"Lost Projects" : Zap-TV - Optimismus

Wir schreiben das Jahr 1996. Vier Jahre vor Big Brother. Schauplatz Düsseldorf: Die Deutsche Fernsehnachrichtenagentur (DFA), der Verlagskonzern der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“, der Medienunternehmer Frank Otto, die German Television Agency und die Trägergesellschaft des US-Kanals „Preview Channel“ wollen den Deutschen Fernsehzuschauern helfen. Dazu ein Text der Deutschen Fernsehnachrichten Agentur vom Juni 1996:

Zap-TV – Das Programm für alle Programme

· Der Service-Kanal für Kabelfernseher liefert 24 Stunden nonstop Informationen über alle Kabelfernsehprogramme, bringt Vorankündigungen von Spielfilmen und Serien, reagiert topaktuell auf Programmänderungen und -Specials, schafft den Überblick über das rasant anwachsende Programmangebot deutscher und internationaler TV-Veranstalter.

· Das Vorbild dieses Fernsehprogramms kommt aus den USA. Seit rund einem Jahrzehnt bietet dort der "Prevue Channel" einen vergleichbaren Servicekanal, der das "Kanalreiten" (neudeutsch: "Zapping") überflüssig macht, erfolgreich an.

Soweit der Marketingtext. Was aber wurde aus ZAP.TV ?

Bei der Recherche hilft die „Berliner Zeitung“. Sie berichtete 1996 gleich zweimal über Zap-TV. Im Februar berichtete die Zeitung unter der Überschrift „Navigator durchs Fernsehen - Vorschausender Zap-TV soll Zuschauern die Auswahl erleichtern - vorerst nur in NRW“ zum ersten Mal über den Sender.

Geplant wurde ein Fernsehsender nach dem Vorbild des amerikanischen „Preview Channel“, welcher dort 1983 gegründet wurde. Ziel von Zap-TV soll es sein, dem Zuschauer Durchblick zu verschaffen. Bei der (schon 1996) großen Anzahl an Fernsehsendern bringt oftmals auch der Blick in die Fernsehzeitung keinen sofortigen Überblick, dachten jedenfalls die Macher von Zap-TV. Ihre Vorstellung: Der Zuschauer schaltet ihren Sender ein und informiert sich über die „Oberfläche“ von ZAP-TV. In der oberen Hälfte des Bildes laufen Trailer und Making-of-Beiträge zu den Fernsehsendungen anderer Sender, die diese im Sinne der Eigenwerbung gerne zuliefern. Außerdem sind sogenannte Specials vorgesehen: "TV Face" bietet Personality-Stories über Fernsehmoderatoren, "Hollywood News" verspricht Blicke hinter die Kulissen der Traumfabrik, "Music-Scene" bringt internationale Videoclips und "TV-Tech" berichtet über Neuerungen aus der Multimedia-Welt. In der unteren Hälfte des TV-Bilds kann sich der Zuschauer über Sendezeiten oder über einzelne Genres wie Krimis, Spielfilme oder Sportsendungen informieren. Dort dominiert das geschriebene Wort und soll, so die Macher von Zap-TV, den schnellen Überblick schaffen.

Für dieses Vorhaben hatte der Sender in Nordrhein-Westfalen eine Sendelizenz erhalten und wollte, so Stand der Dinge im Februar 96, im April 96 auf Sendung gehen. Vorerst eben nur in NRW. Gegenüber der Berliner Zeitung zeigten sich die Macher in Düsseldorf aber siegessicher: Schon bald werde Zap-TV auch in die Kabelnetze anderer Bundesländer kommen.