Am Donnerstag stellt ProSiebenSat.1 seinen Geschäftsbericht für das Jahr 2017 vor. Das wird auch der letzte Auftritt von Vorstandschef Thomas Ebeling sein, der ja nach seinem "arm und fettleibig"-Zitat bekanntlich früher aus dem Unternehmen ausscheidet als ursprünglich geplant. Rechtzeitig zu Ebelings Abgang hat ProSiebenSat.1 nun einen Nachfolger präsentiert: Max Conze wird Vorstandsvorsitzender und dieses Amt zum 1. Juni übernehmen. Der Aufsichtsrat des Konzerns hat Conze auf seiner Sitzung am Mittwoch zum kommenden CEO ernannt. Bis zum 1. Juni übernimmt Conrad Albert interimistisch den Vorstandsvorsitz, er ist bislang stellvertretender Vorstandsvorsitzender. 

Zuletzt gab es in der Branche wilde Spekulationen rund um die Ebeling-Nachfolge. Zuletzt berichteten mehrere Medien, Albert könnte vielleicht auch dauerhaft CEO bleiben - das galt vor einigen Monaten noch als undenkbar. Nun ist es mit Max Conze also eine externe Lösung geworden. Der neue Vorstandschef hat, wie schon Ebeling zu seinem Amtsantritt im Jahr 2009, wenig Erfahrung im Medienbereich. Zwischen 2011 und 2017 leitete Conze als CEO die Geschicke des Staubsauger-Herstellers Dyson. Unter seiner Führung haben sich dort Umsatz und Gewinn verdreifacht. Die Trennung verlief im Herbst 2017 aber nicht sehr harmonisch: Dyson warf dem Vorstandsvorsitzenden Geheimnisverrat vor und zog vor Gericht. Conze bestritt die Vorwürfe energisch und drohte ebenfalls mit Klagen. Im Dezember legten Dyson und Conze ihren Streit bei, die "Financial Times" berichtete, Conze habe vom Unternehmen eine Entschädigung in Höhe von mehreren Millionen Pfund bekommen. Vor seiner Zeit bei Dyson arbeitet Conze 17 Jahre für Procter & Gamble in unterschiedlichen Management- und Marketingpositionen in Deutschland, USA, China und der Schweiz. 

"Mit seiner Innovationsstärke und seinem Marketingverständnis wird Max Conze ProSiebenSat.1 zu neuen Erfolgen führen."

Werner Brandt, Aufsichtsratsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media SE

Werner Brandt, Aufsichtsratsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media SE, sagt über den neuen Vorstandsboss: "Max Conze verfügt über umfangreiche internationale Managementerfahrung in unterschiedlichen Branchen. Zudem hat er die digitale Transformation bei Dyson erfolgreich umgesetzt und das Unternehmen zu einem stark wachsenden globalen Technologie-Konzern ausgebaut. Mit seiner Innovationsstärke und seinem Marketingverständnis wird er ProSiebenSat.1 zu neuen Erfolgen führen." Brandt bedankt sich zudem bei Conrad Albert, der bis zum Sommer die angepeilte Drei-Säulen-Strategie weiter umsetzen soll. Auch für Thomas Ebeling findet Brand lobende Worte. Dieser habe für das Unternehmen "Enormes" geleistet, sagt Brandt und verweist auf den deutlich gestiegenen Umsatz und die Marktkapitalisierung des Konzerns. "Thomas Ebeling hat mit seinen Innovationen das Unternehmen in den DAX geführt. Für seine herausragenden Leistungen gebührt ihm unser Dank."

Conze selbst freut sich auf seinen neuen Job: "Entertainment hat mich immer schon begeistert. Der digitale Wandel dieser Branche reizt mich besonders und die Kombination mit dem Commerce-Geschäft macht ProSiebenSat.1 für mich einzigartig. Gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen und allen Mitarbeitern möchte ich die Zukunft des Unternehmens mit vollem Einsatz gestalten und die Drei-Säulen-Strategie Entertainment - Content Production - Commerce vorantreiben.

"Entertainment hat mich immer schon begeistert."

Max Conze, designierter Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media SE

ProSiebenSat.1 hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Nachdem sich das TV-Geschäft schlechter entwickelt hatte als geplant, musste der Konzern seine Erwartungen nach unten schrauben - das kam an der Börse alles andere als gut an. Zwar wächst das Digitalgeschäft des Konzern rasant, schwächelt aber die große Säule TV, hat das Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. Mitte November geriet Thomas Ebeling schließlich in die Kritik, weil er in einem Analysten-Call TV-Zuschauer als "ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm" bezeichnete. Kurz darauf verkündete er seinen Rücktritt zum 22. Februar 2018. 

Max Conze wird sich ab dem Sommer mit Hochdruck an die Arbeit machen müssen. Der Aktienkurs der Gruppe erholte sich zuletzt zwar ebenso wie der TV-Werbemarkt, damit das so bleibt, bedarf es aber noch viel Arbeit. Bei den TV-Sendern der Gruppe soll künftig wieder verstärkt in eigene Inhalte investiert werden, das ist schon jetzt bekannt. Und das Digitalgeschäft soll in Zukunft mit einem Investor noch stärker wachsen. 

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