Reg Grundy hat am vergangenen Sonntag seinen 90. Geburtstag gefeiert. Der umtriebige Australier war vor über einem halben Jahrhundert einer der ersten Mogule im internationalen Fernsehgeschäft. 1960 gründete er die Reg Grundy Organisation, die bis in die 90er Jahre Fernsehen rund um den Globus produzierte. Längst ist Reg Grundy im verdienten Ruhestand, doch sein berufliches Erbe war bis zuletzt immer noch präsent. In Deutschland wurde seine Tochterfirma Grundy TV zwar bei der Zusammenlegung mit der Fremantle Fernsehproduktion 1997 kurzzeitig zu Pearson Television Deutschland, doch seit 2001 firmierte der Produzent von Casting- und Gameshows mit Hommage an den frühen Mogul als Grundy Light Entertainment - und wurde einer der erfolgreichsten deutschen Non-Fiction-Produzenten. Und die Schwesterfirma GrundyUFA wiederum mit Produktionen wie "GZSZ", "Unter uns" und "Verbotene Liebe" der erfolgreichste Dailysoap-Produzent.



Doch die Geschichte der Marke Grundy endet jetzt. Wolf Bauer, Chef der UFA, will die deutsche Traditionsmarke stärker in den Vordergrund rücken und setzt deshalb fort, was er im vergangenen Jahr mit Umstrukturierungen schon begonnen hat und selbst eine "schöpferische Zerstörung" nennt: Die diversen Produktionsfirmen der UFA-Gruppe in Deutschland werden weiter zusammengelegt und gleichzeitig umbenannt, um fokussierter die Marke UFA in die Branche zu tragen. Die Namen Grundy Light Entertainment und GrundyUFA sind damit ebenso beerdigt wie die innerhalb kürzester Zeit zum Qualitäts-Label für große TV-Fiktion aufgestiegene Schmiede Teamworx von u.a. Nico Hofmann.

"Was wir da vor einem Jahr gestartet haben, war ein großer Schritt, eine schöpferische Zerstörung, aus der Neues entsteht. Wir fühlen uns sehr gut damit. Die kreative Energie ist spürbar größer geworden. Nach einem Jahr der Übergangsphase wollen wir diese Zusammenführung noch radikaler umsetzen", erklärt Wolf Bauer in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Freitagsausgabe). "Die alten Namensmarken unserer bisherigen sieben Ufa-Labels wird es in Zukunft nicht mehr geben. Grundy Light Entertainment gibt es nicht mehr, Teamworx gibt es nicht mehr. Die neue Ufa besteht aus drei Bereichen: Ufa Fiction, Ufa Show & Factual und Ufa Serial Drama." In diesen drei Tochterfirmen sollen die bisherigen Produktionasaktivitäten gebündelt werden.

Ein riskanter Kurs, der drei mögliche Folgen haben kann: Die erhofften positiven Effekte, negative oder schlichtweg keine. In zwei von drei Fällen hätte sich die Umstrukturitis nicht gelohnt. Doch Wolf Bauer macht gegenüber den "SZ"-Kolleginnen Claudia Fromme und Katharina Riehl klar, dass ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen sei. "Ich hänge an jedem der bisherigen Ufa-Labels. Jedes ist ein Teil meiner beruflichen Lebensgeschichte. Wenn die Zeit gekommen ist, muss man sich aber auch von liebgewonnenen Dingen trennen." Nötig geworden sei das, weil vielen neuen Partnern "unsere bisherige komplizierte Firmenstruktur mit den vielen Labels einfach nicht vermittelbar war", so Bauer.

Skeptikern, die es wenig überraschend zahlreich in den Reihen der betroffenen Produktionsfirmen gibt, versucht Bauer den Wind aus den Segeln zu nehmen und führt die seiner Meinung nach maßgeblichen Vorteile aus: "Sender kaufen nicht bei Firmen, sondern bei herausragenden Produzenten. Wir trennen uns auch von unserem alten Logo, der Ufa-Raute. Das neue Logo soll leichter in allen Ufa-Marken wiedererkennbar sein und in jedem Abspann auftauchen. Nach Untersuchungen, die wir angestellt haben, hat die Ufa immer noch eine Strahlkraft für den Zuschauer."

Sicherheitshalber jedoch fragen die "SZ"-Kolleginnen - selbst offenbar ein wenig überrascht - nach, ob denn z.B. Nico Hofmann das Rebranding der Firmen genauso sehe wie er selbst. Die Antwort von Wolf Bauer, seit 33 Jahren bei der UFA an Bord und seit 22 Jahren Vorstandsvorsitzender: "Natürlich, halten Sie mich für Napoleon?"