Logo: Berliner ZeitungBei den deutschen Zeitungen des Finanzinvestors David Montgomery knirscht es derzeit gewaltig. Bei der "Hamburger Morgenpost" reichte Chefredakteur Onken am Donnerstag seine Kündigung wegen offenbarer Differenzen mit dem Verlag ein, bei der "Berliner Zeitung" wiederum ist das Verhältnis zwischen Redaktion und Chefredakteur offenbar auf dem Tiefpunkt.

Stein des Anstoßes: Chefredakteur Josef Depenbrock ist seit vier Monaten auch zum Geschäftsführer des Berliner Verlages aufgestiegen. Ein klarer Verstoß gegen das Redaktionsstatut, findet die Redaktion. Doch trotz Protest will Depenbrock offenbar an beiden Ämtern weiterhin festhalten. Dies habe er dem Redaktionsausschus der "Berliner Zeitung" in dieser Woche mitgeteilt.


Die Redaktion wiederum prüft nun juristische Schritte. "Wir behalten uns den Weg einer Feststellungsklage ausdrücklich vor", zitiert die "FTD" Ewald Schulte, ein Mitglied des Redaktionsausschusses. Im Statut, das von Redaktion, Chefredakteur und damaligem Geschäftsführer unterzeichnet worden war, ist unter anderem die strikte Trennung zwischen Redaktion und Anzeigengeschäft festgeschrieben. Genau das scheint den Interessen Montgomerys aber zuwiderzulaufen. Erst kürzlich kündigte er an, das "Anzeigengeschäft näher an den Newsroom" rücken zu wollen, so die "FTD".

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Schon die Berufung Depenbrocks zum Chefredakteur hatte Ende Mai vergangenen Jahres für große Verstimmung gesorgt. Die "Berliner Zeitung" war tags darauf lediglich in einer Notausgabe erschienen. Darin hatte sich die Redaktion mit folgenden Worten an die Leser gewandt: "Die Berliner Zeitung erscheint heute in besonderer Form. Damit bringen wir, die Redaktion, unsere Sorge über die Zukunft Ihrer und unserer Zeitung zum Ausdruck. Mitten in die Verhandlungen um ein Redaktionsstatut, das die Zusammenarbeit zwischen Redaktion und Geschäftsführung verbessern sollte, hat der Geschäftsführer des Berliner Verlages, Peter Skulimma, an diesem Montag mit Herrn Josef Depenbrock einen neuen Chefredakteur berufen und die Redaktion so vor vollendete Tatsachen gestellt."