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Fragt man in den beiden großen Sendergruppen nach Studienempfehlungen für potentielle Nachwuchskräfte, so kommen die Antworten mit BWL, Kommunikations- und Ingenieurswisschenschaften verhältnismäßig konservativ daher. Schließlich gibt es an verschiedenen Standorten immer mehr spezialisierte - zum Teil private - Studiengänge. Das KoordinationsCentrum Ausbildung in Medienberufen (AIM) rät allerdings, sich Kosten und Nutzen der einzelnen Ausbildungen genau anzuschauen. So gehe es den Hochschulen nicht zwangsläufig immer und in erster Linie nur um die Karriere aller ihrer Studenten. Es geht auch um Geld. "Die Hochschulen betrachten natürlich zuerst die Märkte an den Medienstandorten – auch wenn der jeweilige Standort so viele Absolventen vielleicht gar nicht benötigt", sagt Bettina Baum, Referentin für Arbeitsmarktmonitoring bei AIM.

Aufgrund der starken Spezialisierung der neuen Studiengänge sei es auch nicht selten der Fall, dass einigen Absolventen schließlich  die für den späteren Job nötige Branchenkenntnis fehle, erklärt Baum. Das gelte vor allem dann, wenn die Lehre der jeweiligen Hochschule mit externen Dozenten eher anekdotisch daherkomme anstatt sich auf Branchenstrukturen, Geschäftsmodelle und eine wissenschaftliche Einordnung von Medien in der Gesellschaft  zu beziehen. Ausgestattet mit derart praktischen Lücken und einer gewissen Anspruchshaltung – schließlich hat man ein teures Studium absolviert – könne es dann schon mal schwer werden, einen der rar gesäten lukrativen Jobs zu ergattern, warnt Bettina Baum.


Auch für eine Laufbahn im Produktionsgewerbe ist das Studium nicht immer und in jedem Falle eine Voraussetzung. So setzt das Produktionsunternehmen Filmpool zum Beispiel zwar das Abitur, nicht aber ein Studium bei seinen Bewerbern um Volontariat oder Praktikum zwingend voraus. "Neben dem Notenspiegel schauen wir uns bei den Bewerben vor allem an, wie es um Motivation, Teamfähigkeit und Lernbereitschaft bestellt ist", sagt Felix Wesseler, Manager New Business Development bei Filmpool. Selbstverständlich allerdings gebe es auch Bereiche – zum Beispiel Recht und Finanzen –, in denen auch bei Filmpool ohne Studium nichts geht.

Fernseher mit Bildstörung© Photocase/Pikar
Auch für Leonhard Ottinger ist die wachsende Unübersichtlichkeit bei den Medienstudiengängen der derzeit größte Trend in der akademischen Ausbildung. Der Geschäftsführer der RTL Journalistenschule ist skeptisch: "Ich frage mich, ob der Markt wirklich so viele Medienmanger benötigt, wie derzeit ausgebildet werden", sagt er. Die RTL Journalistenschule feiert im kommenden Jahr ihren 10. Geburtstag. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen an der Schule ist ungebrochen groß. Auf 30 Plätze alle zwei Jahre kommen nach wie vor rund 500 Bewerber, berichtet Ottinger im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de.

Ein Trend, der sich derzeit auf Beweberseite ausmachen lasse, ist laut Ottinger, dass die Journalistenschule oder ein redaktionelles Volontariat für immer mehr Bewerber eine zusätzliche Ausbildung nach einem abgeschlossenen Studium sei. Aufgrund des noch recht jungen Studiensystems mit dem Bachelorabschluss gehe das durchschnittliche Alter der Bewerber auch leicht nach unten. Zudem sei ein Anstieg hinsichtlich erster Erfahrungen bei der Erstellung von Medien zu verzeichnen. Ein weiterer Trend, der allerdings nicht fachspezifisch ist: "Das Klagelied über die Allgemeinbildung betrifft wohl den gesamten Arbeitsmarkt", so Ottinger.

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Inhaltlich befassen sich die Journalistenschulen Ottinger zufolge derzeit immer stärker mit der Einbindung crossmedialer Themen in die Ausbildung. Als eine der großen Zukunftsqualifikationen gilt hier der weitläufige Bereich der bewegten Bilder. "Es gibt einen großen Bedarf an professionell erstellten Videos, der weit über die TV-Unternehmen hinausgeht", konstatiert der Chef der RTL Journalistenschule. Der große Hype um das Thema Videojournalismus indes scheint mittlerweile ein wenig abgeklungen. "Man hat  festgestellt, dass der Videojournalismus nicht das ganz große Sparmodell ist, sondern das sein Nutzen sehr stark von der jeweiligen inhaltlichen Situation abhängig ist", so Ottinger. Die Diskussion werde inzwischen unaufgeregter geführt als noch vor einigen Jahren. Man habe gemeinhin anerkannt, dass Fernsehen letztlich doch ein arbeitsteiliges Medium bleibe.

Um die Zukunft seiner Schüler muss sich Leonhard Ottinger keine allzu großen Sorgen machen. "Die Hälfte unserer Absolventen kommt in der Regel in der Mediengruppe RTL unter, die andere Hälfte im Markt", sagt er. Nach wie vor gebe es eine gewisse Wertschätzung für guten Journalismus - auch wenn er an manchen Stellen vielleicht eher ideell sei.