ZDF-Intendant Thomas Bellut hat gelassen darauf reagiert, dass die Ergebnisse einer Image-Umfrage seines Senders an die Öffentlichkeit gelang sind. "Ich stehe einem Medienunternehmen vor und wir zitieren auch aus der Politik, was wir bekommen", sagte Bellut bei der Eröffnung des Medienforums NRW. "Da darf man nicht so empfindlich sein." Und er fügte lachend hinzu: "Wenn es uns schon gut geht, dann schaffen wir uns unsere Probleme eben selbst." Der "Spiegel" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe von einer Umfrage, derzufolge das ZDF in der allgemeinen Wahrnehmung kein Familienprogramm mehr sei, sondern "ein Sender für alte Zuschauer" (DWDL.de berichtete).

Auf das Problem angesprochen, mit seinem Programm vorwiegend die ältere Generation anzusprechen, konterte Bellut in Richung der Moderatorin Leo Busch: "Haben Sie etwas gegen das ältere Publikum?" Bellut verwies in diesem Zusammenhang allerdings auf den zunehmenden Erfolg des ZDF im Internet. So habe eine kürzlich ins Programm genommene Dokumentation über Griechenland im ZDF rund zwei Millionen Zuschauer erreicht - zusätzlich aber noch 500.000 Abrufe im Internet erzielen können. "Die Verjüngungsdebatte ist wichtig, aber nicht entscheidend", betonte Bellut, der damit auch dem Resümee der Studie ein Stück weit widersprach.

Darin war vor einem "Teufelskreis" gewarnt worden. Orientiere man sich weiter am Erfolg beim Gesamtpublikum, sichere dies kurz- bis mittelfristige Erfolge; auf lange Sicht aber drohten "massive Verluste, da neue, jüngere Zielgruppen außen vor bleiben". Doch Bellut hat derzeit mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen - etwa mit der Kritik an der Berichterstattung seines Senders über die Fußball-Europameisterschaft. Vor allem der auf Usedom angesiedelte Fußballstrand hatte in den vergangenen Tagen für teils hämische Berichte gesorgt. "Kritik ist doch normal", versuchte Bellut zu beschwichtigen. Messbar sei die Ablehnung beim Publikum jedoch nicht. "Entscheidend ist die Frage, ob wir es beim nächsten Mal wieder so machen."

Auf die Frage von Leo Busch, ob das bedeute, dass es bei der WM in zwei Jahren ein anderes Konzept geben werde, erinnerte der ZDF-Intendant launig daran, dass die Weltmeisterschaft in Brasilien stattfinden werde. So gesehen sei es wohl kaum möglich, ausreichend deutsche Zuschauer dorthin zu bekommen. Ein Fazit der Berichterstattung aus Usedom werde man jedoch erst nach der EM ziehen können, auch wenn es freilich schon jetzt möglich sei, Veränderungen herbeizuführen. Gesprächsbereitschaft signalisierte Bellut auch WDR-Intendantin Monika Piel bezüglich der zu Jahresbeginn aufgekündigten Nachrichten-Kooperation am Vormittag. "Natürlich kann man diese Fragen diskutieren", so Bellut. "Ich bin da völlig hemmungsfrei."

Öffentliche Kritik muss in diesen Tagen aber auch Piel aushalten - etwa, was die Vielzahl an Talkshows im Ersten angeht (DWDL.de berichtete). Dass gerade erst ein Papier des ARD-Programmbeirats ans Tageslicht kam, in dem teils scharf gegen Günther Jauch und Frank Plasberg geschossen wurde, wollte die Intendant nicht kommentieren. Anders als Bellut machte sie auf dem Medienforum NRW öffentlich ihrem Unmut Luft, dass die vertraulichen Informationen an die Öffentlichkeit gelangt seien. "Wie weit es klug ist, das öffentlich zu machen, ist eine andere Frage", sagte sie. Die Kritik selbst bezeichnete sie als "überzogen", sie könne sie daher nicht teilen.

Inzwischen hat sich Petra Zellhuber-Vogel, Vorsitzende des ARD-Programmbeirats, für das Bekanntwerden der Talk-Kritik entschuldigt. "Ich bedauere sehr, dass unser internes und vertrauliches Beratungspapier durch eine Indiskretion an die Öffentlichkeit gelangt ist. Dafür war es nicht bestimmt", sagte Zellhuber-Vogel am Montag. "Die Aufgabe des Programmbeirates ist es, ARD-intern Beobachtungen frei vorzutragen und kritisch-konstruktive Vorschläge zu unterbreiten. Werden bewusst ausgewählte Formulierungen daraus in Presseveröffentlichungen zitiert, entsteht zwangsläufig ein falscher Eindruck. So weise ich jegliche Vermutungen, der ARD-Programmbeirat wolle Moderatoren demontieren oder jemanden aus der ARD treiben, entschieden zurück."

Abebben wird die Kritik an den Talkshows freilich vorerst nicht. Das weiß sicher auch WDR-Intendantin Monika Piel, die bei der Eröffnung des Medienforums NRW auch die negative Beurteilung der inzwischen eingestellten Vorabendshow "Gottschalk Live" noch einmal kurz anriss. Das Aus der Sendung sei "kein GAU", sagte sie und fügte hinzu: "Ich bin immer dafür, Neues auszuprobieren."