Es ist ein warmer Freitagnachmittag in Chicago. In der Lobby-Bar des Four Seasons Hotel bin ich zum kurzen Gespräch mit Buddy Valastro verabredet. Er ist der wichtigste Star für TLC und in der Stadt, weil Discovery mit seinem Dokusoap-Sender am Tag darauf ein Sommerfest in der Windy City veranstaltet. Buddy Valastro kommt eine halbe Stunde später als geplant, hat es aber kurz vorher noch wissen lassen. Mit seiner Familie war er einkaufen in der Stadt. Als er sich hinsetzt, entschuldigt er sich nochmal dafür. Er ist gut gelaunt, will sich an dem Wochenende von TLC-Fans feiern lassen - und nun sitze ich neben ihm. Ein deutscher Journalist, der ihm erst einmal verdeutlicht, dass sich TLC in Deutschland noch schwer tut und Buddy Valastro bei uns längst nicht so bekannt ist wie in den USA. Seine Reaktion? „Das müssen wir ändern!“

Buddy, ihre Dokusoap „Cake Boss“ bei TLC geht in die achte Staffel und es gibt bereits mehrere SpinOffs. Was macht Kuchen backen bitte so erfolgreich?

Das Herz der Sendung ist meine Familie. Noch vor dem Backen ist das ein Thema, das Menschen nun mal auf der ganzen Welt nachvollziehen können. Wir lachen, wir tanzen, wir weinen, wir streiten - wir sind eine Familie. Erst dann kommt das Backen ins Spiel. Das funktioniert zusammen sehr gut und die Menschen mögen, dass sie unser Familienunternehmen begleiten können. Wir sind ja ganz real massiv gewachsen seit dem Start der Sendung bei TLC.

Am Anfang stand eine Konditorei. Wie groß ist das Unternehmen jetzt?

Im Moment haben wir 13 Konditoreien geöffnet und suchen nach weiteren Standorten. Derzeit erfinde ich neue Geschmacksrichtungen für Füllungen und experimentiere auch mit Hummern. Zusammen mit all meinen Unternehmen habe ich inzwischen mehr als 1000 Menschen, die unter mir arbeiten.

Und das alles wegen einer Dokusoap?

Sie hat dem Erfolg der Bäckerei sehr geholfen. "Cake Boss" bedeutet mir daher sehr viel und es ist schön, dass TLC das fast überall hin bringt. Wenn ein 13-jähriges Mädchen zu mir kommt und erzählt, dass sie später den gleichen Weg einschlagen möchte, ist das unfassbar schön. Wenn Kollegen zu mir kommen und danke dafür sagen, dass ich der Grund dafür bin, dass unsere Branche nun so respektiert wird, ist das überwältigend.

Schön und gut. Klingt im Nachhinein alles so nachvollziehbar. Aber wie lange denkt man vorher eigentlich darüber nach, seine Familie so prominent vor die Kamera zu holen? Fällt so eine Entscheidung schwer?

Interessante Frage, ja absolut. Ich hatte in der Tat sehr viel Angst. Das klingt immer so als wenn man tiefstapeln möchte, aber bevor wir so positives Feedback bekommen haben, denkt man natürlich darüber nach welche Folgen das für die Familie hat. TLC und Discovery haben sich aber als tolle Partner entpuppt, die sich kümmern. Die Kolleginnen und Kollegen dort sind inzwischen Teil der Familie geworden.

Sie sind nicht allein Reality-TV-Star, sondern eben auch Unternehmer. Da will man nicht für jeden Gag herhalten und sicher sein, wie man rüberkommt. Wie stellt man das sicher?

Indem man inzwischen selber produziert (lacht). Mit Cakehouse Media bin ich seit Herbst 2014 Koproduzent der Sendung. Es ist für mich entscheidend da Mitspracherecht zu haben - wegen der Firma und der Familie. Aber selbst zuvor als ich noch nicht Koproduzent war, wurden wir immer zu Rate gezogen. Was TLC bei seinen Shows vielleicht von anderen unterscheidet: Sie machen die Sendung mit Dir, nicht über Dich. Nur deshalb gehen dann auch so viele Sendungen schon in ihre sechste, siebte oder achte Staffel.

Hat sich „Cake Boss“ verändert? Ist Staffel 8 eine andere Sendung als die erste Staffel?

Es hat sich eigentlich nicht all zu viel verändert. Ich bin halt ein besserer Bäcker und Kuchenverzierer geworden (lacht). Ich teste aber immer noch die Grenzen aus und improvisiere weiter - nur halt im größeren Rahmen. Klar habe ich mittlerweile mehr Bäckereien, mehr Mitarbeiter, mehr Erfolg. Aber satt geworden bin ich noch nicht. Und immer noch der gleiche Kerl.

Das soll ich jetzt glauben? Haben Sie denn überhaupt noch Zeit, selbst in der Konditorei zu stehen oder sind sie nur noch TV-Konditor?

Das Faszinierende ist: Jedes Mal, wenn ich eine Küche verlasse, vermisse ich sie sofort. Andersrum bin ich sofort glücklich, eine zu betreten.

Ja, schön gesagt. Aber das beantwortet die Frage noch nicht.

Ich schaffe es mittlerweile leider nicht mehr so oft in die Küche zu kommen, wie ich es gerne hätte. Aber es ist nicht so, dass ich das sehr bedauern kann weil so viele andere spannende Dinge dazu gekommen sind.

Vermissen Sie etwas aus Ihrer Zeit vor der TV-Präsenz?

"Cake Boss" gibt es mittlerweile in 220 Ländern und in 45 Sprachen untertitelt. Wie bei jedem der berühmt ist, vermisse ich die Ruhe manchmal. Egal ob Australien, Asien, Italien oder New York - die Leute wissen, wer ich bin. Mal nicht nach meiner Meinung zu etwas gefragt zu werden oder einfach mal in Ruhe mit meiner Familie einkaufen zu gehen, wäre toll. Das Witzige ist, dass ich ausgerechnet in Eurem Nachbarland Frankreich nicht erkannt werde, da "Cake Boss" dort nicht ausgestrahlt wird. Wenn ich also durch Paris laufe, hat niemand eine Ahnung, wer ich bin (lacht). Das fühlt sich so toll an.

Kennen Sie sich eigentlich mit der deutschen Backkunst aus?

Mein Vater hat 1989 eine Bäckerei gekauft. Das war eine deutsche Bäckerei. Dort wollte er aber auch die italienische und amerikanische Backkunst mit einfließen lassen. Im Angebot waren aber auch weiterhin z.B. Strudel und Streuselkuchen. Ich war auch in Frankfurt, München und Hamburg und weiß ebenfalls, wie das Essen außerhalb der Bäckerei dort schmeckt. Nichts geht über ein gutes Wiener Schnitzel! (lacht). Ach und wenn es zu der Herstellung von Küchenutensilien kommt, ist Deutschland sowieso die klare Nummer Eins. Da kommt einfach so viel Qualität zusammen.

Buddy, vielen Dank für das Gespräch.

Während das Mutter-Format "Cake Boss" beim deutschen TLC gerade nur in Wiederholung läuft, ist seit 27. August samstag um 16.35 Uhr „Buddys Familien-Urlaub” in Erstausstrahlung zu sehen.