Der Vorabend-Verlauf: Kein "heute"-Berg
Das 18-Uhr-EM-Spiel bei RTL hat auch die Verlaufskurve der anderen Sender geändert. So ist diesmal kein echter "heute"-Berg zu erkennen. Heißt: Die Hauptnachrichtensendung des ZDF hat diesmal also deutlich weniger neues Publikum angelockt als üblich. Dafür drehte RTL gewaltig auf. Das lag auch daran, dass das Spiel zwischen der Türkei und Georgien absolut verrückt war. Die Nachspielzeit der zweiten Halbzeit toppte das Ganze dann. Georgien war drauf und dran, noch den Ausgleich zu erzielen, musste dann aber ein Gegentor hinnehmen. Entsprechend erzielte die Partie um kurz vor 20 Uhr in den Schlussmomenten die mit Abstand höchste Reichweite.
Der Primetime-Verlauf: Wechsel von RTL zur ARD
Nach 20:15 Uhr gab es dann einen Wechsel. Das zweite EM-Spiel des Tages lief im Ersten. Wer beide sehen wollte – und das nicht bei Magenta TV tat – musste also umschalten. Ganz offenbar tat das Publikum das auch nach und nach. Denn während RTL abbaute, legte Das Erste zu. Immerhin: Es ist schön zu sehen, dass das "RTL EM Studio" zu Beginn gewaltig vom Live-Spiel-Publikum profitierte, dieses aber nach und nach verlor. Auch die ersten Minuten von "Doctor's Diary" gaben viel Reichweite ab. Beim Abendspiel zwischen Portugal und Tschechien wurde die höchste Reichweite einmal mehr zum Ende der ersten Hälfte erreicht. Der zweite Durchgang startete für nicht wenige offenbar etwas zu spät, also nach 22 Uhr. Vielleicht hatten manche nach der zunächst torlosen Partie aber auch einfach keine Lust mehr auf einen weiteren Spielabschnitt.
Wichtig bei allen All Eyes on Screens-Kurven: Sie sind, anders als die AGF-Zahlen, nicht bevölkerungsrepräsentativ. Sie werden also nicht anhand eines Panels gewichtet und hochgerechnet, sondern geben die tatsächlich gemessenen Gerätedaten aus rund einer Million von insgesamt 13 Millionen Vodafone-Haushalten wieder. Mehr Hintergrund zu diesen Daten gibt es hier. Aussagekräftig sind somit weniger die Höhe der Reichweitenkurven zueinander als die Entwicklung innerhalb eines Senders und die Erkenntnisse zu Umschaltzeitpunkten.
Werbe-Ranking: Volkswagen profitiert von EM bei RTL
Von Platz 13 am Montag auf Rang zwei vorgearbeitet hat sich die aktuelle Volkswagen-Kampagne. Am Dienstag liefen hier 170 Spots – das waren sogar etwas weniger als am Montag. Doch sie finden nun in deutlich reichweitenstärkeren Umfeldern statt. So stieg der XRP von 70 auf etwa 115. Des Rätsels Lösung: Volkswagen profitierte massiv von der RTL-Stärke. Etwa 60 Prozent der Werbereichweite generierte man beim Privatsender, die meisten Spots schaltete der Autokonzern indes bei Welt.
All Eyes on Screens stellt für das Ranking eine Liste aller gestern im deutschen TV ausgestrahlten Werbespots zusammen und ermittelt für diese die in Summe erzielte Reichweite aller Spots einer Marke in den gemessenen Vodafone-Haushalten. Da hier die sekundengenaue Reichweite statt der bislang branchenüblichen Werbeinselreichweite als Grundlage dient, spricht All Eyes on Screens von XRP (Exact Rating Points). Da es sich um Brutto-Reichweiten handelt, werden dafür die Einzel-Reichweite jeder Ausstrahlung aufaddiert. Zur Veranschaulichung: Läuft ein Spot zehn Mal und erreicht dabei jeweils fünf Prozent der gemessenen Vodafone-Haushalte, ergibt das für den gesamten Tag 50 XRP - auch wenn es immer die gleichen fünf Prozent gewesen wären.