm der Öffentlich-Rechtlichen kein Nischenprogramm um Mitternacht sein. Und ARD und ZDF sollen garantieren, dass 3,5% ihres Gesamthaushaltes in Kinofilme investieren sollen. Ohne jeden Zweifel ist es bedauerlich, dass deutschen Spielfilmen abseits des Mainstream oft nur am Rande der Primetime, wenn nicht gleich nach Mitternacht Platz eingeräumt wird. Doch im vergangenen Jahr hat sich dort z.B. bei der ARD schon etwas getan. Die Situation war schon mal schlimmer als sie im Rahmen der wehleidigen "Es wird immer schlimmer"-Klagen jetzt dargestellt wird. Kein Wunder also, dass sowohl ARD als auch ZDF bereits Unverständnis für die Kritik bzw. Behauptungen geäußert haben.



"Es sind 2010 genau so viele Kino-Koproduktionen platziert worden wie 2013. Die Mengen sind also in hoher Stückzahl konstant. Und ein Spielfilmplatz in der Hauptsendezeit sollte die bestmögliche Mischung von primetimefähigen Filmen vorsehen - da haben französische Filme wie 'Ziemlich beste Freunde' die gleiche Berechtigung wie deutsche Produktionen", erklärt WDR-Fernsehdirektorin Verene Kulenkampff am Donnerstag für die ARD. Mehrere Verbände hatten gefordert, dass ARD und ZDF sich zum Kinofilm bekennen müssten. Außerdem würden die Sender den deutschen Film nicht ausreichend berücksichtigen und fördern. Auch das ZDF weist die Vorwürfe mit Nachdruck zurück - insbesondere sei der Eindruck, dass die Mittel gekürzt worden wären, falsch. ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler: "Das ZDF hat seit 2008 die Kinofilmförderung im Gegenteil sogar ausgeweitet. Wir haben mehr Filme mit höheren Beteiligungsquoten gefördert."

Die Wahrnehmung der 13 Berufsverbände, konkret der Allianz Deutscher Produzenten, der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm, des Bundesverbandes der Film- und Fernsehschauspieler, des Berufsverbandes Kinematografie, des Berufsverbandes Produktion, des Bundesverbandes Regie, der Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände, der Deutschen Filmakademie, des Verbandes DI – Die Independents, des Förderverein Deutscher Kinderfilm, des Spitzenorganisation der Filmwirtschaft, des Verband Deutscher Drehbuchautoren und der ver.di FilmUnion kommt natürlich auch nicht von ungefähr. In erster Linie aber wirkt es passend zum Deutschen Filmpreis, der am Freitag in Berlin verliehen wird, wie eine Demonstration der Stärke des deutschen Kinos, das es gegen den starken deutschen Fernsehfilm zunehmend schwer hat.

Seit Jahren schon führen wir von DWDL.de aus intensive Gespräche mit deutschen Filmproduzenten, denen wir immer wieder die gleiche Frage stellen: Warum tut sich das deutsche Kino so schwer im Vergleich zum deutschen Fernsehfilm? Eine eindeutige Antwort darauf hat niemand, aber der öffentlich-rechtliche Rundfunk und in geringerem Maße die Privatsender liefern mit TV-Events und Mehrteilern oftmals das größere Kino. Und auch an kleineren Fernsehfilmen mangelt es nicht. Verglichen mit der BBC beispielsweise produzieren ARD und ZDF sogar weitaus mehr Fiction - aber eben direkt fürs Fernsehen und nicht über den Umweg Kino. Das ist für leidenschaftliche Filmschaffende, die die große Leinwand lieben, ein Dorn im Auge.