Die gute Nachricht: Deutschland hat in diesem Jahr elf Punkte mehr geholt als im vorigen Jahr. Die schlechte: Am Ende landete auch Jamie-Lee Kriewitz mit ihrem Song "Ghost" wieder auf dem letzten Platz beim Eurovision Song Contest. Der Sieg ging an die Ukraine: Musikerin Jamala erhielt von den Jurys und Zuschauern für ihren Titel "1944" die meisten Punkte. Zwölf Jahre nach dem ersten Platz von Ruslana landete die Ukraine damit wieder an der Spitze des internationalen Musikwettbewerbs, der diesmal in Stockholm ausgetragen wurde - und ungewohnt Trash-frei auskam.

Dass sich die Ukraine durchsetzte, war erst kurz vor Ende der Show klar. Lange hatte es so ausgesehen, als würde Australien mit seiner zweiten ESC-Teilnahme den Sieg einfahren. Das lag vor allem an der Einführung des neuen Votingsystems, bei dem erstmals die Punkte von Zuschauern und den jeweiligen Länder-Jurys getrennt bekanntgegeben wurden, wodurch letztlich doppelt so viele Punkte verteilt wurden wie bisher.

Die Jurys hatten zunächst mit weitem Vorsprung für Australien votiert, doch das Publikum sah es anders und sorgte schließlich dafür, dass sich die Ukraine mit insgesamt 534 Punkten vor Australien mit 511 Punkten und Russland mit 491 Punkten durchsetzte. Der Siegertitel von Jamala hatte schon im Vorfeld für Aufsehen gesorgt, weil es manche Beobachter als zu politisch erachteten "Es geht um meine Familie und meine Wurzeln", stellte die Musikerin jedoch im Vorfeld klar und distanzierte sich von dem Vorwurf. Insgesamt nahmen 26 Länder an dem weit über dreistündigen Finale des Eurovision Song Contests teil, das weltweit geschätzt rund 200 Millionen Zuschauer gesehen haben.

Nach dem letzten Platz von Jamie-Lee Kriewitz steht der NDR unterdessen vor der Aufgabe, die nun schon einige Jahre anhaltende Durststrecke der deutschen Teilnehmer beim Eurovision Song Contest wieder zu beenden. Zur Wahrheit gehört dabei auch, dass ohne die Unterstützung von Stefan Raab inzwischen bereits vier Jahre in Folge kein zufriedenstellendes Ergebnis mehr eingefahren wurde. Nach Lena Meyer-Landruts Sieg und einem guten zehn Platz bei ihrer erneuten Teilnahme landete Raabs Schützling Roman Lob 2012 auf dem sechsten Platz. Es folgten Cascada auf Rang 21, Elaiza auf Platz 18 sowie zwei letzte Plätze in Folge. Diesmal schnitt Jamie-Lee sogar übrigens schlechter ab als Ann Sophie vor einem Jahr: Wäre das neue Punktesystem schon damals eingeführt worden, dann wäre übrigens gar nicht punktelos auf dem letzten Platz gelandet, sondern hätte mit 29 Pünktchen zumindest Frankreich und Großbritannien überholt.

Streng genommen war Jamie-Lee - immerhin Siegerin von "The Voice of Germany" - in diesem Jahr trotz ihres guten Abschneidens beim Vorentscheid ohnehin nur die zweite Wahl des NDR. Ursprüglich hatte der Sender Xavier Naidoo für Deutschland zum Grand Prix schicken wollen. Nach lautstarkem Protest wegen umstrittener Äußerungen des Musikers machte der NDR aber einen Rückzieher und entschied sich für die Ausrichtung eines klassischen Vorentscheids.