Fresh Off The Boat Buch© Eddie Huang
Über 20 Jahre ist es her, dass eine Comedyserie mit Fokus auf rein asiatische Amerikaner in den USA auf den Bildschirmen lief. Damals revolutionierte die Komödiantin Margaret Cho die amerikanische Fernsehlandschaft mit "All American Girl", wobei nach einer Staffel bereits Schluss war. ABC wagte in der letzten Woche Dienstag mit "Fresh Off The Boat" einen neuen Versuch im Primetime-Comedyblock und zeigte direkt zwei halbstündige Folgen der urkomischen Comedyserie. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Buch des berühmten Promikochs Eddie Huang, der seine Erfahrungen aufschrieb, wie er als Teenager mit seiner Familie von Washington DC nach Florida ziehen musste. Genau mit dieser Ausgangssituation startete die Pilotfolge von "Fresh Off The Boat" und zeigte die sechsköpfige Familie Huang, wie sie versucht, den amerikanischen Traum in einem Vorort Orlandos zu verwirklichen und ein neues Leben anzufangen. Familienoberhaupt Louis hat den eisernen Willen, ein typisch amerikanisches Steakhouse-Restaurant zu übernehmen, und seiner Familie somit ein besseres und luxuriöseres Leben zu bieten. Mittelpunkt der Serie ist der 11-jährige Eddie, der gleichzeitig auch als Erzähler fungiert, was konzeptionell ein wenig an eine weitere ABC-Comedy-Hitserie erinnert, "The Goldbergs", die in den 80er Jahren spielt. Allerdings beginnt "Fresh Off The Boat" im Jahr 1995, so dass Style, Mode und Sprache einen komplett anderen Touch haben.

Fresh Off The Boat© ABC
Der aufmüpfige Eddie ist das Problemkind der Huangs, da er zwar ein ausgezeichneter Schüler ist, aber nicht so richtig ins Familienleben passen will und am liebsten den ganzen Tag lang amerikanische Rap-Musik von bspw. Nas oder Notorious B.I.G. hört und mit Rapper-Klamotten herumläuft. Seine beiden jüngeren Brüder entsprechen da schon eher dem Idealbild seiner Mutter Jessica, die die Zügel in der Hand hält und sowohl ihre Söhne als auch ihren Mann kontrolliert, der grundsätzlich von ihr belehrt wird. Besonders, wenn es um die Führung des neuen eigenen Restaurants geht, in dem kaum Gäste zu sehen sind. Die Familie wird von Oma Huang vervollständigt, die im Rollstuhl sitzt und kein Wort Englisch sprechen kann.

Fresh Off The Boat© ABC
"Fresh Off The Boat" gelang es in den ersten beiden Folgen, eine erfrischend bissige Sitcom abzuliefern, die nur so mit Klischees um Asiaten um sich wirft und an rassistischen Anmerkungen nicht spart. Besonders Mutter Jessica ist mit dem typisch amerikanischen Vorstadtleben komplett überfordert und will nur ungern zugeben, dass sie nicht mehr länger in einem beschützen Chinatown leben kann. Das neue Leben der Huangs ist von nun an geprägt von Mall-Besuchen und Basketball-Spielen mit den Nachbarn. Eddie muss viel Überzeugungskraft aufbringen, um seiner Mutter klarzumachen, dass er keine asiatischen Nudeln mehr als Mittagessen mit in die Schule nehmen kann, da ihn sonst alle hänseln.

Eddie Huang© ABC
Der wahre Eddie Huang hatte in Bezug auf das Serienprojekt im Vorfeld mit so einigen Hindernissen zu kämpfen. So plante ABC ursprünglich, die Serie unter dem Titel "Far East Orlando" laufen zu lassen, was dem Autor gehörig gegen den Strich ging, woraufhin er prompt eine Twitterkampagne ins Leben rief. Huang forderte Fans auf, direkt an ABC zu schreiben und zu twittern, den Titel in "Fresh Off The Boat" zu ändern, mit Erfolg.
Mitte Januar dieses Jahres kam es bei der Television Critics Association Winter Press Tour zu einem etwas unangenehmen Vorfall. Zu Beginn der Pressekonferenz wurde von einem Journalisten gefragt, ob er denn bei der neuen Serie auch Essstäbchen sehen werde. Ein etwas unglücklicher Einstieg, der allerdings direkt von Executive Producer Nahnatchka Khan mit einem sarkastischen Kommentar aufgefangen wurde: "Warten Sie bis Folge 5, wenn sich alles um Essstäbchen dreht." Der Vorfall sprach sich direkt wie ein Lauffeuer herum und sorgte dank unzähliger Tweets von Journalisten im Saal für Schlagzeilen. Am Ende kam die Pilotfolge aber offensichtlich bei den meisten Journalisten gut an, da die Kritiken im Vorfeld vorwiegend positiv ausfielen.

Fresh Off The Boat Billboard© M. Müller

Zusätzlich stellte ABC sicher, dass die Marketingmaschinerie auch perfekt eingestellt war. So ließ sich der Sender nicht lumpen, da allein in New York eine gigantische, flächendeckende Plakatkampagne geschaltet wurde, so dass kaum ein Bus oder eine Subwayhaltestelle ausgelassen wurde. Mit Erfolg: "Fresh Off The Boat" legte den zweitbesten Start für eine neue Comedyserie in der laufenden TV-Saison hin und musste sich lediglich "Black-Ish" geschlagen geben. 7,94 Mio. wollten die erste Folge sehen, was einem Zielgruppenrating von 2,5 entspricht. Für die zweite Episode lief es nur geringfügig schlechter (7,47 Mio. Zuschauer / Zielgruppenrating 2,3). Wenn die Produzenten das beeindruckende Gag-Tempo halten können, dann stehen die Chancen für eine glorreiche Zukunft von "Fresh Off The Boat" gut. Die Autoren hatten dank der Buchvorlage von Eddie Huang offensichtlich leichtes Spiel, ein Skript mit einem Humorfeuerwerk abzuliefern.