ProSiebenSat.1 und Twentieth Century Fox setzen ihre langjährige Partnerschaft fort: Der Rahmenlizenzvertrag, der ProSiebenSat.1 Zugriff auf Filme und Serien des Produktionsstudios gewährt, wurde nun langfristig verlängert. Somit werden unter anderem die Blockbuster "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit", der zweite Teil von "Planet der Affen" sowie "Rio 2 - Dschungelfieber auf den Sendern der ProSiebenSat.1-Gruppe zu sehen sein. Der neue Vertrag umfasst darüber hinaus erstmals auch die Filme von Dreamworks Animation. Somit wird beispielsweise auch "Drachenzähmen leicht gemacht 2" seine Free-TV-Premiere bei ProSiebenSat.1 feiern. Neben den Free- gehören teils auch exklusive Pay-TV-Lizenzen zum Paket

Rüdiger Böss, Executive Vice President Group Programming Acquisitions, lobt die "in jedem Produktionsjahr außergewöhnliche Mischung aus aufwendig produzierten Blockbustern und mutigen Verfilmungen neuer Stoffe mit einer Bandbreite von ‚X:Men‘ bis ‚Das Schicksal ist ein mieser Verräter'", die Twentieth Century Fox liefere. Im Gespräch mit DWDL.de unterstreicht er zudem die Bedeutung, die die US-Ware für ProSiebenSat.1 hat.

Böss: "Der Stellenwert amerikanischer Serien im deutschen Fernsehen steigt ständig, das ist ein ungebrochener Trend. Wenn man eine Serie erfolgreich etabliert hat, dann ist das für einen Sender eine sichere Bank – bestes Beispiel dafür sind "The Big Bang Theory" oder "Navy CIS". Doch auch Filme sind gerade für das deutsche Fernsehen noch immer ein unglaublich tolles Geschäft und haben für uns weiter große Bedeutung. Schon alleine die Tatsache, dass die Deutschen seltener ins Kino gehen als in anderen Ländern, macht die TV-Auswertung sehr wichtig. Und die Zuschauer wissen einfach, dass sie vor allem sonntags auf unseren Sendern einen echten Blockbuster erwarten können."

Rüdiger Böss

Rüdiger Böss, Executive Vice President Group Programming Acquisitions bei ProSiebenSat.1

Doch gerade bei diesen Sonntags-Blockbuster sind die Quoten in den vergangenen Jahren zurück gegangen. Kämpften noch vor wenigen Jahren ProSieben und RTL mit Hollywood-Ware um den Tagessieg, so hat sich zuletzt der "Tatort" bei Jung und Alt zum mit Abstand gefragtesten Angebot entwickelt, bei dem Hollywood fast immer das Nachsehen hat. Rüdiger Böss glaubt aber, dass das nicht immer so bleiben wird - denn inhaltlich überzeugend findet er den "Tatort" ohnehin nicht: "Jeder Trend verläuft in Wellenbewegungen. Ich denke, dass auch hier irgendwann wieder die Ebbe einsetzt, die qualitativ schon da ist."

Während Filme aber noch immer eine sichere Bank scheinen und große Strecken in der Primetime der ProSiebenSat.1-Sender füllen, haben es gerade viele hochgelobte Serien schwer, ein ausreichend großes Publikum zu finden, um im Free-TV nicht nur auf Nischensendern ihr Dasein zu fristen. Rüdiger Böss sieht gerade ProSiebenSat.1 mit seinem Gesamtangebot aber hier bestens aufgestellt: "Seit ein paar Jahren sehen wir einen Trend zu Event-Serien und zu Serials, also Serien mit fortlaufender Handlung. Diese sind für ein lineares TV-Programm oft eine Herausforderung, da der Zuschauer eigentlich jede Folge sehen muss, um der Handlung folgen zu können. Wir nutzen hier den Vorteil, den nur wir haben: Wir können unsere Serien auf allen verfügbaren Plattformen ausspielen – das heißt von Free-TV über werbefinanziertes wie kostenpflichtes VoD bis hin zu Pay-TV und Catch-ups auf den Sender-Websites oder der 7TV App. In unseren Verhandlungen mit den Studios achten wir sehr darauf, dass wir alle diese Rechte bekommen, um Serien in der jeweils bestmöglichen Form platzieren zu können. Nehmen Sie "Sons of Anarchy". Hier war der deutsche Markt zunächst zögerlich, also sind wir den Weg gegangen, die Serie zunächst online auf MyVideo und auf maxdome zu zeigen. Erst dann ist sie ins Pay- und Free-TV gekommen, wo sie heute erfolgreich läuft. In Zukunft wird es immer wichtiger, bei den Auswertungsfenstern kreativ zu sein, um das Produkt individuell einzusetzen und für den Zuschauer optimal anzubieten."

Doch diese noch vergleichsweise neuen VoD-Möglichkeiten haben auch neue Konkurrenz nach Deutschland gebracht. Längst konkurrieren auch Netflix, Amazon oder Watchever um exklusive Streaming-Rechte. Das hat Auswirkungen auf die Preise, die die Produktionsstudios aufrufen können: "Mehr Player im Markt machen die Rechte natürlich nicht billiger. Die Preise sind heute höher als früher, aber dennoch so angemessen, dass wir damit Geld verdienen. Aktuell merken wir natürlich schon, dass der Video-on-Demand-Markt heißer umkämpft wird und teilweise von noch recht neuen Wettbewerbern überteuerte Preise bezahlt werden", so Böss.

Beim Blick auf die Serien, die ProSiebenSat.1 sich mit dem Deal gesichert hat, fällt der Blick schnell auf "Empire". Die Serie ist kürzlich in den USA mit herausragenden Quoten gestartet und kann derzeit von Woche zu Woche sogar noch zulegen. Nach Deutschland zu bringen, wird trotzdem womöglich nicht ganz leicht, wie Rüdiger Böss einräumt: "Wir freuen uns sehr über den aktuellen Erfolg in den USA. Uns hat die Serie von Anfang an gefallen, als wir sie bei den Screenings im letzten Jahr gesehen haben. Auch wenn sie in der Hip-Hop-Szene spielt, würde ich sie als klassische Soap bezeichnen. Klar ist aber auch: Die ersten Auswertungen zeigen, dass in den USA rund 60 Prozent der Zuschauer Afroamerikaner sind. Wir müssen sehen, inwiefern diese Serie universal funktionieren wird. Das zu beurteilen, ist aber nach nur vier Folgen definitiv zu früh."

Während hiermit in den USA mal wieder ein großer Quotenhit gelang, ist die Ausbeute im Bereich der Sitcoms in der laufenden Saison mal wieder ziemlich ernüchternd. Gerade ProSieben hat aber bekanntlich großen Sitcom-Hunger, zumal "Two and a half Men" in Kürze endet und mit "How I Met Your Mother" eine weitere Serie kürzlich schon zu Ende ging. Rüdiger Böss bleibt aber auch hier Optimist: "Es gibt gute Nachrichten: Unter den aktuellen Piloten gibt es deutlich mehr Sitcoms als im letzten Jahr. Die Schreiber scheinen aus ihrem Urlaub zurückgekehrt zu sein und liefern wieder mehr ab. Der Markt sucht einfach nach dem nächsten großen Hit, dem nächsten ''Two and a half Men'". Wie viele der Piloten dann überhaut in Serie gehen und wie erfolgreich diese sein werden, steht aber freilich noch in den Sternen.

Daher zum Abschluss ein Blick in die nähere Zukunft. Die Frage, auf welche Serien er sich in den nächsten Monaten in Deutschland am meisten freut, beantwortet Rüdiger Böss im Gespräch mit DWDL.de so: "'Gotham' ist außergewöhnlich und hätte es verdient, bei uns ein Erfolg zu werden. Ich bin außerdem ein Fan von "The Flash". Ich glaube, dass die Serie auch Zuschauerschichten erreichen kann, die normalerweise nicht auf Comic-Helden stehen. Gleichzeitig freue ich mich aber auch auf 'How to get away with Murder'. Diese Rechte haben wir leider nicht, was aber auch zeigt: Es ist genug für alle in diesem Markt da - auch wenn die besten Programme natürlich auf unseren Sendern laufen..."