Bernhard Burgener hat in den vergangenen Monaten und Jahren die Pläne von Dieter Hahn und Fred Kogel zur Neuaufstellung der Constantin Medien AG konsequent torpediert. Nun haben sich sowohl der Vorstandsvorsitzende als auch der Aufsichtsratschef zurückgezogen bzw. ihren Abgang angekündigt. Burgener hat den Aufsichtsrat mit seinen Leuten bestückt und kann nun erst einmal die Linie im Unternehmen bestimmen. Sehr dringend ist die Frage nach der künftigen Finanzierung, weil Constantin bis April 2018 rund 100 Millionen Euro für fällige Darlehen und Schuldverschreibungen/Unternehmensanleihen aufbringen muss.

Um diesen Betrag aufbringen zu können, hat die Constantin Medien AG zuletzt Gespräche über einen Verkauf von Sport1 und der Vermarktungstocher Sport1 Media geführt. Diese könnten nach dem Machtwechsel bei Constantin aber ziemlich schnell beendet werden. Bernhard Burgener hatte immer betont, dass er den Konzern als Ganzes erhalten will - und bekräftigte das am Mittwoch in München im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de.

"Ich sehe keinen Bedarf, da etwas zu verkaufen", sagte er im Hinblick auf die Fragezeichen der Finanzierung bei Constantin Medien. "Die Firma ist eigentlich gut aufgestellt." Es gehe nun darum, an den Kosten "zu arbeiten". Burgener: "Ich bin gerne bereit, bei der Restrukturierung anzupacken. Es geht nur mit einem Neuanfang." Dass er die bald fälligen Millionen auch ohne einen Verkauf von Sport1 und Constantin Film bezahlen kann, davon zeigt sich Burgener überzeugt. Er verweist auf die aktuelle Situation am Kapitalmarkt und darauf, dass es genügend Menschen gebe, die investieren wollen. "Die Constantin Medien AG hat schon in viel schwierigeren Jahren bewiesen, dass sie ihre finanziellen Verpflichtungen erfüllt. Das Unternehmen hat fällige Schulden immer pünktlich zurückgezahlt."

Konkret kann sich Burgener auch vorstellen, eine neue Unternehmensanleihe aufzunehmen, um die alte abzulösen. Eventuell könne man dort auch günstigere Konditionen als bislang aushandeln. Für die aktuelle Anleihe zahlt Constantin sieben Prozent Zinsen. Dieter Hahn und Fred Kogel hatten zuletzt immer wieder betont, dass die Rückzahlung der Schulden ohne einen Verkauf von eigenen Assets nicht durchführbar sei. Nun sieht es so aus, als ob die neue Constantin-Führung genau diesen Weg einschlägt. Bis zum 22. September ist Fred Kogel allerdings noch Vorstandsvorsitzender, erst dann wird sein Rücktritt wirksam. Ob Burgener ihm dann als Constantin-Chef nachfolgt, ist derzeit noch offen.

Gut möglich, dass Sport1 auch unter der neuen Constantin-Führung von Olaf Schröder geführt wird. Schröder war am Mittwoch das einzige Mitglied des Vorstandes, der von den Aktionären breite Unterstützung erfuhr. Auch Burgener stimmte pro Schröder. Constantin-Film-Chef Martin Moszkowicz hatte seinen Vertrag zuletzt ja ohnehin schon bis 2021 verlängert.

Möglich wurde der Machtwechsel bei Constantin Medien auch, weil die Hauptversammlung am Mittwoch von einem neutralen Versammlungsleiter geführt wurde. "Ich bin dankbar, dass das Amtsgericht München diesem Antrag stattgegeben hat. Der Versammlungsleiter hat die Hauptversammlung neutral geleitet, das war wichtig", sagte Burgener, der sich erleichtert darüber zeigte, nicht wie bei den letzten Malen von den Abstimmungen ausgeschlossen worden zu sein. Der bestellte Versammlungsleiter habe sicher auch zum Einlenken Hahns beigetragen. Nun gehe es darum, den Konzern zu befrieden. Die Klagen und die Streitigkeiten müssten aufhören. "Es muss Ruhe einkehren. Am Ende muss es eine friedliche Lösung geben."