Harald Schmidt kehrt zurück zu Sat.1
Der Weg ist für Andreas Bartl das Ziel. Denn als der Sat.1-Geschäftsführer am Montag die Katze aus dem Sack gelassen hat und den Wechsel von Harald Schmidt verkündete, muss auch ihm klar gewesen sein, wie wertvoll allein diese Mitteilung und die daraus entstehende Erwartungshaltung für seinen Sender sein wird. Selten dürfte Sat.1 unter Medienmachern und TV-Fans so viel Sympathie entgegengesprungen sein. Die Nachricht selbst ist hier die Nachricht und wird es bis Herbst 2011 zur ersten Sendung Schmidts auch bleiben. Eine komfortable Situation für Sat.1, wo man die Rückkehr des alten Weggefährten ab sofort ausführlichst über ein Jahr zelebrieren kann. Für die geschundene Seele des Senders derzeit sehr wertvoll. Es ist ein PR-Traum.
 
Doch den hat Sat.1 auch im vergangenen Jahr geträumt - damals mit Oliver Pocher und Johannes B. Kerner. An beiden Köpfen hält man überzeugt fest und entwickelt die Zusammenarbeit und doch muss man festhalten: Im vergangenen Herbst gab es zunächst mal ein böses Erwachen. Denn die erst gefeierten Personalien entpuppten sich nicht als so wertvoll wie vermutet, wenn man die Quote und damit das Zuschauerinteresse als Maßstab nimmt. Die Verpflichtung Schmidts erinnert unweigerlich daran. Und trotz der tragischen Parallele weckt sein Wechsel zu Sat.1 bei vielen Beobachtern eher nostalgische Gefühle als kritische Betrachtung aus.
 
 
 
Dabei ist der Schmidt von damals nicht der Schmidt von heute. Nicht wenige würden sagen, er wurde träge. Der Wechsel aus dem öffentlich-rechtlichen goldenen Käfig könnte ihm gut tun. Stärker unter dem Druck von Presse und Quote zu stehen, dürfte den Ehrgeiz wecken. Im Privatfernsehen ist die Einschaltquote dann doch nicht so egal wie der ARD. Natürlich ist Schmidts Verpflichtung in erster Linie Imagepflege für den gebeutelten Sender. Wie kaum ein anderer steht er schließlich für das Sat.1 von alter Stärke zu dem es Bartl nach wiederholter Aussage wieder machen will. Ob es allerdings so einfach durch die Verpflichtung alter Senderköpfe gelingt, bleibt abzuwarten.

Wenn dann erst einmal die neue "Harald Schmidt Show" läuft, wird der Image-Faktor Schmidts für den Sender Woche für Woche abnehmen und die Frage in den Vordergrund rücken, wie sich Schmidt im Wettbewerb schlägt. Nicht auszudenken aber, wenn selbst Harald Schmidt keine besseren Einschaltquoten gelingen sollten als Oliver Pocher. Es wäre die finale Demontage eines hoch geschätzten Mannes, der immer noch weitaus besser ist als der Fernsehdurchschnitt und doch längst vom eigenen Mythos zehrt. Doch man soll den Optimismus ja nicht verlieren, so wie Schmidt hoffentlich auch nicht nach den ersten Sat.1-Sendungen wieder demonstrativ die Lust an dem verliert, was er da gerade tut.

Ein wenig Vorfreude auf das, was da kommen mag bei Sat.1, lässt sich trotzdem kaum verbergen. Es bewegt sich etwas in der Fernsehlandschaft. Das verspricht für den TV-Junkie wie auch Medienjournalisten spannend zu werden. Ob das Versprechen gehalten werden kann, ist allerdings eine ganz andere Frage. In Unterföhring wird man nicht traurig sein, dass sich diese erst im Herbst nächsten Jahres beantworten lässt. Bis dahin kann - und wer hätte das nach Jauchs Wechsel zur ARD noch gedacht - unbeschwert der Personal-Coup des Jahres 2010 gefeiert werden. Der Weg ist eben das Ziel.