Anke Engelke: „Ein Kreis schließt sich, ein Teufelskreis“

Foto: DWDLSie war zäh, die letzte Sendung von „Anke Late Night“ und leider wenig überraschend. Dass Engelkes Hintermänner, die tapferen Männer und Frauen der Kölner Produktionsfirma Brainpool, ihre anderen TV-Gesichter zum Kurz-Besuch ins Studio schicken würde, hätte man sich denken können. Ansonsten gab es neben der Versteigerung von zu Recht nicht gezeigten Einspielern die immer wiederkehrende Erinnerung an die Tatsache, dass SAT.1-Zuschauer ab nächster Woche mit verstaubter Serienkost vorlieb nehmen müssen.

Dabei gab diese letzte Sendung kein Bild dessen ab, was Anke Engelke in den letzten Monaten bot. Sie war stets so lustig wie es die Autoren ermöglichten und so locker, wie es ihr die Kritiken erlaubten. Nicht messbar aber spürbar war es da beinahe, wie nach der Bekanntgabe des Endes von „Anke Late Night“ die Atmosphäre der Show familiärer wurde. War also der Erwartungsdruck das entscheidende Problem? Mit Sicherheit auch. Wie auch Alice Schwarzer am Donnerstagabend feststellte: „Es gibt Medien, die wissen was passiert bevor es kommt.“

Über das Scheitern von „Anke Late Night“ wurde schon geschrieben, bevor überhaupt das Konzept bekannt war und die erste Sendung über den Sender ging. Engelke war ein gefundenes Fressen für die ergrauten Herren der deutschen Feuilletons, die sich zuvor jeden Abend von Harald Schmidt ihren täglichen Höhepunkt bescheren ließen.

BILD: Engelke "habe sich bemüht"

Foto: DWDLDas entsprechende Medienecho verselbständige sich rasch: Wie kein anderes Format in den deutschen Medien, wurde es in eben diesen zum Thema gemacht. Völlig losgelöst von den aktuellen Sendungen der letzten Tagen, wurden Verrisse und Kritiken veröffentlicht, bei deren Formulierung man sich den Autor bildlich bei seiner Schadenfreude im stillen Kämmerlein vorstellen kann.

Kollegen der „Bild“-Zeitung versteckten es, fast schon sympathisch, hinter dem Schul-Szenario. Sie stellten Engelke gleich mehrfach ein Zeugnis aus. Vor der letzten Sendung am Donnerstag bescheinigte ihr Deutschlands größte Zeitung, sie „habe sich bemüht“. Ähnlich mitleidige Worte kämen den Kollegen bei „Spiegel Online“ kaum in den Sinn. Scharfsinnig und wohl formuliert, konnte man dort deftige, am Ende leider auch arrogante Kommentare lesen, die vor lauter vermeintlicher Freundlichkeit selbst Altmeister Schmidt in seinem Zynismus überboten.

So schwach ist ein "starker Rücken"

Foto: DWDLHäufiger als zuvor erreichte Engelke in den letzten Tagen vor dem Ende die Quoten-Vorgabe, die ihr ProSiebenSAT.1-Chef Guillaume de Posch bereits im Sommer gesetzt hatte. „Zweistellige Marktanteile“ forderte er damals öffentlich und scherte als erster aus der von SAT.1-Chef Roger Schawinski im Vorfeld versprochenen Rückendeckung für Engelke aus. Sein „starker Rücken“ hielt den Werbepreissenkungen und schwachen Einschaltquoten dann auch nicht viel länger stand.

5 Monate „Anke Late Night“, das ist auch ein kurzes Märchen der kuriosen Statements. Bemüht und tapfer verteidigte der Berliner Sender seine LateNight-Hoffnung in Köln. Doch spätestens seit SAT.1-Sprecherin Kristina Faßler gegenüber DWDL betonte, es sei auf dem Sendeplatz um 23.15 Uhr ohnehin nicht wichtig, eine gute Quote zu haben, trieb die Verteidigung Engelkes kurzzeitig die seltsamsten Blüten – bis man endgültig aufgab. „Anke ist sensationell“ war nur einer der zahlreichen euphorischen Kommentare von Schawinski – bereits nach Werbepreissenkungen und dem enttäuschenden Zuschauerinteresse.

Niemand wollte Engelke aus dem Keller retten

Foto: DWDLSchon im Juli versteckte SAT.1 Anke Engelke gerne im Keller. Zumindest für die SevenOneMedia-Veranstaltung „The Big Picture“ im Düsseldorfer Schauspielhaus, bei der sie aus dem Keller auf die Bühne kam. Zuvor bettelte sie von unten um den starken Held, der sie retten kommen soll. Diese unfreiwillige Parallele war damals eine Steilvorlage für diverse Berichte.

Was jetzt nach der letzten Sendung bleibt, ist die Frage: War vielleicht gerade das Aus für Schawinskis Prestige-Projekt, die Rettung für Engelke? Immerhin: In ihrer letzten Sendung sprach sie selbst vom „Teufelskreis“. Den hat sie verlassen und braucht sich künftig nicht länger anstrengen, mit ihrer Show die Marktanteile auf dem Niveau des Senders zu halten. Stefan Raab hat diesen Kampf noch vor sich.