Elke HeidenreichRund ein Jahr ist es nun her, seit Elke Heidenreich durch eine mehrfach vorgebrachte Schmähkritik an ihrem damaligen Arbeitgeber ZDF ihren Rauswurf geradezu provoziert hatte. Als Konsequenz wechselte sie mit ihrer Literatursendung "Lesen!" damals nicht nur den Sendern, sondern sogar gleich das Medium: Das Format wechselte zum Literaturportal litcolony.de. 

Nach etwas mehr als einem weiteren Jahr werden zum Jahresende aber auch dort die Lichter für "Lesen" ausgehen, wie Elke Heidenreich in einem Interview mit dem Radiosender Bayern 2 am Rande der Frankfuter Buchmesse ankündigte. Während die Sendung nach dem Wechsel ins Internet zunächst weiterhin monatlich mit einem prominenten Gast weitergeführt wurde, gab es nach wenigen Sendungen die Umstellung auf eine wöchentliche Rubrik, in der in rund fünf Minuten jeweils ein Buch vorgestellt wird.

Genau mit dieser hohen Frequenz hat Heidenreich aber inzwischen offenbar so ihre Probleme. Heidenreich: "Das alles strengt mich enorm an, was ich da mache. Ich mache das jede Woche, soviel kann man gar nicht lesen. (...) Ich muss mal eine Pause machen mit diesem Marathon-Lesen." Mit zur Entscheidung beigetragen haben dürfte aber auch, dass auch Elke Heidenreich inzwischen erkennen musste, dass selbst auf dem von ihr immer wieder angeprangerten schlechten Sendeplatz im ZDF deutlich mehr Zuschauer zu erreichen waren als mit ihrer Kolumne im Web.

Mehr zum Thema

Während zu Beginn angesichts des Medienhypes noch sechsstellige Abrufzahlen erzielt worden waren - was für eine reine Internet-Sendung ein außerordentlich hoher Wert ist - bewegten sich die Zugriffszahlen ihrer wöchentlichen Sendung zumindest laut der YouTube-Zählung zuletzt nur noch im Bereich von einigen Tausend. Auf die Frage, ob es ihr egal sei, dass sie mit "Lesen!" im Web deutlich weniger Zuschauer erreicht als einst mit ihrer ZDF-Sendung, sagte Heidenreich: "Nein, das ist mir nicht egal. Ich hätte gerne viel viel mehr. Aber das Netz ist noch nicht jedermanns Ding. Die Leute, die ZDF schauen sind in der Regel älter und nicht unbedingt die, die durchs Netz surfen. Die habe ich natürlich alle verloren. Ich kriege jetzt aber auch ein paar Junge dazu."

Nach dem Ende von "Lesen!" werde sie sich weiterhin der Arbeit an ihrer Edition "Musik in Büchern" widmen, die sie für den C. Bertelsmann Verlag auflegt. Das sei viel Arbeit und derzeit habe sie "nicht mehr so viel Power und Kraft wie früher um alles zu machen". Sie wolle daher nun erst einmal eine "leisere Gangart" einlegen. Ob sie das aber länger durchhält, scheint sie selbst zu bezweifeln - zumindest schiebt sie den Satz hinterher: "Naja, mal gucken, vielleicht für ein paar Wochen".