Herr Beinhauer, wieso benötigen Sie neben Sportdeutschland.TV mit Handball-Deutschland.TV neuerdings noch eine weitere Plattform?

Im Rahmen unserer vielen Analysen haben wir festgestellt, dass dieses Übergreifende bei Sportarten nur bei Top-Events funktioniert, also bei Welt- und Europameisterschaften oder bei Olympia. Ein Handball-Fan, der sich die Handball-WM anschaut, würde vielleicht auch bei der Volleyball-WM reinschauen, weil es ein Stück weit um Nationalstolz geht. Aber in den Kategorien darunter, also etwa Volleyball-Bundesliga oder Tischtennis-Bundesliga, fehlt es an Überschneidungen. Unser Ziel ist es daher, die Communitys zusammenzuführen und auf spezifischen Plattformen zu bündeln. Wir wollen einerseits auf Profisport setzen, wie jetzt mit der Übertragung sämtlicher Spiele Handball-WM der Frauen, gleichzeitig aber auch den unteren Ligen eine Plattform bieten.

Ist dieses Modell für weitere Sportarten denkbar?

Handball-Deutschland.TV ist nur die erste Sportart-spezifische Plattform, die wir launchen. Da werden noch weitere dazu kommen. Sportdeutschland.TV wollen wir als Dachmarke behalten, auf der wir nach wie vor alles gebündelt anbieten, schließlich gibt es auch eine Menge Sportarten, die keine eigene Plattform benötigen. Aber gerade beim Handball haben wir eine enorme Nachfrage gespürt, sodass die Bündelung für uns ein logischer Schritt war.

Welche Sportarten sind für Sie noch interessant für einzelne Plattformen?

Ohne mich festzulegen, was als nächstes kommt, haben wir sehr viele interessante Sportarten mit einer starken Community. Da wären beispielsweise Volleyball oder Judo zu nennen. Aktuell gehen wir davon aus, im Jahr 2018 sechs bis zehn neue Plattformen zu launchen.

Reicht denn da die jetzige Manpower aus?

Wir werden zusätzlich zu unseren acht festangestellten Mitarbeitern, zu denen noch eine Menge Freie kommen, noch ein bisschen aufstocken, allerdings hauptsächlich auf der technischen Seite, die unsere Grundlage darstellt. Wir können uns darüber hinaus innerhalb unserer Mutter 7Sports austauschen, beispielsweise mit den Kollegen von "ran" oder ProSieben Maxx. Die Synergien und die Erfahrung sind sehr wertvoll und geben uns den nötigen Push.

"DAZN hat dem Livesport-Streaming einen deutlichen Schub versetzt."
Björn Beinhauer, Geschäftsführer DOSB New Media

Wie läuft's denn mit dem Geldverdienen?

Aktuell sehen wir uns bei DOSB New Media noch immer ein Stück weit als Start-up, aber wir befinden uns auf einem guten Weg und Geld verdienen gehört da definitiv dazu. Sponsoring wird im nächsten Jahr noch wichtiger werden, gerade durch den Start der weiteren Plattformen. Für Werbepartner ist es sehr interessant, sich Sportarten-spezifisch platzieren zu können. Auch das ist eine Erkenntnis aus den Gesprächen, die wir geführt haben. 

Durch DAZN ist ein großer Player auf dem Sportstreaming-Markt hinzugekommen, der im kommenden Jahr sogar die Champions League zeigen wird. Macht es das für Sie leichter oder schwerer, wenn auch andere den Markt bespielen?

Definitiv leichter. DAZN hat dem Livesport-Streaming einen deutlichen Schub versetzt, es ist heute schon fast Standard. Allerdings sind wir nicht so wirklich kompetitiv, weil DAZN seinen Fokus auf noch größeren Sport legt als wir das tun. Natürlich haben auch wir internationalen Leistungssport auf der Plattform, so wie jetzt die WM, dennoch konzentrieren wir uns auf deutsche Ligen unterhalb der Fußball-Bundesliga und gehen als DOSB-Tochter sehr viel stärker auf den Breitensport. Bei uns können beispielsweise Ligen oder  Vereine für wenig Geld eine Streamingbox  mieten und damit all ihre Spiele mit mehreren Kameras, Grafik und eigener Sponsoreneinbindung live übertragen. Dieses Angebot wird heute schon von mehr als 100 Vereinen aus verschiedenen Ligen genutzt. Auf diese Weise wollen wir die Hürde des Livestreams so gering wie möglich halten.

Herr Beinhauer, vielen Dank für das Gespräch.