Neun Medienhäuser gehen eine Kooperation mit Facebook ein und veröffentlichen in dem sozialen Netzwerk künftig nicht mehr nur Links, sondern ganze Artikel, Fotogalerien und Videos - mitten im News Feed. Mit "Spiegel Online" und "Bild" sind auch zwei deutsche Nachrichten-Angebote zum Start des neuen Programms Facebook Instant Articles mit an Bord. Darüber hinaus machen auch die "New York Times", "National Geographic", "Buzzfeed", "NBC News", "The Atlantic", "The Guardian" und "BBC News" mit. In einem Video erklärt Facbeook, welche Vorteile sein neues Angebot bringen soll.

Auf Vorteile hoffen aber natürlich nicht zuletzt Facebook selbst und die Verlage, die sich in die Hände des nicht unumstrittenen Online-Riesen begeben. Während durch Instant Articles also auf direkte Links zu den Angeboten verzichtet wird, erlaubt Facebook den Verlagen, die Werbung im Umfeld der jeweiligen Artikel selbst zu vermarkten. In diesem Fall dürfen die Verlage sämtliche Erlöse selbst behalten. Entscheiden sie sich für eine Vermarktung durch Facebook, erhalten sie immerhin noch 70 Prozent der Erlöse. Im Falle von "Bild" wird die Vermarktung von Axel Springer Media Impact übernommen. Und auch wenn das Netzwerk betont, dass die Verlage Inhaber sämtlicher Inhalte bleiben, so müssen sie diese zunächst auf dem Facebook-Server hochladen.

Facebook lockt aber nicht nur mit neuen Erlösquellen, sondern auch mit der Aussicht, den Verlagen vollen Zugriff auf die Nutzerdaten der Leser zu gewähren. Und doch wird die Kooperation auch kritisch gesehen - selbst von beteiligten Medien. So sagte James Bennet, Chefredakteur des am Projekt beteiligten Magazins "The Atlantic", einem "Zeit Online"-Bericht zufolge, dass Medien mit der Kooperation die Kontrolle über ihren Vertrieb verlieren würden. "Wir betrachten diese Kooperation als spannende Gelegenheit, neue Präsentationsformen für unsere redaktionellen Inhalte auszuprobieren und aus diesen Erfahrungen zu lernen", erklärt "Spiegel Online"-Chefredakteur Florian Harms gegenüber "Horizont" den Schritt und betont: "Selbstverständlich ist und bleibt unsere journalistische Berichterstattung komplett unabhängig, auch die Berichterstattung über Facebook."

Grundsätzlich sei jeder Online-Inhalt geeignet, um als Instant Article bei Facebook verfügbar zu sein, so Social-Media-Leiter Torsten Beeck. "Uns ist es wichtig, in der Testzeit der Kooperation die Auswirkungen in der Nutzung zu beobachten und vor allem auf unsere Leser zu hören. Letztlich entscheiden sie durch ihre Interaktion, welche Geschichten auf Facebook besonders relevant sind - auf die werden wir setzen." "Bild.de"-Chefredakteur Julian Reichelt: "'Bild' muss immer da sein, wo unsere Leser und User sind. Das ist auf Papier so und das ist auch digital so. Fast 30 Millionen Menschen in Deutschland erleben ihren digitalen Alltag auf Facebook. Deswegen sind wir gespannt, 'Instant Articles' auszuprobieren und gemeinsam mit Facebook Lösungen zu entwickeln, die unsere einzigartigen Inhalte auf dieser Plattform noch schneller, leichter, reibungsloser und aufregender erlebbar machen."

Man wolle lernen, aber auch mitgestalten, wie die Menschen im Zeitalter sozialer Plattformen News, Unterhaltung und Sport konsumieren, betonte Reichelt. Springer betont, dass sich sowohl "Bild" als auch Facebook bei der Verwendung an geltende Datenschutzbestimmungen halten. Darüber hinaus sei vorgesehen, während der Testphase ein Bezahlmodell für journalistische Inhalte auf Facebook voranzutreiben, bei dem "Bild" und andere Marken eigene Abonnements generieren können. Mit den Instant Articles richtet sich Facebook zunächst an mobile Nutzer - zum Start finden sich Inhalte der beteiligten Medienhäuser in der iPhone-App von Facebook. Der Start auf Android-Smartphones wird zu einem späteren Zeitpunkt erwartet.