Ein Klischee bestätigte sich bei den diesjährigen Primetime Emmys: Die Amerikaner genügen sich selbst. Oder genauer gesagt: Den US-Stars genügt die US-Presse. Nur wenigere tapfere Schauspielerinnen und Schauspieler kämpfen sich am Ende des roten Teppichs der Preisverleihung noch durch die Fragen der internationalen Medien. So banal es klingt, so wahr ist es: Bei Briten oder Kanadiern sieht das schon anders aus. Sie nehmen das internationale Interesse - und die internationale Fangemeinde ernster.

 

Noch bevor er wusste, dass er wenig später einer der Emmy-Gewinner des Abends sein würde, standen so Damian Lewis und sein "Homeland"-Kollege Diego Klattenhoff Rede und Antwort. Lewis ist gebürtiger Brite, Klattenhoff Kanadier - aber mit deutschen Wurzeln wie man bei dem Nachnamen beinahe schon vermutet. Sein Vater kommt aus Bremen, erzählt er. Irgendwo zwischen echtem Interesse und Höflichkeit erkundigt sich Klattenhoff dann, wann "Homeland" eigentlich in Deutschland starte. Das hat die ProSiebenSat.1 Media AG jedoch bislang nicht konkretisiert. Im Frühjahr wurde nur bekannt, dass man sich die Rechte gesichert hat. Auf DWDL.de-Nachfrage teilt man jetzt immerhin mit: Im 1. Quartal 2013 wird es soweit sein.

Diego Klattenhoff© DWDL.de
Das konnten wir Klattenhoff (Foto rechts) zwar nicht mehr mit auf den Weg geben, aber von ihm hören, warum die Serie seiner Meinung nach jetzt schon international so ein Erfolg ist. "Das hervorragende Feedback, das wir weltweit bekommen haben, hat glaube ich u.a. damit zu tun, dass die Zuschauer sich mit der Serie identifizieren können, weil wir im Grundsatz sehr realitätsnah sind", erklärt er. Die Serie erzählt vom Kampf gegen den Terror an der Heimatfront. Ein Marine, der aus der Gefangenschaft im Irak befreit wurde, kehrt in die USA zurück und wird zunächst als Held verehrt. Nur eine unkonventionelle CIA-Agentin befürchtet, dass er inzwischen als Schläfer für al-Quaida arbeitet. Fiktion sehr nah an der vorstellbaren Realität.

"Auf dieser Basis erzählen unsere Autoren, denen alle Ehre gebührt, spannende Geschichten, die es schwer machen, die Serie nicht zu mögen", fasst er zusammen. Und was sagt nun Hauptdarsteller Damian Lewis? Warum sollte die Serie über die Terror-Angst der Amerikaner auch das deutsche Publikum interessieren, wollen wir wissen. "'Homeland' gehört in ein ganz spezielles Genre. Unsere Zuschauer schalten aus dem gleichen Grund ein, weshalb sie auch Horrorfilme anschauen: Unsere Serie lässt den Puls höher schlagen", erzählt Lewis auf dem roten Teppich vor der Verleihung - und noch ohne Emmy.

Weiter analysiert er: "Dass die Show auf der einen Seite hochpolitisch und realitätsnah rüberkommt, gleichzeitig aber spannend ist, ist sicher absolute Voraussetzung für den Erfolg." Und in der Tat. Mit "Homeland", dem HBO-Film "Game Change" und "Modern Family" gewannen in diesem Jahr politische Stoffe mit aktuellen Thematiken wie dem Kampf gegen den Terror, Parteipolitik und gesellschaftspolitischen Fragen. Selten waren die Emmys so hochaktuell wie in diesem Jahr. Und das nach Jahren in denen schräge Einzelgeschichten und Zeitreisen in vergangene Jahrzehnte dominierten. Lewis' Analyse war also treffend - nicht nur für seine eigene Serie.