Günther Jauch ist seit Jahren längst nicht nur als Moderator tätig, sondern mit seiner Produktionsfirma i&u zugleich für 150 Mitarbeiter verantwortlich. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" kritisierte Jauch nun allerdings die Fernsehsender für den immer stärker werdenden Spardruck. Obwohl i&u zuletzt sieben Millionen Euro Gewinn machte, sagte Jauch: "Trotzdem zeigt die Kurve seit acht Jahren nur noch nach unten. Gleichzeitig steigen aber die Umsätze. Im Klartext: Wir produzieren immer mehr und erlösen immer weniger."

Die entsprechende Grafik sehe aus wie das Maul eines Dinosauriers, das sich immer weiter öffne. Jauch: "Das müsste sich wieder schließen, am liebsten wäre mir ein Unterbiss." Dennoch werde der Druck der Sender immer größer, betonte der Moderator und Produzent, der zugleich betonte, sich zunächst um Qualität und dann erst um den Erlös kümmern zu wollen. "Die Sender versuchen uns trotzdem, oder vielleicht auch deswegen, immer weiter zu drücken." Als Produzent ist Günther Jauch unter anderem für seinen ARD-Talk und "Stern TV" verantwortlich, aber auch für verschiedene Spielshows wie "Klein gegen Groß" und "Opdenhövels Countdown.

 

Im "SZ"-Interview wollte Jauch auch Konsequenzen als Folge der Sparmaßnahmen der Sender nicht ausschließen. Man sei jetzt an einem Scheideweg, so Jauch. "Vielleicht verkleinern wir uns wieder. Das muss man ernsthaft überlegen. Dann machen wir eben wieder weniger Sendungen." Bei seinem Polittalk im Ersten sei er als Produzent in Vorleistung gegangen - auch, weil man anders als Vorgängerin Anne Will nicht aus dem Berliner Studiokomplex Adlershof habe senden wollen, obwohl dort alles "schön billig" sei. Jauch: "Fernsehen lebt auch von Optik und Atmosphäre", begründete er seine Entscheidung für das Gasometer als Schauplatz seiner Sendung.

"Da habe ich als Produzent eben viel investiert und zwar so viel, dass wir nach einem Jahr den Break-even noch nicht erreicht haben. Auch da zählt der lange Atem", sagte Jauch in der "Süddeutschen Zeitung". Die immer wieder geäußerte Kritik daran, dass viele Moderatoren ihre Sendungen inzwischen selbst produzieren, teilt er verständlicherweise aber nicht. "Damit bleibt die ARD flexibel. Wenn eine Sendung nicht reüssiert, ist der Sender die Mitarbeiter einer externen Produktionsfirma mit Vertragsende wieder los. Er hat nicht das Risiko eines klassischen Arbeitgebers. Das hat unsere Firma."

Zudem machte er deutlich, noch längst nicht zufrieden mit seiner Talkshow im Ersten zu sein. Die Sendung sei für ihn "noch eine Baustelle, bei der nach der Evolution jetzt auch mal hin und wieder ein Hauch von Revolution guttäte", sagte Jauch. "Wir müssen noch öfter überraschende Gästekonstellationen bieten, so wie zum Beispiel bei Helmut Schmidt und Peer Steinbrück oder dem Einzel-Talk mit Angela Merkel. Wir müssen selbstkritisich sein, aber wir dürfen uns nicht von außen reinreden lassen", so der Moderator, der mit dieser Aussage wohl auch die jüngst wieder aufgekommenen Diskussionen um die Vielzahl der ARD-Talks im Auge hat.

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