Vor rund einem Jahr hat Arte Schlagzeilen gemacht, weil man eine geplante Antisemitismus-Doku nicht zeigen wollte, wochenlang lieferten sich Sender und Filmemacher einen Schlagabtausch. Nun bahnt sich auch Ähnliches in Österreich an. Dort hat der ORF nun nämlich eine geplante Dokumentation zum Thema Rassismus kurzfristig aus dem Programm genommen. Eigentlich sollte die Doku "Schwarz in Wien von Soliman bis Alaba" von Thaddäus Podgorski junior am kommenden Sonntag um 18:20 Uhr im Rahmen der Sendung "Österreich-Bild" ausgestrahlt werden.

Dazu wird es allerdings nicht kommen. Wie das Landesstudio Wien, das die Doku in Auftrag gegeben hatte, gegenüber den beiden Tageszeitungen "Die Presse" und "Der Standard" erklärte, habe der Film "technisch, formal und inhaltlich nicht dem beauftragten Konzept entsprochen". Was das genau heißt, ist unklar. Darüber hinaus will sich der Sender auch auf DWDL.de-Anfrage nicht äußern. Vom Sender heißt  es lediglich, Filmemacher Podgorski werde mit der Überarbeitung der Doku beauftragt.

Podgorski sagte, die Doku sei "ohne nähere inhaltliche Begründung" aus dem Programm gestrichen worden. Zuvor habe der zuständige Redakteur den Film noch mit "großer Begeisterung" abgenommen. Zu den Problemen kam es wohl erst, als die Doku der Direktorin des Landesstudio Wiens vorgelegt wurde. Angeblich soll die Bildsprache des Films nicht zur Sendung passen. In der Doku sollten eigentlich sechs Wienerinnen und Wiener zu Wort kommen und über den Rassismus berichten, den sie täglich erleben.

"Schwarz in Wien von Soliman bis Alaba" käme jetzt eigentlich zu einem guten Zeitpunkt, wird unter dem Hashtag "MeTwo" doch gerade intensiv über den alltäglichen Rassismus berichtet und diskutiert. Entstanden ist die Doku aber freilich mit einem großen Vorlauf, bereits vor zwei Jahren habe er dem ORF das erste Konzept vorgelegt, so Podgorski. Beauftragt wurde er schließlich im Frühjahr 2018. Der Filmemacher weiß nun auch nicht, wie es weiter geht - oder wie er die Doku überarbeiten soll. "Es sind eine Reihe von Interviews, bei denen wir die Betroffenen einfach selbst sprechen lassen. Da kann man keine Kommentare rausschneiden oder irgendwelche Bilderstrecken ändern", sagt er gegenüber "Spiegel Online". Gezeigt werden tatsächlich nur die Interviews - ohne Off-Kommentare oder Begleitmusik.

Die Sendung "Österreich-Bild" wird am Sonntag aber natürlich auch ohne die Doku laufen. Der ORF hat auch schon einen Ersatz für die Rassismus-Dokumentation gefunden. Gezeigt wird stattdessen der Beitrag "Wiener Heurige", ein Film über die vielen Wein-Lokale der Stadt.