Irgendwo in Köln kommt einer seit Tagen nicht mehr aus dem Lachen raus. Vielleicht ist es auch in Hürth-Kalscheuren, falls Stefan Raab sich mal auf den Weg ins Büro von Raab Entertainment machen sollte. Eine Woche ist es her, seit mit einem Video auf seinem Instagram-Account eine Lawine losgetreten wurde, die so schnell rollt, dass man kaum noch mitkommt angesichts all dessen, was inzwischen an wilden Spekulationen kursiert. 

Diese speisen sich einerseits aus den Wünschen und Fantasien von Fans, die in Nostalgie schwelgend die Hoffnung auf ein On-Air-Comeback auch nach Jahren nie aufgegeben haben und andererseits Journalistinnen und Journalisten, bei denen manchmal schwer zu differenzieren ist, ob sie wirklich exklusive Informationen erhalten haben oder sich bloß beim Potpourri der wilden Vermutungen bedienen und wiederkäuen.

Die „Bild“-Zeitung ist darüber hinaus ganz vernarrt in die Anmeldung beim Register des Deutschen Patent- und Markenamts. Nicht auszuschließen, dass noch im Wochentakt über Branchen oder Produkte spektakulär spekuliert wird, für die Raab Entertainment Markenschutz angemeldet hat, so wie gerade erst die wahnwitzige Interpretation, Raab arbeite an einem eigenen Streamingdienst oder Sender.

Von Clickbait-Medien bis Branchenpresse wird das munter abgeschrieben und lustvoll gemunkelt. Das Verrückte daran: Niemanden stört’s. Und das aus gutem Grund: Denn die völlig außer Rand und Band geratenen Spekulationen der letzten sieben Tage über das, was Stefan Raab möglicherweise plant oder auch nicht - sie bilden erst zusammen mit der Schweigsamkeit des TV-Entertainers und Produzenten eine perfekte Symbiose. Es ist eine Win-Win-Situation. 

Weniger ist mehr - das war schon in seinen letzten Jahren on air die Kommunikationsstrategie von Stefan Raab. Und wenn der Maestro der privaten TV-Unterhaltung etwas zu sagen hatte, dann nutzte er dafür seine eigenen Plattformen bzw. Sendungen. Und was passierte in den vergangenen Tagen durch das kollektive Hyperventilieren? Genau, von Social Media über gewisse Formen von Journalismus wurde bzw. wird ein Buzz generiert, der in langsamer, aber stetig steigender Reichweite des einzigen offiziellen Kanals von Stefan Raab bei Instagram mündet. 

Voll kontrollierbarer Kommunikationskanal

Talk of town zu sein - ohne eigentlich was gemacht zu haben. Ein Kunststück, das nicht viele schaffen. Was auch immer Stefan Raab und sein Geschäftspartner Daniel Rosemann also in den kommenden Monaten wirklich planen: Ihren voll kontrollierbaren Kommunikationskanal unabhängig von allen Medien haben sie aufgebaut - ironischerweise mit Hilfe medialer Multiplikatoren. Es passt zu Raabs in den vergangenen Jahren abgekühlten Verhältnis zur Presse, auch schon vor seinem On-Air-Rückzug 2015. Längst vergessen ist, dass er einst sogar "Bild"-Kolumnist war.

Aber ist es nicht riskant, wenn durch völlig abdrehende Berichterstattung eine viel zu hohe Erwartungshaltung geschürt wird? Stichwort Sender oder Streamigdienst. Ein Learning aus den vergangenen fünf Jahren, in denen Raab - entgegen des in den vergangenen Tagen vermittelten Eindrucks - ja alles andere als untägig war und auch schon vor der Gründung seiner neuen Firma Raab Entertainment zahlreiche TV-Shows produzierte, ist: Egal wie oft sich schon Fans folgenlos erhofften, der Entertainer würde bei dieser oder jener Show ganz bestimmt auftauchen - es tat der Euphorie der zurückliegenden sieben Tage ja augenscheinlich keinen Abbruch.

Stefan Raab weiß inzwischen: Nichts zu sagen bringt ihm weit mehr Aufmerksamkeit, generiert mehr Buzz. Wenn Medien in den vergangenen Tagen also seinen Namen benutzten und auch weiter benutzen werden, um teils mit großem Quatsch und in einer bemerkenswerter Frequenz Klicks zu generieren, dann braucht man sich nicht um ihn zu sorgen. Sein Schweigen stellt erst das Gleichgewicht her, alle profitieren. Es ist eine perfekte Symbiose im medialen Unterhaltungsbetrieb. 

Nur glauben muss man vorerst wahrlich nicht alles.