ZDFinfo entwickelt sich nach wie vor prächtig. Im August verzeichnete der Sender einen Marktanteil von 1,0 Prozent - das ist das Zehnfache dessen, was der frühere Infokanal verzeichnete (DWDL.de berichtete). "Es überrascht mich immer wieder, welche Schätze ZDFinfo im Archiv hebt oder am internationalen Doku-Markt entdeckt. So gelingt es immer wieder, wirklich Fernsehen zum Mitreden zu machen", klopft Chefredakteur Peter Frey der eigenen Mannschaft auf die Schulter. Doch wirklich mitreden können die Zuschauer künftig seltener. Das ZDF hat sich nämlich dazu entschlossen, die interaktive Talkshow "log in" in ihrer jetzigen Form nicht mehr fortsetzen zu wollen. Die letzte Ausgabe soll am 5. November ausgestrahlt werden.

"log in" wird seit 2010 ausgestrahlt und hat sich seither mehr als die meisten anderen Talkshows zum Ziel gesetzt, das Fernsehen interaktiv mit dem Internet rückzukoppeln und Zuschauerreaktionen aus dem Netz ins Fernsehen zu bringen. "Wir haben in diesen vier Jahren mit 'log in' viel ausprobiert, gelernt und spannende Fernsehmomente geschaffen", so Peter Frey, der betont, ZDFinfo auch weiterhin als "Experimentierplattform" nutzen zu wollen. Ganz verschwinden soll "log in" auch in Zukunft nicht. Bis Ende des ersten Quartals 2015 sei eine Neukonzeption geplant, an deren Ende aber vermutlich kaum noch ein aktueller Talk stehen wird.

Viel mehr ist die Rede davon, "log in" als "Marke für interaktives Fernsehen" und "zur Begleitung besonderer Ereignisse" weiter einsetzen zu wollen. "Jetzt wollen wir einen Schritt weitergehen", sagt Frey und verspricht, statt einer einzelnen Sendung nun "ganze Programmstrecken, wo immer sinnvoll und möglich, crossmedial aufladen" zu wollen. Künftig sollen also längere Themenstrecken mit Dokumentationen bei ZDFinfo gezielt mit Social-Media- und Second Screen-Angeboten begleitet und ergänzt werden. "Wenn wir lange Programmstrecken zum Beispiel zur DDR-Geschichte oder anderen historischen Ereignissen auflegen, wollen wir den Zuschauern mehr Möglichkeiten geben, sich im Netz aktiv und vertiefend mit diesen Themen auseinanderzusetzen." Mit der bisherigen Sendung wird das vermutlich nicht mehr allzu viel gemein haben.

"Mit 'log in' hat ZDFinfo in den vergangenen vier Jahren netzaffine, junge und streitbare politische Themen interaktiv debattiert", so ZDFinfo-Leiter Robert Bachem. "'log in' hat der ZDF-Senderfamilie wertvolle Impulse für crossmediales Fernsehen gegeben. Jetzt werden wir für die Zuschauer und User neue Formen der Kommunikation zwischen Fernsehen und Internet entwickeln." Die neue Ausrichtung von "log in" passt vor allem deshalb gut zur Positionierung von ZDFinfo, weil der Sender bekanntlich vor allem mit seinen langen Themenstrecken gute Quoten einfährt - so gesehen wirkte "log in" als wöchentlicher Talk schon jetzt eher wie ein Fremdkörper. Ein Fremdkörper, der den Mainzern allerdings gut zu Gesicht stand.

Überraschend kommt das Aus von "log in" in seiner jetzigen Form aber allemal, schließlich hatte das ZDF dem Talk erst vor wenigen Wochen als Sommervertretung von "Maybrit Illner" einen prominenten Sendeplatz im Hauptprogramm gewährt - kaum zu glauben, dass man sich von dem Format im Erfolgsfall ebenfalls getrennt hätte. Seine Chance im Zweiten wusste "log in" aus Quotensicht allerdings nicht zu nutzen. Auch die erhofften jungen Zuschauer schalteten nicht ein. ZDF-Chefredakteur Peter Frey beschwichtigt aber schon mal, dass man daran arbeite, auch in Zukunft weitere Sendungen des Hauptprogramms für direkte Zuschauerbeteiligung im Netz öffnen zu wollen. Man darf gespannt sein, wie das aussehen wird. Das ZDF hat jedenfalls schon mal angekündigt, seine App bis zum Jahresende mit einem Social-Media-Rückkanal ausstatten zu wollen.