Gleich zwei Mal musste ProSiebenSat.1 im vergangenen Jahr kleinlaut die eigenen Ergebnisprognosen nach unten korrigieren - und auch das dürfte neben den überaus unglücklichen Äußerungen übers eigene Publikum ein Grund dafür gewesen sein, dass Thomas Ebeling heute zum letzten Mal die Geschäftszahlen für den Konzern vorstellt, den er seit Frühjahr 2009 führte. Und es ist ein versöhnlicher Abschied geworden, denn nachdem das zweite und dritte Quartal deutlich unter den Erwartungen geblieben war, gab es Ende 2017 doch noch einen Endspurt.

Der sorgte dafür, dass alles in allem der Konzernumsatz doch noch um stattliche 7 Prozent auf 4,078 Milliarden Euro anstieg. Die Prognose lag zuletzt beim "mitleren einstelligen Prozentbereich", tatsächlich liegt man nun also etwas darüber. Auch das Adjusted EBITDA (also der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), stieg um immerhin 3 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb dem Konzern ein Geweinn von 550 Millionen Euro, auch hier war es ein leichter Zuwachs um drei Prozent.

Das Wachstum kommt allerdings längst nicht mehr aus dem klassischen Fernsehgeschäft. Doch nachdem sich die Werbeeinnahmen im zweiten und dritten Quartal sogar rückläufig entwickelt hatten, gelang es, sie auf Jahressicht dank eines starken Endspurts doch zumindest stabil zu halten. Allein aufs vierte Quartal bezogen gab es ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Dass das Sendergeschäft insgesamt sogar ein ganz kleines Umsatzwachstum um 1 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro verzeichnete, ist zum einen auf steigende Distributionserlöse, zum Anderen auf den Kauf des österreichischen Senders ATV zurückzuführen.

Besser entwickelte sich das Segment Digital Entertainment, wo der Umsatz um 5 Prozent auf nun 463 Millionen Euro anstieg. Während sich Studio71 und das AdTech-Geschäft positiv entwickelten, entwickelte sich das Musik- und Event-Geschäft rückläufig. Der Bereich Content Production & Global Sales - also im wesentlichen Red Arrow Studios - musste einen kleinen Umsatzrückgang um drei Prozent auf 352 Millionen Euro hinnehmen. Währungseffekte und Verschiebung von Produktionen ins nächste Jahr macht ProSiebenSat.1 hier verantwortlich. Entscheidend fürs Wachstum des Gesamtkonzerns war der Bereich Digital Ventures & Commerce. Hier schoss der Außenumsatz um 30 Prozent auf 996 Millionen Euro nach oben. Insbesondere die Online-Plattformen Verivox, Amorelie und Flaconi trugen zum organischen Wachstum bei. Viel Geld brachte zudem der Verkauf des Online-Reisebüros Etraveli. Das führte dazu, dass ProSiebenSat.1 erstmals mehr als die Hälfte seines Umsatzes nicht mehr mit TV-Werbeeinnahmen machte.

Für ProSiebenSat.1 war es der letzte Bericht in der alten Segment-Aufteilung, wie vor längerem berichtet gibt es seit Jahresbeginn die Neugliederung in Entertainment, Content Production & Global Sales und Commerce. Für letzteres Segment holt sich ProSiebenSat.1 einen Partner an Bord und verkauft 25,1 Prozent der Anteile an der NCG - NuCom Group (so der neue Name des Commerce-Geschäfts) an den Finanzinvestor General Atlantic. "Mit General Atlantic haben wir den perfekten Partner für unser Commerce-Geschäft gefunden und den Startschuss für den Portfolioausbau sowie die weitere Beschleunigung des Wachstums in diesem Bereich gegeben", sagt Thomas Ebeling. General Atlantic hat konkret etwa 300 Millionen Euro gezahlt, insgesamt wird die NCG - Nucom Group mit 1,8 Milliarden Euro bewertet.

Und damit zum Blick in die Zukunft: ProSiebenSat.1 rechnet damit, dass auch in diesem Jahr der Konzernumsatz weiter wächst und strebt bis 2022 weiterhin einen durchschnittlichen Umsatzanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Gleichzeitig rechnet der Konzern mittelfristig mit einer weiteren Steigerung des operativen Ergebnisses.

Thomas Ebeling zieht für sich selbst eine positive Bilanz: "Wir hatten 2017 einen starken Endspurt. So konnten wir auf Jahressicht weiter profitabel wachsen und haben erstmals die Umsatzmarke von 4 Mrd Euro übertroffen.  Im Vergleich zu 2009 ist das eine Steigerung von knapp 50 Prozent. Im selben Zeitraum haben wir den Nettogewinn verdreifacht und die Nettofinanzverschuldung etwa halbiert. So eine Leistung ist in einem hoch dynamischen Umfeld wie der Medienbranche einmalig und ich bin stolz darauf, diesen Weg mit diesem großartigen Team gegangen zu sein." Doch ein bestelltes Haus hinterlässt er nicht, was sich schon daran zeigt, dass der nun interimsweise fungierende Vorstandsvorsitzende Conrand Albert sagt: "2018 steht bei ProSiebenSat.1 im Zeichen der Neuausrichtung." Diese schon lang angekündigte, aber bislang nicht umgesetzte Neuausrichtung fällt nun in eine Zeit, in der Thomas Ebeling schon weg, sein gestern vorgestellter Nachfolger Max Conze aber noch nicht da ist - er tritt sein Amt erst am 1. Juni an.

Mehr zum Thema