Bild: Spiegel GruppeDer Spiegel Verlag kommt nicht zur Ruhe. Da wähnte man sich mit der Neubesetzung des Chefredakteurs-Posten durch Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron nach der Pannenserie des vergangenen Jahres wieder in ruhigeren Fahrwassern, da machen erneut Indiskretionen aus der Führungsspitze des Verlages die Runde. Nun soll die Mitarbeiter KG, die größter Gesellschafter des Verlages ist, Geschäftsführer Mario Frank das Misstrauen ausgesprochen haben. Offenbar wurde dies zum Wochenende gezielt bei verschiedenen Medien lanciert. Eine Bestätigung steht derzeit noch immer aus.
 
Mittlerweile jedoch gibt es eine erste Reaktion von Gruner + Jahr-Chef Bernd Kundrun. G+J ist nach der Mitarbeiter KG zweitgrößter Eigner des Verlages und müsste mitziehen, damit Frank tatsächlich seinen Posten räumen muss. Der Deutschen Presseagentur sagte Kundrun am Montag, die Frage nach einem Wechsel in der Geschäftsführung stelle sich für G+J nicht, da der Spiegel Verlag unter der Leitung Franks sehr erfolgreich sei.
 

 
Damit dürften die Zeichen auf einen Machtkampf zwischen der Mitarbeiter KG und G+J stehen. Offenbar geht es dabei nicht nur um Frank, sondern auch um die künftige Ausrichtung des Verlages. Während man auf seiten der Bertelsmann-Tochter die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens in der modernen Medienwelt im Vordergrund sehen dürfte ist den Mitarbeitern wohl eher am Bewahren der gepflegten Kultur gelegen. Darüber hinaus dürfte eine vorzeitig Ablösung Franks nicht ganz billig werden. Sein Vertrag, der im Januar 2007 begann, soll über fünf Jahre laufen.
 
Wie die "Financial Times Deutschland" in ihrer Montags-Ausgabe berichtet, werfe man Frank mangelndes Verständnis für eben diese Kultur des Hauses vor, heißt es in der Zeitung. Mario Frank hatte seit seinem Antritt in Hamburg einen schweren Stand. Schließlich kommt er von G+J und wird entsprechend kritisch beäugt.

Nicht immer diplomatisch setzte er Entscheidungen durch, die bei den Mitarbeitern des Verlages Proteststürme hervorriefen. Auch wenn manche Entscheidung inhaltlich sinnvoll erschien, so scheint Frank den rechten Ton, den Mitarbeitern in Hamburg gegenüber nicht getroffen zu haben. Schließlich ist der Verlag in seiner Kultur der Einbeziehung seiner Mitarbeiter in Deutschland nahezu einzigartig.

So stoppten die Mitarbeiter nicht nur die Übernahme der "FTD", die Frank angestrebt hatte, sondern empörten sich auch über die von der Geschäftsführung durchgedrückte Veränderungen im Bonussystem. Auch die soziale Absicherung der Mitarbeiter von Spiegel TV - der sogenannte "Hausbrauch" - wurde angetastet, was für Ärger sorgte. Beim Fernsehableger schlagen zudem die Wellen durch die Umstrukturierung des Unternehmens hoch.

Foto: Spiegel GruppeBereits während der Ablösung Austs gerieten immer wieder Details, deren Veröffentlichung der Verlags-Spitze die Arbeit erschwert, nach außen. Vermutlich wurden sie gezielt gestreut. So nun auch im Falle Frank, der noch am Mittwoch von den Gesellschaftern des Verlages bei einer Sitzung entlastet wurde. Mittlerweile soll von den fünf Mitgliedern der KG-Geschäftsführung nur noch einer hinter Frank stehen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Armin Mahler, Sprecher der Mitarbeiter KG war am Montag Vormittag für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen.

Sollte Frank tatsächlich abgelöst werden, soll der Posten den Berichten vom Wochenende zu Folge intern mit Matthias Schmolz (Bild links) besetzt werden. Schmolz, derzeit Verlagsleiter und Franks Stellvertreter ist wie die neuen Chefredakteure Mascolo und Müller von Blumencron ein Eigengewächs des Verlages und kennt das Unternehmen sehr gut. Das ist wichtig, denn der Verlag steht vor der großen Herausforderung, sich bei derzeit guter wirtschaftlicher Lage, weiter für die Zukunft aufzustellen - und das mit einem Unternehmen, dessen Mitarbeiter das Sagen haben und die Veränderungen in der Kultur des Hauses eher skeptisch gegenüber stehen. Nach der Klärung der Personalie an der Verlagsspitze dürfte der nächste Streit im Verhältnis von Online zu Print schon absehbar sein.