Es liegt noch gar nicht so lange zurück, da warb Sky mit dem Slogan "Ich seh was Besseres", um sich deutlich vom Free-TV zu unterscheiden. Diese Abgrenzung war jedoch einmal: Weil die Fußball-Rechte immer teurer werden, muss sich Sky bemühen, in anderen Gebieten nach neuen Kunden zu fischen und nimmt im Falle des neuen Entertainment-Senders Sky 1 plötzlich sogar das lange Zeit verhasste Wörtchen "Mainstream" in den Mund. Dass zum Start ausgerechnet eine Kochshow den Weg ins Programm schafft, ist also gewiss kein Zufall, zumal Sky 1 damit in Italien bereits gute Erfahrungen gemacht hat. Neu ist das Format, in dem zahlreiche Hobbyköche gegeneinander antreten, allerdings nicht, denn sowohl Sat.1 als auch Vox haben sich in der Vergangenheit bereits an Adaptionen versucht.

Obwohl oder vielleicht auch gerade weil sich der Erfolg damals in Grenzen hielt, will Sky 1 nun alles besser machen und hat eine qualitativ hochwertige Produktion in Aussicht gestellt. Ob das Publikum darauf ernsthaft gewartet hat, darf zunächst bezweifelt werden, schließlich ist es ja keineswegs so, als gäbe es im Free-TV keine guten Kochshows. Mit "Kitchen Impossible" steuert das Produktionshaus Endemol Shine, das hinter "Masterchef" steht, sogar das beste Koch-Format der vergangenen Jahre bei. Und – um es gleich vorwegzuschicken – an diesem Status ändert auch die Neuauflage von "Masterchef" im Pay-TV nichts, weil man die Kombination aus aufgeregten Hobbyköchen, strengen Juroren und hübsch angerichteten Tellern einfach schon zu häufig gesehen hat.

Ohne Zweifel ist Sky 1 aber eine gute Produktion gelungen, der man den betriebenen Aufwand in beinahe jeder Szene ansieht. Die Bilder sind schön, die Musik wirkt stimmig. Ja, "Masterchef" macht schon was her. Damit das auch der letzte kapiert, haben sich die Macher der Show alle Mühe gegeben, in die ersten Minuten derart viele Superlative zu packen, dass selbst RTL von Sky noch etwas lernen kann. Begleitet von epochaler Musik hört man Wortfetzen wie "das größte Kochformat der Welt", "die Suche nach dem Besten der Besten" und "'Masterchef' verändert alles". Die Jury besteht freilich "aus den besten Profis Deutschlands" und für einen der Kandidaten ist die Show nichts weniger als "das größte Abenteuer meines Lebens".

Wem all das noch nicht genügt, kann auf die "menschlichen Dramen" hoffen, die Juror Ralf Zacherl vorsorglich verspricht. Nein, eine Nummer kleiner hat man's bei der Auftaktfolge nicht haben wollen. Sky hat noch vor dem ersten Gang mächtig auf die Sahne gehauen, dabei aber leider nicht bemerkt, dass das vor allem anstrengend ist – auch, weil "Masterchef" am Ende eben keineswegs das Fernsehen neu erfindet, sondern eben bloß eine Kochshow ist, wenn auch eine durchaus gute. Gut auch deshalb, weil man mit Zacherl, der Sterneköchin Sybille Schönberger und dem kanadischen Somelier Justin Leone eine Jury zusammengestellt hat, die schon alleine wegen ihrer deutlichen Worte gut harmoniert.

"Die Jury ist ganz schön hart. Da zieht's einem schon die Gänsehaut", sagt einer der Kandidaten während der ersten Folge nicht ohne Grund, als es darum geht, die letzten Plätze für die sogenannte "Masterclass" zu ermitteln. Um dort unterzukommen, reicht es übrigens für einige schon, dazu in der Lage zu sein, vor schöner Schloss-Kulisse einen Teller mit zehn Zutaten halbwegs ansehnlich dekorieren zu können. Einige müssen sich später zur Sicherheit aber noch im Sandwichmachen beweisen – und damit auch bloß kein Müßiggang eintritt, lässt Ralf Zacherl noch schnell ausrichten: "Es gibt nur ein Gas in der Küche – und das ist Vollgas."

Masterchef© Sky/Silviu Guiman

Tatsächlich legt "Masterchef" mit der Zeit ein ordentliches Tempo an den Tag, das sich nicht zuletzt in den Duellen im schicken Studio zeigt, denen sich die "Masterclass"-Kandidaten stellen müssen. Jeweils zwei Kandidaten kochen hier um die Wette und hoffen, am Ende die begehrte Schürze zu erhalten, die zur weiteren Teilnahme an der Show berechtigt. Klar, dass da nicht alles so klappt wie erwartet. Unter den kritischen Blicken von Schönberger & Co. kann es schon mal vorkommen, dass den Schürzenjägern die Nudeln misslingen oder der angekündigte Apfel als Beilage vergessen wird. "Wenn man was verspricht, muss man's halten", schimpft der gestrenge Herr Zacherl daraufhin.

Ohne Zweifel hat auch Sky im Vorfeld viel versprochen. Herausgekommen ist eine sehr respektable Produktion, die in den kommenden Wochen sicher noch Fahrt aufnehmen wird, wenn sich das Teilnehmerfeld leert und die Zuschauer dadurch eine engere Beziehung zu den Kandidaten aufbauen können als das in der ersten Folge der Fall ist. Die Rezeptur von "Masterchef" wirkt jedenfalls rund, auch wenn sich Sky stellenweise etwas zu gut in der Rolle gefällt, mit der Neuauflage das Fernsehen quasi im Alleingang retten zu wollen. Dafür gibt es mit "Kitchen Impossible" oder "The Taste" aber schlicht schon genügend andere Kochshows, die den Vergleich mit "Masterchef" ganz sicher nicht scheuen müssen. Aber so ist das eben, wenn man sich dem Mainstream verschrieben hat.

"Masterchef" läuft künftig montags um 20:15 Uhr bei Sky 1.