700 Millionen Pfund bzw. 20 Prozent muss die BBC pro Jahr einsparen, nachdem die Gebühren bis 2017 eingefroren wurden - und das trifft vor allem das Personal, wie bei der Vorstellung der Kostensenkungspläne "Delivering Quality First" am Donnerstag bekannt wurde. Weitere 2.000 Stellen wird die BBC in den kommenden fünf Jahren abbauen, der Gebäudekomplex im Westen Londons wird dabei gleich komplett aufgegeben. Dafür müssen weitere 1.000 Mitarbeiter an den neuen Standort in Salford in Greater Manchester umziehen; wie auch der Sender BBC Three, der ab 2016 hier beheimatet sein wird. Das Programm soll durch diese Maßnahmen vor tiefen Einschnitten geschützt werden - und doch musste BBC-Generaldirektor Mark Thompson eben solche verkünden. Besonders betroffen: BBC Two und der Sport.

Talks und Panel-Shows werden zurückgefahren, noch dazu muss BBC Two künftig auf sein eigenes Daytime-Programm verzichten. Die heute vorgestellten Pläne von BBC-Generaldirektor Mark Thompson sehen eine Streichung des kompletten Daytime-Budgets vor. Eingeleitet wird das Tagesprogramm künftig von einer Informationsschiene, in der etwa der "Hardtalk" von BBC News gesendet wird, gefolgt von Wiederholungen. Erstausstrahlungen gibt es tagsüber künftig exklusiv bei BBC One, das in diesem Zuge auf eine Ausstrahlung des Kinderprogramm verzichten wird. Dieses soll es mit Vollendung des digitalen Switch-Overs im kommenden Jahr nur noch auf den Kindersendern CBBC und CBeebies geben.

Und auch beim Sport wird der Rotstift angesetzt - alles andere hätte auch überrascht, nachdem sich die Anstalt bereits dazu entschlossen hat, die Formel-1-Rechte künftig nicht mehr exklusiv zu halten und sich die Übertragungen mit BSkyB zu teilen. 15 Prozent sollen hier eingespart werden; in der Vergangenheit wurde etwa bereits über eine Kürzung in den Tennis-Übertragungen spekuliert. Nach den Olympischen Spielen 2012 wird außerdem der interaktive Zusatzdienst BBC Red Button, vor allem für Sport- und Konzertübertragungen genutzt, reduziert. Komplett gestrichen wird unterdessen BBC HD, das einen Mix der BBC-Programme in hochauflösender Qualität zeigt. Anstelle des Senders soll ein kostengünstigerer HD-Simulcast von BBC Two treten.

Aufatmen kann derweil die Belegschaft des Senders BBC Four: Entgegen früherer Planungen wird der Sender nicht eingestellt. Er soll allerdings einen neuen Fokus erhalten und Zubringer für BBC Two sein - eine ähnliche Planung gibt es für BBC Three, das in Zukunft wieder mehr Inhalte für BBC One liefern soll. BBC News muss die Berichterstattung über kulturelle und wissenschaftliche Themen zurückfahren und sich stärker den Nachrichten widmen. In Randstunden wird hier künftig außerdem auf Wiederholungen aus den Regionalstudios zurückgegriffen. Eine stärkere Zusammenarbeit unter den regionalen und nationalen Sendern ist auch im Radio-Bereich vorgesehen, etwa bei den Nachrichten. Das Online-Budget der BBC wird um ein Viertel gekürzt.

Es sei das letzte Mal, dass das Programm von sehr starken Einschnitten ausgenommen sei, betonte Mark Thompson bei der Präsentation am Donnerstag. Wenig überraschend stoßen die Maßnahmen bei den Gewerkschaften dennoch auf wenig Gegenliebe. Die National Union of Journalists (NUJ) zeigt sich entrüstet, schließlich seien seit 2004 bereits 7.000 Stellen weggefallen. "Man kann das Budget nicht um 20 Prozent kürzen und so tun, als sei die BBC weiterhin eine Rundfunkanstalt mit Weltklasse", so Michelle Stanistreet, Generalsekretärin der NUJ. Entsprechend seien Streiks, wie sie die BBC auch in der Vergangenheit bereits erlebte, unvermeidbar.

DWDL.de wird die Entwicklungen bei der BBC weiter im Auge behalten und Sie mittwochs im UK-Update über den neuesten Stand informieren.