Stefan Niggemeiers Blog-Eintrag über den angeblich von ARD-Programmdirektor Volker Herres verhinderten "Brennpunkt" zum Abhörskandal hat viel Staub aufgewirbelt - und zwar so viel, dass sich die ARD nun offenbar dazu gezwungen sah, mit reichlich Verspätung doch noch eine Stellungnahme nachzureichen. Auf der Facebook-Seite des Ersten ist zu lesen, dass man am Donnerstag "nach interner Diskussion" entschieden habe, auf den Abhörskandal nicht mit einem "Brennpunkt" zu reagieren, "weil dieser - über die bereits vorgesehene umfangreiche nachrichtliche Berichterstattung in einer verlängerten Hauptausgabe der 'Tagesschau' hinaus - zu diesem Zeitpunkt kaum weitere filmische Erkenntnisse liefern hätte können".

Weiter heißt es: "Der Relevanz des Themas entsprechend hat Das Erste gestern umfassend berichtet und das Programm aktuell geändert. Da die Datenaffäre insbesondere eine vertiefende Diskussion erfordert, wurde das Thema der Gesprächsreihe 'Beckmann' geändert. Hier sind wir übrigens ebenso verfahren wie die Kollegen des ZDF." Tatsächlich hat auch das ZDF keine Sondersendung ins Programm genommen, sondern die Späh-Affäre in der Talkshow von Maybrit Illner vertiefend thematisiert. Eine Pflicht, eine Sondersendung auszustrahlen, gibt es freilich nicht. Sprengstoff erhielt die Debatte um den "Brennpunkt" aber ohnehin nur deshalb, weil die Chefredakteure der ARD-Anstalten das Thema gerne vertieft hätten - nur eben offenbar nicht gegen den Programmdirektor ankamen.

Auf Niggemeiers Behauptung, Herres habe sich mit der Entscheidung, keinen "Brennpunkt" zu zeigen, gegen alle Chefredakteure gestellt, wird in der ARD-Stellungnahme vom Freitag übrigens nicht eingegangen. Schon am Donnerstag hatte man das nicht dementieren wollen. Und doch wird nun auch Niggemeier selbst angegriffen: "Die Entscheidungen zu diesen Programmänderungen erfolgten ausschließlich aus inhaltlichen Gründen", so ist nun zu lesen, "und nicht - wie von Stefan Niggemeier in seinem Blog behauptet und frei erfunden -, um eine Unterhaltungsshow nicht zu verschieben. Diese fand durch die verlängerte 'Tagesschau'-Ausgabe ohnehin später statt." Verlängert wurde die "Tagesschau" übrigens um zweieinhalb Minuten.

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