Herr Jamm, die Ankündigung der Übernahme von Eyeworks durch Warner Bros. ist fast zwei Jahre her. Jetzt erst feiern Sie eine Release-Party nach dem Rebranding.

Das Rebranding haben wir schon im vergangenen Frühjahr abgeschlossen, aber feiern wollten wir erst, wenn wir beruhigt sagen können: Wir sind angekommen im Warner-Universum.

Macht das zunächst einmal Hoffnung oder Sorgen, wenn man erfährt, dass man verkauft wird?

Die Übernahme durch Warner Bros. war für uns ganz ehrlich gesagt eine positive Überraschung. Eyeworks war vor zwei Jahren an einem Punkt angekommen, wo die Frage im Raum stand, ob Reinout Oerlemans (Gründer von Eyeworks in den Niederlanden, Anm. d. Red.) noch einmal massiv in die Firma investieren würde oder man sich einen Partner sucht. Diese Suche nach einer Perspektive hatte durchaus auch Unruhe ins Unternehmen gebracht. Wenn es zum Zusammenschluss oder einer Übernahme kommen sollte, lag meine Hoffnung immer auf einem Partner, der bislang noch nicht selbst in Deutschland aktiv war. So würde sich eine immer eher schwierige Zusammenlegung vermeiden lassen. Als mich Reinout dann im Dezember 2013 anrief, um mir zu sagen, dass er an Warner Bros. verkauft hat, war ich sehr erleichtert. Warner Bros. war in Deutschland schon sehr aktiv - aber nicht in Form eines Produktionshauses.

Wie passt das chaotisch-quirlige Eyeworks zu einer globalen Marke wie Warner Bros? Es klingt als würden da Welten aufeinander prallen.

So ein Gefühl hatten wir natürlich auch erst einmal (lacht). Mit einer gehörigen Portion Humor sprachen wir anfangs auch von „dem großen Biest“. Aber da hat Warner Bros. viel getan, um eben genau so nicht aufzutreten. Die Warner Bros.-Kollegen, die uns akquiriert haben und jetzt betreuen, kennen den europäischen Markt und natürlich auch die Geschichte von Eyeworks sehr gut. Sie kamen direkt vorbei, um sich und Warner vorzustellen. Es gab eine Präsentation für alle Mitarbeiter hier, um erst einmal klar zu machen, zu welcher Familie wir jetzt gehören. Dass wir zum Beispiel wie HBO, Turner und CNN eine Tochter von TimeWarner sind. Ich habe oft gescherzt, dass die Eltern oder Großeltern unserer Mitarbeiter jetzt endlich verstehen, dass ihre Kinder oder Enkel beim Fernsehen arbeiten. Warner Bros. ist ein Begriff. Bei Eyeworks dachte mancher noch an einen Optiker (lacht). Beruhigend war für uns zu merken: Es wird also nicht von Los Angeles aus alles über einen Kamm geschert.

Das klingt fast zu harmonisch um wahr zu sein.

Nein, Warner Bros. hat sich ja erklärtermaßen für Eyeworks interessiert, weil sie eine kreative Schmiede für neue TV-Ideen haben wollten. Die Zeit in der US-Konzerne auf einer gedanklichen Einbahnstraße unterwegs waren, sind ja längst vorbei. Ob nonfiktionale Formatideen oder auch Vorlagen für neue Serienhits - da schauen die Amerikaner immer häufiger und interessierter nach Europa bzw. in andere Teile der Welt. Wir sind also nicht einfach ein verlängerter Arm von Warner Bros..

Man hat bislang nichts davon gehört, aber der Vollständigkeit halber die Nachfrage: Gab es in dem Zuge eigentlich Entlassungen?

Nein, die größten Umstellungen durch die Warner-Übernahme waren rein technischer Natur und die Reporting-Strukturen sind natürlich jetzt ganz andere, weil Warner Bros. zu einem börsennotierten Konzern gehört. Das führt in gewissen Bereichen zu einer erzwungenen Professionalisierung. Wir haben deshalb mit Matthias Lindenberger auch einen neuen kaufmännischen Leiter im Team, der schon jahrelange Erfahrung aus seiner Zeit bei der RTL Group mitbringt. Ach, und ich hab mir meinen ersten Anzug gekauft für den Antrittsbesuch in den USA. Wär aber gar nicht nötig gewesen (lacht). Im Ernst: Es gibt weder ein Spardiktat noch wurde uns der Warner-Katalog aufgedrängt. Ein Wunsch von Warner allerdings war die Sache mit der Bachelor-Produktion, was ja auch zu einigen Diskussionen geführt hat. Der Wunsch lautete: In Ländern, in denen wir jetzt selbst vertreten sind, wollen wir unser eigenes Format nun auch selbst produzieren.

Das führte zu einer in Deutschland ungewohnten Situation, in der sich ein Sender den Bedingungen des Produzenten fügen musste…

Ich konnte die Skepsis von RTL durchaus verstehen. Man arbeitet jahrelang erfolgreich an einem Format und soll plötzlich das Produktionsteam wechseln. Wir haben aus dieser Situation die Motivation geschöpft, es den Zuschauern und dem Sender zu beweisen. Wir produzieren das Format ja schließlich auch seit längerem mit sensationellen Quoten für die Schweiz. Und wir haben es geschafft: Der Auftakt am Mittwoch war sehr erfolgreich. Das ist für alle Beteiligten ein hervorragendes Ergebnis und eine Bestätigung der starken Arbeit aller Kolleginnen und Kollegen hier bei Warner Bros..

Wie sind Sie an diese „Bachelor“-Staffel herangegangen: Bloß nicht zu viel ändern oder doch beweisen, dass Warner Bros. es selbst nochmal anders machen würde als Seapoint und ITV Studios zuvor?

Es gab da mehrere Ansätze: Zunächst die Learnings aus der vergangenen Staffel was die Bedeutung eines gut überlegten Casts angeht. Wertvoll sind zudem auch unsere Erfahrungen durch die Produktion des Schweizer „Bachelor“, wobei man die nicht 1:1 übertragen kann, weil die Schweizer es überraschenderweise deftiger und schriller mögen als die Deutschen. Glaubt man kaum, ist aber so. Dazu kam eine weitere Zielvorgabe: Die Erfüllung der Wünsche und Ideen von RTL. Heraus kam - wie wir jetzt wissen - der erfolgreichste „Bachelor“-Start. Darüber freuen wir uns natürlich sehr.