Brian SullivanDiese Nachricht erschütterte am frühen Montagabend die TV-Branche und doch überrascht sie kaum: Sky Deutschland kündigt Finanzierungsmaßnahmen zur Erzielung von Erlösen von mindestens 340 Mio. € für weitere Wachstumsinitiativen an. Im Klartext: Das Unternehmen braucht dringend zusätzliche Gelder. Wie dringend, das zeigen die Bedingungen zu denen sich Sky fremdes Geld besorgen will. Und gleichzeitig muss auch der neue Sky-Vorstandschef Brian Sullivan, erst seit April im Amt, einräumen: Nichts läuft nach Plan. Das Tempo der Erholung des stark angeschlagenen PayTV-Anbieters bleibt bislang hinter den Erwartungen zurück. Was Branchenbeobachter schon seit Monaten feststellen, musste der Konzern jetzt einräumen.

Im 2. Quartal 2010 erwirtschaftete Sky Deutschland zwar einen Gesamtumsatz von 236,1 Millionen Euro und lag damit knapp über dem Wert des Vorjahreszeitraums, das EBITDA verbesserte sich auf ein Minus von 47,4 Millionen Euro nach 63,4 Millionen im Vorjahreszeitraum. Doch dann der Blick ins Detail: Im 2. Quartal 2010 konnte Sky nur 107.000 neue Abonnenten von seinem Angebot überzeugen. Was das bedeutet, zeigt sich im Vorjahresvergleich: Noch unter der Marke Premiere schaffte man im 2. Quartal des letzten Jahres mit 117.000 Neu-Abonnenten mehr. Immerhin: Dank gesunkener Kündigungsrate gingen weniger Abonnenten verloren, so dass sich Sky zum 1. Juli netto über allerdings auch höchst bescheidene 6.000 Kunden mehr im Vergleich zum Vorjahr freut. Zusätzlicher Trost soll die Tatsache bescheren, dass der Umsatz pro Kunde um 3,42 Euro auf 28,62 Euro gestiegen ist. Auch der Anteil der HD-Abonnenten wurde von 8,4 Prozent im Vorjahresquartal auf 14,9 Prozent im 2. Quartal 2010 gesteigert.
 

 
„Viele ermutigende Zeichen“ sieht Sky-Chef Sullivan darin. Nur zwischen Zeichen und Zahlen gibt es einen Unterschied. Deswegen räumt er auch ein: „Wir sind auf dem richtigen Weg, ich bin jedoch mit der Geschwindigkeit unserer Entwicklung nicht zufrieden.“ Beim Wachstum soll jetzt eine Finanzspritze helfen. Die geplanten Finanzierungsmaßnahmen bestehen aus einem Bezugsangebot zur Ausgabe von bis zu 270 Millionen neuer Aktien, der Ausgabe einer Wandelanleihe und/oder der Bereitstellung eines Gesellschafterdarlehens durch die News Adelaide Holdings B.V, einer 100-prozentigen indirekten Tochtergesellschaft der News Corporation. Das Unternehmen sichert die geplanten Finanzierungsmaßnahmen für Sky Deutschland ab; will notfalls bei mangelndem Marktinteresse einspringen. Die Absicherung stehe allerdings unter dem Vorbehalt bestimmter Bedingungen, etwa dass „keine wesentlichen nachteiligen Veränderungen für das Geschäft von Sky Deutschland eintreten“. Die Begeisterung und der feste Glaube an den Erfolg von Sky klang bei News Corp. auch schon mal anders.
 
Insgesamt sollen die Maßnahmen 340 Millionen Euro erzielen, die dann „zur Stärkung der Finanzsituation und für Investitionen in Wachstumsfelder“, wie es in der Mitteilung heißt, genutzt werden soll. Wachstum will man in Unterföhring durch sechs Maßnahmen erreichen. Keine davon kommt überraschend und entspricht den Ankündigungen, die in den vergangenen Monaten gemacht wurden. So will Sky mit Differenzierung durch schärferes HD, besserer Qualität und Exklusivität, beschleunigtes Nettowachstum durch Verbreitung des Sky+ Festplattenrekorders, Differenzierung und Expansion durch Schlüssel-Innovationen und Erweiterung der Produktpalette, Ausbau des Vertriebs und Weiterentwicklung des Kundenservices wachsen. Das wird aber alles seine Zeit brauchen, weswegen sich Sky Deutschland inzwischen von dem Ziel verabschiedet hat, 2011 schwarze Zahlen zu erreichen. Aber zunächst einmal muss eine neue Finanzspritze her. Mancher Branchenbeobachter sorgt sich darum, dass es der goldene Schuss sein könnte.