Diese Geschichte ist mit Vorsicht zu genießen. Sie könnte theoretisch Sprengstoff für medienpolitische Debatten dieses Jahres beinhalten - wenn sie sich denn bewahrheiten sollte. Und daran darf man zweifeln. Die "FAZ" berichtet am Mittwoch über ein angebliches Interesse des ZDF an den in diesem Jahr neu ausgeschrieben Champions League-Übertragungsrechten, die bislang die ProSiebenSat.1 Media AG hält und für Sat.1 nutzt. Man "scheint gewillt", heißt es im "FAZ"-Artikel. Basis dafür ist jedoch die eher lapidare Aussage von ZDF-Sprecher Walter Kehr, die Champions League sei "ein interessantes Produkt, sie könnte unser Fußballangebot sicher sinnvoll ergänzen. Wir prüfen aktuell eine Beteiligung an der Ausschreibung." Eine Floskel, wie sie von so vielen Sendern bei so vielen Ausschreibungen schon viel zu oft gefallen ist. Aber gut, was wäre wenn?

Darauf hat "FAZ"-Redakteur Michael Hanfeld, Verleger-Lobbyist unter den Medienjournalisten und erklärter Gegner so ziemlich jeder Investition von ARD und ZDF, eine spektakuläre Antwort. Das ZDF hätte seiner Ansicht nach nämlich ein Problem mit der Champions League. TV-Partner sind verpflichtet die kurzen Werbespots mit den von der UEFA gewonnenen Champions League-Sponsoren zu zeigen. Jeder, der schon mal die Champions League gesehen hat, kennt diese kurzen Spots von aktuell Mastercard, Unicredit und Ford. Das macht bei Sat.1 keine Probleme. Doch mit dem neuen Rundfunkstaatsvertrag, der ab 2013 gilt und damit die nächste Ausschreibungsperiode der Champions League betreffen würde, gibt es für ARD und ZDF ein eingeschränktes Sponsoringverbot.

 

 

An dieser Stelle könnte man schon über das Wort "eingeschränkt" stolpern, aber es passt so schlecht in das, was Michael Hanfeld schreiben will: Er sieht für das ZDF nämlich nur eine Chance. Ob die von ihm erdacht oder fundiert ist, weiß man nicht. In der "FAZ" heißt es auf die vermeintliche Sponsoring-Problematik salopp: "Was macht man also? Genau: Man kauft sich von den Sponsorhinweisen frei". Das würde laut "Insidern" und nach eigenwilliger Hochrechnung dann für die Laufzeit der nächsten Champions League-Ausschreibung (2012 bis 2015) insgesamt 180 Millionen Euro extra kosten. Und das könne sich nur das ZDF nicht aber der jetzige Rechteinhaber Sat.1 leisten. Das ZDF würde damit den Wettbewerb einmal mehr durch die Gebührengelder und leichtfertigen Umgang damit verzerren. Würde, wenn man denn wollte. Dass das ZDF sich ernsthaft für die Champions League-Rechte interessiert, ist nicht einmal klar.

Selbst wenn, dann verwundert es, wie oberflächlich die "FAZ"-Recherche war. Denn in der Begründung zum 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrages finden sich zum Thema Sponsoringverbot interessante Ausführungen, die den Aufmacher der "FAZ"-Medienseite als viel heiße Luft entlarven - weil die 180 Millionen Euro gar nicht nötig sind. Ein Beispiel? "Das Sponsoringverbot gilt dabei nur für das Sponsoring der Sendung selbst. Bei der Übertragung von Ereignissen, etwa Sportereignissen, bleibt das Sponsoring des Ereignisses unberührt. Dies bedeutet, dass Sponsorhinweise bei der Veranstaltung als solcher, die im Bild erscheinen, weiter zulässig sind. Gleiches gilt, wenn Hinweise auf den Sponsor des Ereignisses in dem Signal, das den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zugeliefert wird, enthalten sind und von diesen nicht verändert werden dürfen (z.B. Logosponsoring)."

Ebenso spannend für die Frage der Champions League-Rechte ist eine weitere Stelle in der Begründung zum Sponsoringverbot für ARD und ZDF ab 2013: "Soweit Rechte bereits erworben wurden und die Verträge Sponsoringverpflichtungen enthalten, besteht Vertrauensschutz nach den allgemeinen Grundsätzen." Mit anderen Worten: Würde sich das ZDF in diesem Jahr für die Champions League-Rechte interessieren und die Rechte erwerben, so könnte man wie es auch Sat.1 als Privatsender kann, ohne Probleme die UEFA-Sponsoring-Spots ausstrahlen. Die wilde Idee des Herauskaufens aus den Sponsporing-Verpflichtungen sowie astronomische Extra-Kosten für den Gebührenzahler - das wäre hinfällig. So entpuppt sich der Aufreger am Ende doch als alles, nur nicht als spektakulär.