Herr Irlbacher, warum wechseln Sie nach über zehn Jahren TV-Unterhaltung bei First Entertainment jetzt in den vergleichsweise viel kleineren Markt des Branded Entertainment?

Jürgen Irlbacher
: Ich begebe mich in einen Wachstumsmarkt! Seit 18 Jahren mache ich klassisches Fernsehen – der Markt hat sich jedoch in den vergangenen Jahren stark verändert. Die pilot entertainment ist in diesem Gebiet Pionier. Mich dieser neuen Herausforderung zu stellen, reizt mich sehr. Bewegtbild sucht und findet seine Zuschauer inzwischen über die unterschiedlichsten Kanäle. Hier den wachsenden Bedarf der Marken mit kreativen Ideen zu bedienen, finde ich äußerst spannend.

Herr Türck, holen Sie sich einen TV-Produzenten ins Haus, um mit Ihren Markenformaten vom Web-TV auch ins klassische TV vorzudringen?

Andreas Türck
: Die Frage ist, ob heutzutage eine Differenzierung der Content-Quelle - TV versus Web-TV - überhaupt noch eine Relevanz hat. Jürgen ist einer der kreativsten Macher, die ich kenne – nicht nur ein klassischer TV-Produzent, sondern ein echter Allround-Kreativer. Wir haben pilot entertainment 2007 gegründet, haben seither viel gelernt und sind von Jahr zu Jahr gewachsen. Natürlich ist der Markt noch vergleichsweise jung und wir haben hier immer noch Start-up-Feeling. Die Nachfrage ist aber in letzter Zeit extrem gestiegen. Da hat sicher auch Red Bull mit seinem Stratosphärensprung einen ordentlichen Schub gegeben. Wir wollen weiter wachsen und dazu brauchen wir das entsprechende Team. Jürgen ist der richtige Mann, um uns inhaltlich auf die nächste Stufe zu bringen.



Wie soll diese nächste Stufe aussehen?

Andreas Türck
: Das Thema Branded Entertainment und Content Marketing gewinnt bei den Marken zunehmend an Aufmerksamkeit. Es geht nicht mehr nur um Ein- oder Zweiminüter – plötzlich sind Zehn-Minuten-Folgen gefragt, plötzlich wollen Kunden auch mal eine große Show haben. Dafür muss man gewappnet sein.

Jürgen Irlbacher
: Es gibt eine Nische im Markt. Auf der einen Seite sind die Werbeagenturen, auf der anderen die klassischen Produktionsfirmen. Ich glaube, dass die Werber eher die kurzen Formate beherrschen und dass die meisten TV-Produzenten noch nicht soweit sind, eine marktgerechte Ansprache fürs Branded Entertainment hinzubekommen. Hier sind wir genau zur richtigen Zeit dabei, das Geschäft auf die nächste Ebene zu heben.

Bei welchen Auftraggebern kommt man mit seiner Kreativität denn besser zum Zuge – bei TV-Sendern oder bei Marken?

Jürgen Irlbacher
: Ich habe in den letzten Jahren immer versucht, Fernsehformate so zu entwickeln, dass auch schon Ideen für die digitalen Kanäle dabei waren. Dann musste ich häufig erleben, dass das von den TV-Sendern gar nicht so gefragt war. Hingegen sind viele Werbetreibende wesentlich offener, wenn es darum geht, mit kreativen, vernetzten Ideen verschiedene Kommunikationskanäle zu bespielen. Kreativität lässt sich heutzutage eben nicht mehr auf einen Kanal begrenzen.

Andreas Türck
: Der wesentliche Unterschied ist aus meiner Sicht, dass die Marken oft schon viel weiter sind. Sie befassen sich allein schon aus geschäftlichem Interesse viel intensiver damit, wie sie die Menschen erreichen und welche Kommunikationskanäle sie dafür benutzen. Das vermisse ich in den klassischen Medien oftmals noch. In unserer Arbeit für die Marken schaffen wir natürlich auch Content, schauen uns aber vorher ganz genau das Nutzungsverhalten an. Nur daraus lässt sich Content ableiten, der relevant ist und die Menschen involviert.

"Kreativität lässt sich heutzutage nicht mehr auf einen Kanal begrenzen"

Jürgen Irlbacher, pilot entertainment


Trotzdem scheinen viele, die aus dem klassischen Inhaltegeschäft kommen, immer noch zu glauben, ein hübsches Video bei YouTube sei genug.

Andreas Türck
: Es reicht definitiv nicht, einfach nur Content zu produzieren und ihn auf YouTube zu stellen. Was man investieren müsste, um dort auffindbar zu sein, ist viel zu teuer und viel zu aufwendig. Wie gesagt: Man sollte immer vom Nutzungsverhalten ausgehen – was will meine Zielgruppe, was braucht sie? Mit meinem Content muss ich in ihren gewohnten Umfeldern stattfinden. Wenn wir etwa mit Yahoo oder MyVideo zusammenarbeiten, dann haben wir dort eine relevante Reichweite und wissen genau, was die Nutzer dort sehen wollen. Das ist für mich vielleicht die größte Erfahrung aus sieben Jahren pilot entertainment: dass man sich viel, viel stärker auf die Menschen und ihre Bedürfnisse einstellen muss, als wir es vorher mit unserer klassischen TV-Denke gewohnt waren.