Steckbrief

Sendestart: 30. August 1997
Programmchef: Helfried Spitra
Betreiber: WDR
Vermarkter: Einsfestival ist werbefrei
Kernzielgruppe: 29- bis 49-Jährige

Erfolgsbilanz

Ein Fuß kommt selten allein© WDR/Martin Menke
Marktanteil 2015/16: 0,4 % (ab 3) / 0,3 % (14-49)

Die wahre Primetime: Die Verantwortlichen von Einsfestival betrachten die wahre Primetime auch als ihre eigene Primetime: Zwischen 20:15 Uhr und 22:30 Uhr stellt der Sender viele Serien und Filme, aber auch Eigenproduktionen ins Schaufenster. Die meisten Zuschauer erreicht der kleine Sender aber stets am Sonntagabend, wenn Einsfestival den aktuellen "Tatort" direkt nach dem Abspann im Ersten noch einmal zeigt - nicht auszudenken, wie viele es sein könnten, würde sich die ARD dazu durchringen, am Ende des "Tatorts" noch einen entsprechenden Hinweis im Hauptprogramm einzublenden.

Höchste Quote: Die besten Quoten des Senders sind noch ganz frisch: Mit dem Münsteraner "Tatort: Ein Fuß kommt selten allein" verzeichnete Einsfestival kürzlich weit mehr als das Zehnfache des Senderschnitts. Genau genommen lag der Marktanteil beim Gesamtpublikum bei 4,5 Prozent, während bei den 14- bis 49-Jährigen fast genauso starke 4,2 Prozent erzielt wurden. Ebenfalls toll lief der Eurovision Song Contest, der den Marktanteil beim jungen Publikum auf 3,8 Prozent steigen ließ.

Größte Erfolge des Senders: Angesprochen auf die größten Erfolge im Programm nennt Einsfestival die australische Serie "Miss Fishers mysteriöse Mordfälle", die man seit einigen Wochen in Erstausstrahlung zeigt.

Werdegang und Profil

The Tonight Show starring Jimmy Fallon© NBC
Kaum zu glauben, aber wahr: Einsfestival wird im kommenden Jahr bereits 20. Dass der Sender diesen Geburtstag erleben wird, kam auch für die Verantwortlichen überraschend. Sie hatten eigentlich damit gerechnet, dass mit der Einführung des jungen Angebots der Vorhang fällt und fuhren in dieser Zeit der Unsicherheit ein Programm auf Sparflamme. "Es war unglaublich schwierig zu verhindern, dass die Stimmung in den Keller geht", sagte Karin Sarholz, die sich als Leiterin der WDR-Abteilung Programmdesign und Multimedia auch um Einsfestival kümmert, vor einigen Wochen im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Doch auch sonst hat Einsfestival eine wechselvolle Geschichte: Ursprünglich richtete sich das Programm mit vielen Übernahmen aus der weiten ARD-Welt an ältere Zuschauer, bis die Idee aufkam, gezielt eine jüngere Zielgruppe anzusprechen.

Während das vom SWR verantwortete EinsPlus zunächst die ganz Jungen im Visier hatte, wollte sich das vom WDR verantwortete Einsfestival lieber an die über-30-Jährigen richten und hatte zeitweise mit Formaten wie "Einsweiter" oder dem "1Live Talk mit Frau Heinrich" gleich mehrere ganz interessante Eigenproduktionen im Programm. Um zu ZDFneo aufzuschließen, hatten beide Anstalten sogar schon mal eine Fusion vor Augen, die dann aber im letzten Moment doch noch scheiterte. Nun soll sich Einsfestival vor allem vom im Herbst startenden jungen Angebot abgrenzen und mit einer Mischung aus Filmen, Serien und Comedy nach 20 Jahren doch noch sein Publikum finden. Immerhin: Es tut sich wieder was, wie etwa die tägliche Ausstrahlung der "Tonight Show" mit Jimmy Fallon zeigt. Doch es geht nur langsam voran. "Der Rückstand zu ZDFneo ist nach dem Stillstand der letzten Jahre nur schwer aufzuholen", so Sarholz. Allerdings steht dem Mainzer Ableger auch ein Vielfaches an Budget zur Verfügung.

Eigenproduktionen

  Marktanteil
(ab 3)
Marktanteil
(14-49)
NightWash
0,6 %
0,7

Quelle: DWDL.de-Recherche

Fragen an den Programmchef

Helfried Spitra© WDR/Herby Sach
Helfried Spitra verantwortet beim WDR den kleinen Spartensender Einsfestival

Wo sehen Sie derzeit die Schwachstellen im Programm - und woran arbeiten Sie?

Nachdem Einsfestival lange Zeit totgesagt war, wird der Anteil an hochwertigen fiktionalem und unterhaltsamen Programm nun erhöht werden. Ziel ist hierbei, den Sender innerhalb der Gesamt-Programmfamilie der ARD noch stimmiger, noch unterhaltsamer, noch glanzvoller und positiver zu bespielen und sich von den anderen öffentlichen-rechtlichen Angeboten abzugrenzen. In den vergangenen zwölf Monaten hat der Sender bereits einiges in diese Richtung getan und das Profil des Senders geschärft. Wir haben deshalb unser fiktionales Angebot um die Farbe Fantasy/Mystery  erweitert – zum Beispiel mit der legendären britischen Serie "Doctor Who" oder mit "Torchwood", die bald ausgestrahlt wird. 

Um seine Funktion als Sender für Popkultur und "Glamour-Events" in der ARD zu stärken, berichtet Einsfestival verstärkt von relevanten Gala-Veranstaltungen (zum Beispiel Echo, Eurovision Song Contest, 1Live Krone), die von der ARD produziert und übertragen werden. Als Gesichter wurden für diese Farbe die beiden Einsfestival-Moderatoren Bianca Hauda und Thilo Jahn etabliert. Weitere punktuelle Live-Events aus den Bereichen Musik und Sport, die ebenfalls in enger Abstimmung mit den Landesrundfunkanstalten der ARD entstehen, werden sukzessive folgen.

Daneben haben wir das Gossip-Comedy-Magazin "Shuffle" mit Lena Liebeskind entwickelt, das wöchentlich mit Augenzwinkern das wichtigste und unterhaltsamste aus dem Glamourbereich präsentiert und kommentiert. Dazu kommt natürlich seit Anfang des Jahres wochentäglich der popkulturelle Blick über den Teich mit dem kultigen amerikanischen Late-Night-Talker Jimmy Fallon. Einsfestival wird auch ein wichtiger Kooperationspartner des Jungen Angebots von ARD und ZDF werden. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt hierbei auf den Farben "Science-Fiction/Mystery" und "Comedy/Comedy-Drama".

Was ist Ihr direktes Wettbewerbsumfeld - und wie heben Sie sich davon ab?

Einsfestival setzt weiterhin verstärkt auf jüngere Fiktion und Unterhaltung, um so die ARD-Programmfamilie zu komplettieren.

Welchen Marktanteil kann der Sender mittelfristig realistisch erreichen, ohne seine derzeitige Positionierung aufgeben zu müssen?

Unsere Zielmarke liegt bei einem Marktanteil von einem Prozent.

Wenn Sie nur ein einziges Format Ihres Senders empfehlen dürften: Welches wäre es - und warum?

"Miss Fishers mysteriöse Mordfälle": Format und Inhalt spiegeln Senderausrichtung exemplarisch: Die selbstbewusste und emanzipierte Figur der Miss Fisher aus den 20iger Jahren kann auch in der heutigen Zeit als Role Model funktionieren und ist dabei ebenso charmant wie unterhaltsam.

Welches Format hätten Sie gerne auf dem Sender, wenn Kosten und Quotenerwartungen keine Rolle spielen würden?

Deutsche Adaption des HBO Formats "Girls" würde uns große Freude machen oder natürlich auch die Produktion einer eigenen täglichen Late-Night.

Mehr zum Thema