Wenn man sich einen Überblick über den Stand der Satire- bzw. Comedyformate im Ersten verschaffen will, dann lohnt vielleicht zunächst mal der Blick auf die öffentlich-rechtliche Konkurrenz. Als das ZDF 2009 seine "heute-show" an den Start brachte, da lief sie zunächst nur in etwa monatlich am späten Dienstagabend - mit verhaltenen Kritiken und ziemlich überschaubaren Quoten. Anfang 2010 folgten dann der Wechsel auf den Freitagabend und die wöchentliche Ausstrahlung.

In über sechs Jahren hat es die Sendung geschafft, bei immer mehr Menschen zur festen Institution am Freitagabend zu werden. Die Quoten steigen seit Jahren kontinuierlich: In der Saison 2015/16 war im Schnitt gut eine Million Zuschauer mehr dabei als noch in der Saison 2012/13, zuletzt teils mehr als vier Millionen Zuschauer. Sogar bei den 14- bis 49-Jährigen erzielt die "heute-show" Marktanteile von zuletzt um 15 Prozent, wonach sich selbst RTL mittlerweile die Finger lecken würde. Dieser gewaltige Anstieg dürfte nicht zuletzt auch mit der Regelmäßigkeit zu tun haben, mit der die "heute-show" auf einem festen Sendeplatz zu sehen ist.

Das Erste war in Sachen Satire hingegen ins Hintertreffen geraten. Die Reduzierung der Polittalks schaffte im Herbst 2014 dann aber die Möglichkeit, ebenfalls einen festen Sendeplatz für diese Programmfarbe zu etablieren. Donnerstags gegen 22:45 Uhr stehen seither Woche für Woche sogar gleich zwei Satire-, Comedy- oder Kabarett-Formate auf dem Programm. Allerdings konzentriert sich Das Erste hier nicht auf einige wenige Formate, sondern setzt auf Vielfalt. Selbst wenn man Einzelstücke mal außen vor lässt, dann zählt man nicht weniger als 19 unterschiedliche Formate, die bereits zu sehen waren.

Volker Herres© ARD/Herby Sachs
Das rührt natürlich nicht zuletzt vom föderalen Aufbau der ARD her - denn dabei wäre natürlich jede ARD-Anstalt gerne. ARD-Programmdirektor Volker Herres sieht's positiv: "Unsere späte Achse am Donnerstag ist auf einem guten Weg. Zum einen haben die Kabarett-, Satire- und Comedy-Sendungen auf den beiden Sendeplätzen insgesamt zu einer Verbesserung der Zuschauerresonanz geführt, zum anderen wird dort sichtbar, welches Spektrum die ARD in dem Genre leistet und was wir den Zuschauern zu bieten haben", sagte er gegenüber DWDL.de.

In der Tat: Die Quoten in der Comedy-Zeitschiene am späten Donnerstagabend sind gestiegen - allerdings lag die Hürde dafür auch nicht besonders hoch. Reinhold Beckmann hatte mit seinem Polittalk dort zuvor über Jahre gegen Illner und Lanz im ZDF überhaupt keine Chance. Festzuhalten bleibt aber auch: So richtig überzeugend läuft aus Quotensicht auch kaum eines der Formate. Das erfolgreichste ist noch immer "Nuhr im Ersten", also der ehemalige "Satire-Gipfel". Mit in diesem Jahr im Schnitt 1,8 Millionen Zuschauern ist er aber auch nicht wesentlich erfolgreicher als vor der Verlegung am Montagabend. Und selbst "Nuhr im Ersten" muss immer mal wieder einstellige Marktanteile hinnehmen.

"Extra 3" schwebt zwischen zwei Sendern

Zu den erfolgreicheren Formaten gehört auch "Extra 3", dort sind einstellige Marktanteile beim Gesamtpublikum aber, ebenso wie bei allen anderen Formaten, sogar die Regel. Man kann sich angesichts dessen zumindest die Frage stellen, ob die Programmierung hier wirklich glücklich ist. Denn obwohl der "Irrsinn der Woche" naturgemäß wöchentlich aufgearbeitet werden muss, läuft die Sendung nur einmal im Monat im Ersten - wird aber in allen anderen Wochen trotzdem fürs NDR Fernsehen produziert. Dann muss man "Extra 3" aber nicht nur auf einem anderen Sender, sondern auch einem anderen Sendeplatz am Mittwochabend suchen. Feste Sehgewohnheiten lassen sich so nicht so einfach etablieren.

Eine Reduzierung der Formate der Comedy-Schiene im Ersten ist trotzdem nicht geplant. "Verlässliche Größen haben wir mit 'Nuhr im Ersten', 'Extra 3' und 'Ladies Night', die von Anfang an mit dabei sind", sagt Volker Herres auf die Frage nach mehr Kontinuität à la "heute-show". Die drei Formate bleiben also weiterhin Stützen der Comedy-Schiene, doch auch auch "Drei. Zwo. Eins. Michl Müller", "SpätSchicht - Die Comedy-Bühne", "SchleichFersnehen", und "3. Stock links", die auf dem früheren der Sendeplätze zu sehen waren, werden fortgesetzt, wie die ARD auf DWDL.de-Anfrage bestätigt.

Der BR hat im Falle von "3. Stock links" allerdings gerade die unregelmäßige Programmierung als Problem ausgemacht. Gegenüber kress.de sagte BR-Unterhaltungschefin Siebenbürger: "Es war schwierig, den neuen Ansatz ('ein völlig neues Experiment, in dem Satire, Kabarett und Sitcom-Elemente zusammen kommen') den Zuschauern zu vermitteln, wenn es nur alle paar Monate kommt." Nun ist eine staffelweise Programmierung geplant, die eigentlich nur auf dem späteren Sendeplatz möglich sein dürfte. Dort finden in jedem Fall auch "Alfons und Gäste" und "Olaf verbessert die Welt" eine Fortsetzung, "Nuhr ab 18" startet schon in Kürze mit neuen Folgen. Ob es eine weitere Staffel der "Wiwaldi-Show" geben wird, ist derzeit noch offen.

Getrennt hat sich Das Erste bislang nur von wenigen Formaten. So werden etwa "Weltall.Echse.Mensch", "Vereinsheim Schwabing" und "Die Fernseher" zumindest im Ersten keine Fortsetzung finden, auch von der fiktionalen Serie "Sedwitz" sind keine weiteren Folgen geplant, Kurt Krömer hat seine "Late Night Show" bekanntlich aus eigenem Antrieb nicht fortsetzen wollen. Am Konzept der Vielfalt will man in jedem Fall festhalten und hat dementsprechend auch schon Nachschub parat. Volker Herres: "Das breite Spektrum ist Konzept: In den Dritten Programmen der ARD laufen viele, qualitativ hochwertige Formate, die in das gemeinsame Schaufenster Das Erste gehören. Das ermuntert die Landesrundfunkanstalten, gezielt für die Sendeplätze zu produzieren. So wird zum Beispiel die BR-Serie "Monis Grill" mit Monika Gruber und Christine Neubauer im Herbst ihre Premiere im Ersten feiern, bevor sie im BR Fernsehen ausgestrahlt wird. Ein toller Neuzugang vom WDR ist auch die mehrfach mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnete Carolin Kebekus und ihr 'PussyTerror TV'." Auch damit dürfte es kaum gelingen, in ähnliche Quotensphären wie das ZDF mit seiner "heute-show" vorzudringen. Aber das muss freilich auch nicht das wichtigste Ziel sein.

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