Während viele Sender seit Jahren auf die Kostenbremse drücken und man das bisweilen den Programmen auch ansieht - einem Sender mangelt es ganz sicher nicht an Geld: Die Rede ist von Servus TV, dem von Red Bull finanzierten Kanal, der es sich einst auf die Fahnen geschrieben hat, den Alpen-Donau-Adria-Raum mit hochwertigem Programm zu versorgen. Und auch wenn man nach wie vor vom "Servus-Raum" spricht: Langsam, aber sicher scheinen die Macher des Senders zu realisieren, dass man eigentlich viel mehr Potenzial besitzt als man bislang zeigte. "Fernsehen ist ein langfristiges Geschäft", sagt Klaus Bassiner beim Pressefrühstück, zu dem Servus TV am Freitag nach München geladen hat, und drückt damit auch eine Haltung aus, die man vielerorts beim Fernsehen verloren zu haben scheint.

Der langjährige ZDF-Serienchef kam im Herbst vom Lerchenberg nach Salzburg, hat sich inzwischen aber mit der neuen Umgebung gut angefreundet. Es ist eine Umgebung, in der sich gut arbeiten lässt, weil der Quotendruck hier noch nicht wirklich eine Rolle spielt. Der Erwerb der DEL-Rechte hat aber bereits gezeigt, dass Servus TV nach Höherem strebt - und ganz nebenbei auch, dass man es ernst meint. Die Übertragungen der Eishockey-Partien aus der höchsten deutschen Spielklasse können sich jedenfalls sehen lassen, zudem überzeugte man Ende vergangenen Jahres mit einer fachkundigen Berichterstattung über Felix Baumgartners Weltall-Sprung, der - natürlich - von Red Bull gesponsort wurde. Dass man am Tag danach die Rekord-Einschaltquoten erst erfragen musste, spricht für den Sender, der sich von einem Nischenprogramm mit hochwertigen Dokus jedoch noch längst nicht verabschiedet hat.

Dennoch ist eine Öffnung hin zum Mainstream spürbar. Belanglos wirkt das, was man mit dem im April in Kraft tretenden neuen Programmschema auf den Schirm bringen wird, aber nicht. Da wäre etwa die neue Reihe "Bier on Tour", in der sich der einstige MTV-Moderator Markus Kavka gemeinsam mit dem "Bierpapst" Conrad Seidl auf die Suche nach dem perfekten Bier begibt. Sie treffen dabei auf ausgezeichnete Biersommeliers, brauende Klosterschwestern und Brauereichefs, für die Tradition und Innovation keinen Widerspruch darstellen - als Mischung aus Roadmovie und Dokutainment beschreibt Servus TV das neue Format, das sehenswert zu werden verspricht. Ob es von den Zuschauern auch gefunden wird, steht freilich auf einem anderen Blatt.

Deutlich besser stehen die Chancen für "Servus am Morgen" - ein Frühstücksfernsehen, das vor allem mit Blick auf den österreichischen Heimatmarkt des Senders spannend ist. Dem öffentlich-rechtlichen ORF fehlt nämlich das nötige Kleingeld für eine solche Sendung. Servus TV spart dagegen nicht und will ab dem 8. April jeden Tag ein dreistündiges Magazin auf die Beine stellen. "Das ist keine kleine Sache", gibt Bassiner zu bedenken. Versprochen werden Nachrichten, Live-Schalten und Gäste im Studio. Jeden Tag sollen spannende Menschen den Zuschauern einen Einblick in ihren ungewöhnlichen Alltag gewähren. Es gehe um "das große Ganze", verspricht Servus TV. Und wenn man weiß, mit welcher Ernsthaftigkeit man das Projekt betreibt, dann glaubt man das sofort.

Punkten will Servus TV mit seinem Frühmagazin allerdings auch in Deutschland. Das zeigt schon die Verpflichtung von Thomas Ohrner, der gemeinsam mit seiner österreichischen Kollegin Barbara Fleißner als Moderator durch "Servus am Morgen" führen wird. Die deutsch-österreichische Herkunft der beiden soll dabei immer wieder zum Thema gemacht werden. Auch das zweite Moderatoren-Paar, Andrea Schlager und Timo Küntzle, das eine Woche pro Monat übernehmen wird, baut auf dieses Nachbarschafts-Konzept. Die Ränder des Programms will Bassiner mit dem neuen Format stärken, sagt der Programmchef. Allein: Es fehlt bisweilen an Aufmerksamkeit. Das Potenzial, so sagen die Verantwortlichen, ist vorhanden - das Eishockey-Spiel zwischen Berlin und Hamburg sahen jüngst 400.000 Zuschauer. Man darf gespannt sein, ob man sie auch an andere Formate heranführen kann.