Am Mittwoch haben österreichische Zeitungen öffentlich gemacht, dass der ORF eine geplante und bereits fertiggestellte Doku zum Thema Rassismus nicht zeigen will (DWDL.de berichtete). Tatsächlich war die Doku "Schwarz in Wien – Von Soliman bis Alaba" bereits für den kommenden Sonntag in ORF 2 angekündigt und dann kurzfristig aus dem Programm verschwunden. Vom zuständigen Landesstudio Wien hieß es, die Doku habe "technisch, formal und inhaltlich nicht dem beauftragten Konzept entsprochen". Nun hat man seine Meinung beim ORF aber noch einmal geändert.

"Die Produktion wird natürlich gesendet", heißt es nun vom Sender. "Es wird geprüft, welcher Sendeplatz für den Film passend ist, um ihn innerhalb der nächsten Wochen zur Ausstrahlung zu bringen." Der Ausstrahlungstermin soll "zeitnah" bekanntgegeben werden. Darüber hinaus bestätigte der Sender auch den Grund für die Nicht-Ausstrahlung im Rahmen der Sendung "Österreich-Bild". Die Doku habe nicht "zur Anmutung und Bildsprache der Programmleiste" gepasst.

Filmemacher Thaddäus Podgorski junior hat für die Doku sechs Wienerinnen und Wiener begleitet. Diese erzählen über den täglichen Rassismus, den sie erleben. Aufgrund der Thematik hatte sich Podgorski dazu entschieden, nur die Interviews in den Film einzubauen. Es gibt keine Off-Kommentare, Begleitmusik oder Bilderstrecken.

Zunächst hieß es vom ORF noch, Podgorski solle die Doku überarbeiten. Das muss er nach der vielen Kritik am Sender nun aber offenbar nicht mehr. Die Doku werde unverändert gezeigt, sagte er der "Presse". Eine offizielle Bestätigung des ORF gibt es dazu noch nicht. Podgorski hofft nun auf einen prominenteren Sendeplatz als den Sonntagvorabend, das Landesstudio Wien müsse sich dazu nun aber mit den Sender-Verantwortlichen absprechen.

Der ORF entgeht damit der Situation, in der Arte und der WDR im vergangenen Jahr steckten. Die Sender weigerten sich, eine Doku über Antisemitismus auszustrahlen, es folgte ein tage- und wochenlanges Hickhack zwischen Sendern und Produzenten. Schließlich war die Doku zuerst bei bild.de zu sehen, später zog Das Erste nach und zeigte nach der Ausstrahlung eine "Maischberger"-Sendung zum Thema. Während der Doku selbst wurden immer wieder Hinweise auf einen Faktencheck im Internet eingeblendet. Das stieß den Produzenten sauer auf, die zudem nicht zum Talk eingeladen waren. "Der WDR ist nicht zu Selbstkritik und einer offenen Diskussion vor Publikum fähig", sagte Produzent Joachim Schroeder einige Monate später im DWDL.de-Interview.