Schon lange sorgte kein Anrufer bei "Domian" mehr für so viele Schlagzeilen wie zu Wochenbeginn: Eine junge Frau erzählte live in der Nacht auf Dienstag davon, angeblich regelmäßig von ihrem Freund geschlagen zu werden. Dann war zu hören, wie der Beschuldigte plötzlich den Raum zu betreten und die Frau anzugreifen scheint. Zu hören waren Schreie, ehe die Verbindung abgebrochen wurde. Nachdem auch der Psychologe der Sendung noch zweimal versuchte, mit der jungen Frau in Kontakt zu treten, hat der WDR schließlich noch in der Nacht die Polizei verständigt.

Schnell kam im Verlaufe des Dienstags auch die Frage auf, ob es sich womöglich doch um einen Fake-Anruf gehandelt habe, auch Jürgen Domian verwies im Verlauf des Tages auf 1LIVE darauf, dass dies "nicht komplett auszuschließen" sei. "Aber mein Psychologe und ich sind sicher, dass es keiner war", so Domian. Noch am Dienstag machte die "Bild"-Zeitung die angebliche Anruferin ausfindig, die allerdings beteuerte, dass alles nur ein Scherz sein sollte und sie "eine Riesendummheit" gemacht habe.

Auch Jürgen Domian bezog sich in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch auf den entsprechenden "Bild"-Artikel, wollte diese Darstellung aber nicht so recht Glauben schenken. "Dieses entspricht nach Aussage der zuständigen Polizei nicht der Wahrheit. Dieses ist frei erfunden", betonte Domian. "Also wir machen uns weiter Sorge um die junge Frau und versuchen auch unsererseits immer wieder an sie heranzukommen und wir sind jetzt auch im Kontakt mit der Polizei und beobachten das Ganze." Dass alles frei erfunden sei, wollte nun wiederum die "Bild" nicht auf sich sitzen lassen und kündigte am Donnerstag rechtliche Schritte gegen den WDR und Jürgen Domian selbst wegen Falschbehauptungen an.

Am frühen Nachmittag lenkt nun auch der Sender ein und spricht nun auch davon, dass alles ein Fake gewesen sei. "Nach dem jetzigen polizeilichen Kenntnisstand hat sich Jürgen Domian zu früh auf eine Polizeiquelle, die er und die Redaktion kontaktiert hatten und die – im Nachhinein betrachtet – eine missverständliche Auskunft gegeben hat, verlassen", erklärt der WDR am Donnerstag gegenüber DWDL.de. "Hinzu kommt, dass die Redaktion wie auch vor allem die geschulten Psychologen den Eindruck hatten, dass die Situation ernst war und kein Fake".

"Deshalb hat Domian fälschlicherweise die Recherchen der Kollegen der BILD-Zeitung in seiner Sendung am Dienstag in Frage gestellt und behauptet, diese seien teilweise 'frei erfunden'! Für diese Fehleinschätzung möchten wir uns in aller Form entschuldigen", heißt es in Richtung "Bild"-Zeitung. Der Anruferin drohen übrigens trotz der Aufklärung als Fake Konsequenzen: Gegen sie werden Ermittlungen wegen des Vortäuschens einer Straftat geprüft. Daneben wird geprüft, ob die Kosten für den Polizeieinsatz getragen werden müssen.

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