Logo: Spiegel VerlagsgruppeFast drei Monate lang zog sich die Absetzung von "Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust hin. Am 15. November 2007 ging die knapp gehaltene Meldung ein, Austs Vertrag werde nicht über das Jahr 2008 verlängert. Am 5. Februar 2008 dann hieß es: Aust nicht mehr im Amt. Man darf gespannt sein, wie lange es dauern wird, bis die Mitarbeiter KG des Spiegel nun ihren Geschäftsführer Mario Frank verjagt hat. Am vergangenen Wochenende hat die Schlacht begonnen. Am Freitag hat die KG Frank das Misstrauen ausgesprochen, wie umgehend in den Medien zu lesen war. Die Mitarbeiter KG legt Wert darauf, dass diese Information nicht gezielt selbst gestreut wurde, wie DWDL.de zuvor vermeldet hatte.

Personalangelegenheiten seien Sache der Gesellschafter, lautet die Aussage der KG. Mehr ist derzeit offiziell nicht zu erfahren. Dass die KG Frank das Misstrauen tatsächlich ausgesprochen hat, daran besteht kein Zweifel mehr. Auch wenn man nicht in die Zukunft schauen kann, so kann man vermutlich davon ausgehen, dass Frank seinen Vertrag, der über fünf Jahre laufen soll und der Anfang 2007 begann, wohl nicht mehr bis zum Ende wird erfüllen wollen oder können. Die Frage ist im Augenblick: Wie lange wird es noch dauern, bis der "Spiegel" seine nächste Baustelle geschlossen hat? Schließlich geht es in der Frage Frank weniger darum, sich eines unliebsamen Geschäftsführer zu entledigen, als vielmehr um die Frage, wer das Sagen hat im Verlag.
 


Die KG, mit 50,5 Prozent der Anteile wichtigster Gesellschafter des Unternehmen will Frank nicht mehr. Einer der Gründe ist in seiner Nähe zum Gruner + Jahr-Verlag zu suchen, von dem er kommt und der zweitgrößter Eigner des Verlages ist. Beim "Spiegel" fürchtet man offenbar, Frank sei G+J treuer ergeben, als der Kultur des "Spiegel". Franks Art, den Verlag zu führen, die immer wieder als ruppig und undiplomatisch bezeichnet wird, ist ihm dabei wohl alles andere als hilfreich.

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Auch wenn sich Frank nun als "Mann der Mitarbeiter KG" präsentieren will, so sind wohl zu viele unpopuläre Entscheidungen mit zu wenig Fingerspitzengefühl für die Befindlichkeiten der KG getroffen worden, als dass man noch einmal zueinander findet. Doch Gruner + Jahr will an Frank festhalten. Muss man wohl  auch, wenn man sich gegen die Mitarbeiter KG behaupten will. "Mario Frank genießt unser Vertrauen und steht in keiner Weise zur Disposition", teilte G+J-Chef Bernd Kundrun am Montag mit.
 
Dabei legt die Mitarbeiter KG Wert auf die Feststellung, dass es - entgegen der vorherigen Darstellung bei DWDL.de - kein Misstrauensvotum gegeben habe, dass hinter dem Rücken des zweitgrößten Gesellschafters erfolgt sei. 

Vermutlich braucht der Verlag mit den widerstreitetenden Interessen seiner Gesellschafter als Geschäftsführer jetzt genau das, was Gründer-Erbe Jakob Augstein für den Posten des Chefredakteurs im Zusammenhang mit der Idee, Austs Sessel mit Claus Kleber zu besetzen, ausgeschlossen hat: Einen Moderator. Einen Geschäftsführer, der nicht wie der derzeit gehandelte Matthias Schmolze aus den Reihen des Verlages kommt, sondern einen durch seinen Lebenslauf unbefangenen Manager, dem beide Seiten Vertrauen schenken können. Bis man den gefunden hat kann es bekanntlich dauern.