Mitte Mai wurde das Bild plötzlich schwarz: Zwischen ARD und ZDF und dem belgischen Kabelnetzbetreiber Belgacom ist ein Streit ums Geld entfacht. Weil Belgacom seine Abonnentenzahlen inzwischen verdreifach hat, wollen die deutschen Sender mehr Geld für ihre Leistung sehen, doch dazu war der Kabelnetzbetreiber nicht bereit. Belgacom zog die Konsequenzen und schaltete die Sender ab, was bei vielen Deutsche in Belgien zu Protesten führte. Im Netz wurden inzwischen mehrere tausend Unterschriften gesammelt - mit dem Ziel, ARD und ZDF wieder aufzunehmen.

Hoffnung auf eine Einigung gibt es derzeit aber wohl kaum noch. Zwar habe Belgacom die Gespräche mit ARD und ZDF zunächst wieder aufgenommen, doch kompromissbereit sei der Kabelbetreiber nicht, heißt es von Seiten der deutschen Sender. Die Zahlung von "angemessenen Lizenzentschädigungen" für die nächsten beiden Jahre sei mit Verweis auf budgetäre Gründe "komplett abgelehnt" worden. "Die Haltung von Belgacom ist inakzeptabel. Sie missachtet das Interesse vieler Zuschauer sowie die Rechte von Urhebern und wird im Übrigen der Bedeutung der europäischen Hauptstadt Brüssel und des Landes Belgien nicht gerecht", sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut. 

Das ZDF bedauere außerordentlich, dass eine Weiterverbreitung des Programms über die Plattform von Belgacom damit "auf absehbare Zeit nicht mehr möglich scheint". Ähnlich äußerte sich der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor: "'Tagesschau', 'Tatort' und 'Sportschau' - viele Belgacom-Kunden vermissen unser Programm. Deshalb haben sie schon mehrere tausend Unterschriften gesammelt. Das freut uns natürlich und zeigt, welchen Stellenwert wir bei den in Belgien lebenden Deutschen haben. Umso mehr wundert es uns, dass Belgacom anscheinend kein Interesse an einer gütlichen Einigung hat."

Eine zweijährige Nullrunde als Vorbedingung für die Wiedereinspeisung könne man aber nicht hinnehmen, betonte Marmor. Wegen des europäischen Wettbewerbsrechts sei es nicht möglich, sogenannte Weitersenderechte im Ausland kostenlos zu überlassen. Belgacom missachte marktgerechte und übliche Bedingungen, so der Vorwurf von ARD und ZDF. Die Sender verweisen nun darauf, dass Zuschauer in Belgien beide Programme in den Netzen der örtlichen Kabelnetzbetreiber empfangen können - zudem besteht die Möglichkeit, die Sender über Satellit und per Livestream zu sehen. Im Grenzgebiet sei darüber hinaus der terrestrische Empfang möglich.