Die Berichterstattung zum Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame hat am Dienstag und Mittwoch auch die Intendantinnen und Intendanten der ARD beschäftigt. Auf der abschließenden Pressekonferenz räumte der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm jetzt ein, dass es ein Fehler gewesen ist, das Programm zwischen "Tagesschau" und "Tagesthemen" nicht unterbrochen zu haben. "Es hätte uns gut zu Gesicht gestanden, wenn wir um 21 Uhr noch einmal eine 'Tagesschau'-Extra-Ausgabe mit einer Schaltung nach Paris oder einem weiteren Stück über die letzte Stunde gehabt hätten", sagte Wilhelm. Er habe "mit Bedauern zur Kenntnis genommen, dass das nicht gelungen ist".

Gleichzeitig verwies Wilhelm - wie schon die Chefredakteure am Tag zuvor - darauf, dass man im weiteren Verlauf des Abends die "Tagesthemen" verlängert und eine zusätzliche Ausgabe ins Programm genommen habe. Dass die 20-Uhr-Ausgabe der "Tagesschau" nicht gleich zu Beginn über den Brand berichtete, erklärte der BR-Intendant damit, dass das Stück erst um 19:59 Uhr überspielt wurde. "Es hat nicht gereicht für Platz 1", so Wilhelm. Stattdessen habe man den Bericht in der Sendung platziert, sobald er fertiggestellt war. ARD-Programmdirektor Volker Herres sprach in diesem Zusammenhang von einer "technischen Panne" und sagte: "Shit happens."

Ulrich Wilhelm© BR/Ralf Wilschewski
Ulrich Wilhelm (Foto) ärgerte sich aber zugleich über die Kritik mancher Kollegen. "So manche Bewertung, die zu lesen war, die uns nicht ein Minimum an Sachverstand zugestehen wollte, ist wirklich grundlos." Es schmerze ihn, "wenn in Kommentaren tatsächlich für möglich gehalten wird, dass die diensthabenden Nachrichtenredakteure das Ereignis Notre-Dame nicht für das erstwichtige gehalten haben." Jeder, der aktuell berichte, kenne den Zeitdruck, unter dem solche Berichte entstehen. In dem konkreten Fall sei der Bericht kurz vor der Sendung noch einmal verändert worden und habe daher live eingesprochen werden müssen.

Nach Auffassung von Volker Herres habe die ARD das Thema - abgesehen von den genannten Einschränkungen - jedoch "angemessen verarbeitet". Zugleich wies der Programmdirektor die vielfach geäußerte Kritik zurück, wonach es am Montag einen "Brennpunkt" hätte geben sollen. "Im Endergebnis hätten wir eine brennende Kirche zeigen können um 20:15 Uhr", so der Programmdirektor. Um einen "Brennpunkt" ins Programm zu nehmen, gäbe es allerdings "klare Kriterien". So müsse eine solche Sondersendung einen Mehrwert bieten, der über die Berichterstattung der "Tagesschau" hinausgeht. In diesem Fall hätten um 20:15 Uhr aber schlicht nicht mehr Informationen vorgelegen. Erst am Tag danach habe man Hintergründe liefern können.

Auf der ARD-Pressekonferenz wurde unterdessen auch nach einem möglichen öffentlich-rechtlichen Nachrichtenkanal gefragt, den Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Montagabend auf Twitter gefordert hatte. Dies sei jedoch "Sache des Gesetzgebers", erklärte der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm in Hamburg und spielte den Ball damit an die Politik zurück. "Natürlich hätten wir im Prinzip die Kraft und die Erklärkompetenz", sagte er. "Ein Wunsch des Publikums und auch vieler Kritiker, die auf uns blicken, wäre, dass wir in unserem Kernbereich der Informationen ein hohes Maß an Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten bekommen." Allerdings räumte Wilhelm mit Blick auf private Nachrichtenangebote ein, dass dieses Thema ein "wahres Minenfeld" sei.

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