Aufgrund der Entwicklungen der Fernsehwirtschaft der letzten 20 Jahre - mittlerweile sind über 400 deutschsprachige Kanäle zu empfangen - sowie der Wettbewerbsstärke neuer Player im Online-Bereich, plant die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF), nicht nur die Quotenmessung anzupassen, sondern auch ihre Organisationsstruktur anzupassen. Über ein umfangreiches Konzeptpapier wird derzeit diskutiert, wie die Kollegen von "werben & verkaufen" berichten.

Die frappierendste Veränderung betrifft die Umwandlung der jetzigen BGB-Gesellschaft in eine GmbH. Mitte der 80er Jahre schlossen sich ARD, ZDF, RTL und Sat.1 zusammen, um gemeinsam das Nürnberger Marktforschungsunternhemen GfK mit der Messung der Reichweiten zu beauftragen. Dieses Konstrukt besteht bis zum heutigen Tag. Als Gesellschafter treten die öffentlich-rechtlichen Sender, der RTL-Konzern und die ProSiebenSat.1-Gruppe auf. Eine mögliche Reform würde auch Online-Playern wie Google oder Facebook den Eintritt erleichtern. Auch Sky gilt laut "w&v" als möglicher Gesellschafter.

"Es handelt sich um einen laufenden Prozess, wir sind mitten in der Beratungsphase", sagte der AGF-Vorstandsvorsitzende Martin Berthoud gegenüber "w&v". "Wir machen uns Gedanken, wie wir die AGF weiterentwickeln und den Herausforderungen noch besser gerecht werden können." Dabei denke man auch darüber nach, "die AGF auf noch mehr Füße als bislang zu stellen". Eine Entscheidung steht aber noch aus. Neben der Aufnahme neuer Gesellschafter käme die AGF außerdem in die Lage, die Position eines starken Geschäftsführer zu schaffen. Abgeschafft - und ersetzt durch einen Expertenbeirat - würde die technische Kommission, seit 1988 Machtzentrale der Gemeinschaft, sowie der Vorstand.

Laut Uwe Storch, Vizevorsitzender des Werbekundenverbands, benötige die AGF dringend eine Strukturreform. Diese sei in ihrer bestehenden Konzeption "nicht agil genug" und laufe Gefahr, "mit der Dynamik der Bewegtbildentwicklung nicht mehr Schritt zu halten".

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