Der ORF hat am Mittwochmittag vor Journalisten sein Programm für das kommende Jahr vorgestellt. Im Fokus steht 2019 ein großflächiger Umbau des Vorabends besonders bei ORF eins, hier zeigt man seit Jahren US-Serien, derzeit etwa "Simpsons", "Big Bang Theory" und "Young Sheldon". Weil die Reichweiten insgesamt aber recht dürftig sind und auch den gesamten Schnitt des ORF nach unten ziehen, ist der Sender schon seit einiger Zeit unter Zugzwang. Bei seiner Wiederwahl als ORF-Chef versprach Alexander Wrabetz bereits 2016 eine Info-Offensive. Ein damals in Aussicht gestelltes Info-Magazin mit 60 Minuten Laufzeit ist inzwischen zwar vom Tisch, dennoch wagt man sich im kommenden Jahr an einen großen Umbau.


Im Frühjahr, ein genaues Datum gibt es noch nicht, zeigt man um 18 Uhr die neue "ZiB 18". In der 8-minütigen Sendung will ORF eins seine Zuschauer auf den aktuellsten Stand bringen und setzt dabei auf seine bekannte Nachrichtenmarke "Zeit im Bild". In Sprache, Stil und Länge sei die neue "ZiB 18" produziert für eine "neue Generation". Ergänzt wird die Sendung durch ein neues Vorabendmagazin, das künftig um 18:10 Uhr auf Sendung geht. In dem rund 30-minütigen "Magazin.Eins" gibt es Reportagen, Hintergrundstücke und Interviews zu sehen. Man wolle Geschichten erzählen, die in der aktuellen Berichterstattung nur wenig Platz hätten, so der ORF.

"ZiB 18" und "Magazin.Eins" ersetzen damit US-Serien, die derzeit noch auf diesem Sendeplatz zu sehen sind. Gleichzeitig überschneiden sich die neuen Formate damit mit der bestehenden, sehr erfolgreichen Magazin-Schiene in ORF 2. Im Anschluss an die neuen Formate will ORF eins aber auf andere Programmfarben setzen. Das ist wohl eine kluge Entscheidung: Um 19 Uhr startet ORF 2 seine Bundesländer-Nachrichten, die regelmäßig mehr als 50 Prozent Marktanteil holen. Zum Auftakt der Vorabend-Reform werden nach "ZiB 18" und "Magazin.Eins" noch US-Serien laufen, ab Sommer ist aber eine Teststrecke geplant. Dann sollen Formate aus anderen Genres am Vorabend gezeigt werden, geplant ist offenbar auch eine Quizshow. Ziel ist, bis 2020 mehr österreichischen Content am Vorabend von ORF eins zu zeigen.

Gerade eine Quizshow würde für ORF eins durchaus Sinn machen. "Wer weiß denn sowas?" ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein Sender seinen Vorabend durch ein solches Format aufwerten kann, auch die Pflaume-Show kommt in Österreich auf gute Zuschauerzahlen und liegt nicht selten über den Werten von ORF eins. Auch ServusTV erzielt mit "Quizmaster" am Vorabend regelmäßig sehr starke Quoten, dem ORF fehlt diese Programmfarbe bislang. Zudem will ORF eins auch seine Doku-Marke "DOK.eins" aufhübschen, diese bekommt im neuen Jahr am Mittwochabend einen festen Sendeplatz. Jeden Mittwoch beleuchten dort Hanno Settele und Lisa Gadenstätter verschiedene Themen, hinzu kommen internationale Dokus. In einem neuen Talk-Format wird anschließend diskutiert - wenn es passt, auch über das in "DOK.eins" aufgeworfene Thema. Treibende Kraft hinter den Veränderungen und Reformplänen ist allen voran Lisa Totzauer, die ORF eins seit Mai dieses Jahres als Senderchefin leitet. 

Auch in ORF 2 kommt es 2019 zu Veränderungen am Vorabend. "Daheim in Österreich", das seit August 2017 aus einem mobilen Studio daherkommt, wird aufgrund gesunkener Quoten (die immer noch über dem Senderschnitt liegen) eingestellt und durch das neue "Studio 2" ersetzt. Ab dem 7. Januar führen Verena Scheitz und Norbert Oberhauser sowie Birgit Fenderl und Martin Ferdiny abwechselnd durch das neue Format, das Information und Unterhaltung vereinen soll. Das Format soll "inhaltlich und personell ein Aufbruch in ein modernisiertes Vorabend-Zeitalter" einläuten. Das mobile Studio bleibt bei der Früh-Sendung "Guten Morgen Österreich" aber auch weiterhin im Einsatz, wie gehabt meldet sich das Team jeden Morgen aus einer anderen Gemeinde. Außerdem wird ORF 2 künftig auch sonntags eine "ZiB 2" zeigen, dafür hat man mit Martin Thür einen der profiliertesten Journalisten des Landes gewonnen, der zuletzt für das Red-Bull-Portal "Addendum" arbeitete und davor das Info-Gesicht von ATV war. "ZiB 2 am Sonntag" startet am 13. Januar.

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Im Show-Bereich hat der ORF zuletzt einige Rückschläge hinnehmen müssen, zwei neue Formate liefen so schlecht, dass sie am späten Abend zu Ende gingen. Im März zeigt man die 12. Staffel von "Dancing Stars" - gute Quoten dürften hier garantiert sein. Die letzte Staffel der Tanzshow lief Anfang 2017. Um den Bereich Unterhaltung zu reformieren, sucht Alexander Wrabetz derzeit nach einem neuen Chef. Der bisherige Unterhaltungs-Boss Edgar Böhm geht Ende des Jahres in Rente. Beste Chancen auf den Job hat offenbar Roland Brunhofer, früherer Landesdirektor des ORF-Studios in Salzburg. Brunhofer ist im Sender aber nicht unumstritten, Mitarbeiter bescheinigen ihm einen autoritären Führungsstil. In den kommenden Wochen wird sich diese Personalie entscheiden. Ansonsten hat der ORF in der Unterhaltung ein paar kleinere Formate angekündigt, darunter auch eine neue News-Satire-Show mit Peter Klien, dem Außenreporter von "Willkommen Österreich".

Besser als in der Unterhaltung ist der ORF im Fiction-Bereich aufgestellt. Für Januar hat der Sender nun mit "Walking on Sunshine" eine neue Serie mit Robert Palfrader, Proschat Madani, Miriam Fussenegger und Aaron Karl angekündigt. Im Frühjahr zeigt man auch David Schalkos "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" - dann dürfte die Serie vermutlich auch hierzulande bei TV Now online gehen. Die Plattform hatte die Serie vor einiger Zeit von RTL Crime geerbt. Neue Folgen gibt es 2019 zudem von den "Vorstadtweibern", "Soko Donau", "Soko Kitzbühel" und "Vier Frauen und ein Todesfall". Vom ZDF hat man zudem die gefeierte Serie "Bad Banks" erworben.

Im Sport-Bereich hat der ORF zuletzt einige Rechte verloren, so zeigt man inzwischen weder die Champions League noch ausgewählte Spiele der Bundesliga. Stattdessen stehen 2019 wieder viel Wintersport - ein starker und stabiler Quotengarant in Österreich - Formel 1 und die EM-Qualispiele der Nationalmannschaft an. In Sachen Quoten muss sich vor allem ORF eins verbessern. Während ORF 2 mit Werten um 20 Prozent Marktanteil weiter ein stabiler Anker ist, kommt der Schwestersender in Monaten ohne sportliche Großereignisse mittlerweile nicht einmal mehr auf zehn Prozent Marktanteil, im August und Oktober setzte es mit jeweils 7,7 Prozent Tiefstwerte. Auch deshalb forderte der überwiegend von Politikern besetzte Stiftungsrat des ORF Veränderungen - nicht zuletzt am Vorabend von ORF eins. Diese Änderungen kommen nun 2019 - wie die Zuschauer sie annehmen werden, steht aber auf einem anderen Blatt.