Eigentlich gibt es in den USA eine ähnliche Situation wie in Deutschland: Angesichts von immer mehr Castingshows gab es in den letzten Monaten bei fast allen Formaten rückläufige Quoten zu konstatieren. In den USA enttäuschte Simon Cowells neues Baby "X Factor", "American Idol" liegt weit unter dem Vorjahr und, ja, auch "The Voice", das mit "Super Bowl"-Hilfe so überragend in die zweite Staffel gestartet war, stand beim Finale plötzlich mit weniger Zuschauern da als im Vorjahr.

Doch wenn ein Network seit Jahren so unter Druck steht wie NBC, dann fallen Überlegungen, ob es wirklich sinnvoll ist, das Genre noch weiter zu strapazieren, natürlich schwer. Und so muten die Pläne, die NBC-Chef Bob Greenblatt da bereits am Sonntag zum Frühstart in die Upfronts-Woche, in der die US-Sender ihre Pläne für die kommende TV-Saison vorstellen, offen legte, schon fast wie eine kleine Verzweiflungstat an: "The Voice", das einzige wirklich uneingeschränkt als Quotenhit zu bezeichnende Format des Senders, muss künftig nicht nur drei statt bislang zwei Stunden pro Woche füllen, sondern sogar gleich mit zwei Staffeln pro Jahr ran.

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Statt wie bislang im Frühjahr startet die dritte Staffel nun bereits im Herbst. Zum Sendeplatz am Montagabend zwischen 20 und 22 Uhr gesellt sich noch eine einstündige Ausgabe dienstags um 20 Uhr dazu - und das von Beginn der Staffel an und nicht wie bislang erst während der Liveshow-Phase zur Bekanntgabe der Gewinner. Nachdem es - ähnlich wie in Deutschland und fast allen anderen Ländern - nach den Blind Auditions zu einem Quotenknick kam, wird diese Phase künftig nochmal ausgebaut, der Übergang über die Battles zur Liveshow-Phase soll dann schneller vonstatten gehen. Um die zwei Staffeln pro Jahr überhaupt stemmen zu können, ist NBC sogar bereit, womöglich in der neuen Frühjahrs-Staffel auf das eingespielte Juroren-Team zu verzichten. Zwar gibt es mit Christina Augilera, CeeLo Green, Blake Shelton und Adam Levine über mehrere Jahre laufende Verträge - aber zwei Staffeln jährlich seien "mehr als sie erwartet haben", räumte der NBC-Chef ein. Womöglich gibt es also einige neue Gesichter für die Frühjahrs-Ausgaben.

Die Hoffnung, die hinter der Verdopplung der Schlagzahl steckt, ist recht einfach nachzuvollziehen: Mit "The Voice" hat NBC schon im Herbst einen Publikumsmagnet im Programm, der - wie die vermutlich hohen Quoten der Olympia-Übertragungen im Sommer - bei der Bewerbung und Etablierung der neuen Formate helfen soll. Und so verzichtet NBC im Herbst interessanterweise zunächst noch auf die in diesem Jahr im "The Voice"-Schlepptau gestartete Musical-Serie "Smash", die dann erst später im Jahr zurückkommt, und bringt montags im Anschluss an "The Voice" die neue Serie "Revolution" von J.J. Abrams an den Start. In der Serie geht es um einen plötzlichen totalen Blackout, nach dem sämtliche elektrischen Geräte nicht mehr funktionieren.

Dienstags soll "The Voice" helfen, eine neue Sitcom-Schiene zu etablieren. Denn zu lachen geben soll es bei NBC im kommenden Fernsehjahr mehr denn je: Gleich fünf Comedy-Stunden sind im Programm - und das auf vier Abende verteilt, so viele wie bei keinem Konkurrenten. Neu dazu kommt eben unter anderem die Zeit dienstags zwischen 21 und 22 Uhr - wo zumindest bislang auch FOX mit "New Girl" um Sitcom-Fans kämpft. NBC zeigt dann mit "Go On" eine neue Sitcom mit Matthew perry, in der dieser einen therapiereifen Sportreporter spielt, gefolgt von "The New Normal" über ein homosexuelles Paar, das zusammen mit der Leihmutter ihres Kindes lebt.

Neben dem klassischen Sitcom-Block am Donnerstagabend, der mit "30 Rock", "Up all night", "The Office" und "Parks & Recreation" auch mit altbekannter Ware besetzt ist und dementsprechend auch im kommenden Jahr wieder nicht für Quotenhöhenflüge bekannt werden dürfte, zeigt NBC auch mittwochs und freitags Comedys. Mit dabei ist auch eine zweite Staffel von "Betty Whites Off Their Rockers". Mittwochs gehen ab 20 Uhr die beiden neuen Serien "Animal Practice" über einen eigentümlichen Tierarzt, der die Herrchen und Frauchen seiner tierischen Patienten verabscheut, sowie "Guys with Kids" über drei Freunde in den Dreißigern, die sich selbst noch nicht ganz erwachsen um ihre Babys kümmern müssen, an den Start. Spannend wird der Ausflug von "Whitney" und "Community" auf den Freitag - dort zeigt bislang nämlich kein anderes Network Sitcoms. Der Abend gilt ohnehin als Todesslot. Aber in dieser Saison hatte man "Grimm" am Freitagabend auch schon abgeschrieben - und es entwickelte sich zu einem veritablen Erfolg, der daher auch auf diesem Sendeplatz verweilt.

Im Herbst startet NBC zunächst nur eine weitere neue Drama-Serie: "Chicago Fire" am Mittwochabend. Die Serie über Feuerwehrmänner des Chicago Fire Department stammt von Dick Wolf, der auch für die "Law & Order"-Reihe verantwortlich zeichnet. Deren letzter verbliebener Ableger "Law & Order: SVU" läuft künftig direkt davor um 21 Uhr - und damit sogar wieder auf einem prominenteren Sendeplatz eine Stunde früher als bislang. Das kommt durchaus überraschend, da die Serie eigentlich selbst um 22 Uhr zuletzt kein Erfolg mehr war. Und für den Sonntag ist mit "Do no harm" noch eine neue Serie über einen brillianten Neurochirurg mit Persönlichkeitsstörung angekündigt, die allerdings erst nach der Football-Saison starten wird.

  Mo Di Mi Do Fr So
20:00 The Voice
The Voice
Animal Practice
30 Rock
Whitney Football

(danach: Fashion Star, Celebrity Apprentice, Do no harm)
20:30 Guys with Kids
Up all Night
Community
21:00 Go On Law & Order: SVU
The Office Grimm
21:30 The New Normal Parks & Recreation
22:00 Revolution
Parenthood Chicago Fire Rock Center with Brian Williams
Dateline NBC

Auffällig noch: "The Biggest Loser", was bislang stets mit zwei Staffeln pro Jahr vertreten war, ist für den Herbst nicht angekündigt - und das trotz respektabler Quoten in den letzten Jahren. Ebenfalls noch ohne Starttermin ist die Musical-Serie "Smash". Nicht verlängert wruden die Serien "Are you there, Chelsea", "Awake", "Bent"; "Best Friends Forever", "Free Agents", "Prime Suspect", "The Playboy Club" und mit "Harry's Law" auch die NBC-Serie mit den meisten Zuschauern: Im Schnitt sahen 7,9 Millionen zu - aber darunter nur ganz wenige aus der werberelevanten Zielgruppe, was letztlich das Aus bedeutete. Zu den schon für den Herbst angekündigten Serien kommen noch fünf weitere, die erst im weiteren Verlauf des Jahres starten sollen.

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