Logo: ARDDie Einführung des digitalen Radios DAB ist in der Vergangenheit schon einmal schief gegangen. Mit DABplus sollte nun eigentlich ein neuer Anlauf unternommen werden. Die Erfolgsaussichten sind allerdings auch diesmal zumindest fraglich. Die Privatsender wollen daher nun offenbar doch nicht mitmachen. In einem Interview mit dem "Kontakter" kündigte Hans-Dieter Hillmoth, beim Privatsenderverband VPRT für den Bereich Radio zuständig, dass man voraussichtlich gegen die Einführung von DABplus stimmen werde.

Keiner der Mitglieder habe sich für einen DABplus-Start zum jetzigen Zeitpunkt ausgesprochen, ein Großteil war sogar grundsätzlich dagegen. Einer der Gründe sei die konjunkturelle Krise, die auch den Radiomarkt trifft. "Derzeit kann keiner in eine unsichere Zukunft investieren", so Hillmoth im "Kontakter". Ausschlaggebend sei aber vor allem, dass man weiter kein vernünftiges Geschäftsmodell für das Digitalradio sehe - und man könne es sich nicht leisten, Geld in vage Projekte zu investieren". 

Am Dienstag meldete sich dann die ARD zu Wort und warf dem VPRT vor, "die Zukunft des Radios zu verzocken". Der VPRT stelle Shareholder Value vor die Zukunftssicherung des Radios, so Bernhard Hermann, Vorsitzender der ARD-Hörfunk-Kommission. Vernünftige Geschäftsmodelle gibt es nach Ansicht der ARD sehr wohl. So könne man neben einem Live-Radio ein "Radio on demand" anbieten. Die Konzepte, die man auch dem VPRT vorgestellt habe, würden "sehr wohl Spielraum für eine kommerzielle Nutzung beinhalten", so der ARD-Vorsitzende Boudgoust.  

Logo: VPRTDie ARD hat in diesem Fall aber natürlich leicht reden: Sie muss sich um die Refinanzierung keine Gedanken machen. Man habe beantragt, die in die heutigen Gebühr bereits eingerechnete stolze Summe von 30 Millionen Euro frei zu geben, um die Konzepte in der Praxis erproben zu können. Die Antwort des VPRT ließ nur wenige Stunden auf sich warten. VPRT-Vize Hans-Dieter Hillmoth keilte zurück: "Um in der polemischen Sprache der ARD-Meldung zu bleiben: hier soll das Geld der Gebührenzahler verzockt werden." Es sei "unglaublich, wie unbefangen die ARD die enorme Summe von 30 Millionen Euro in 'Digitalradio-Versuche' stecken will, wo doch ihre Konzepte mit Blick auf die Zukunftstauglichkeit des Systems weder den VPRT und nicht einmal die KEF überzeugt haben." Die Privatsender müssten die Investitionen eben "auch wieder aus dem Markt zurückverdienen".

DABplus sieht der VPRT in jedem Fall als "nicht marktfähig" an und will auch andere Argumente der ARD nicht gelten lassen. Die ARD verweist unter anderem darauf, dass sich in DABplus die existierende Radiolandschaft auch in ihrer regionalen Struktur fast identisch abbilden lasse. Beim VPRT heißt es hingegen, dass sich regionale Strukturen "nur in völlig veränderten Verbreitungsgebieten" realisieren ließen. Zudem sei dafür ein gefüllter Multiplex nötig, was nur äußerst schwierig zu refinanzieren sei. In den von der ARD angeführten europäischen Vorbildern Großbritannien, Dänemark und Schweiz sei DAB zudem ebenfalls keine reine Erfolgsgeschichte, so der VPRT. In Großbritannien habe neben der BBC kein privater Radioanbieter eine realistische Überlebenschance in DAB, in der Schweiz sei DAB in "Wartestellung" und in Dänemark würde man nur rund 750.000 Menschen erreichen. Diesen Beispielen wolle das private Radio hierzulande nicht folgen.

Am Mittwoch legte unterdessen die BLM Ergebnisse aus der Funkanalyse Bayern vor und jubelt über eine Verdreifachung der Zahl der DAB-Empfangsgeräte in Bayern. Sie stehen nun in 2,2 Prozent der bayerischen Haushalte - ob sich daraus wirklich folgern lässt, "dass auch im Hörfunk das digitale Zeitalter begonnen hat", wie es die BLM in einer Pressemitteilung verkündet?